„Wäre klare Kriegsbeteiligung“: Ex-Merkel-Berater Vad unterstützt Scholz‘ Taurus-Entscheidung

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Kanzler Olaf Scholz hat mit seiner Entscheidung gegen Taurus-Lieferungen Kritik geerntet. Doch auch Militärexperte Erich Vad warnt vor möglichen Risiken.

Berlin – Ex-Merkel-Berater und Brigadegeneral a.D. der Bundeswehr Erich Vad unterstützt Olaf Scholz´ Entscheidung, keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Ein abgehörtes Gespräch über den Einsatz der deutsch-schwedischen Waffe hatte vergangene Woche die Bundeswehr erschüttert – und die Debatte über die heikle Geste im Ukraine-Krieg neu entfacht.

Vad, langjähriger Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bestätigte in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung am Montag (4. März) die hohen Risiken, mit dem eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörper an Kiew verbunden wären und stellt sich hinter die Entscheidung des Kanzlers. Er vertritt damit die Meinung der meisten Deutschen. Nur 28 Prozent unterstützen Taurus-Lieferungen an die Ukraine, wie eine Umfrage im Auftrag der dpa ergab.

Olaf SCHOLZ, Bundeskanzler und Pro - Taurus - Raketen - Lieferung - Plakat. SPD Wahlkampfveranstaltung am 18.08.2023, in M+nchen
Demonstranten fordern in München die Freigabe von Taurus-Marschflugkörpern. © IMAGO/Oryk HAIST

Vad zu Scholz´Ukraine-Entscheidung: „Taurus könnten Kreml zerstören“

„Die Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz, keine Taurus-Waffensysteme an die Ukraine zu liefern, halte ich für absolut richtig“, sagte Vad. Mit dem Taurus könne man den Kreml zerstören und damit den russischen Regierungssitz. „Aus deutscher Sicht wäre eine kurzfristige Taurus-Lieferung und die damit verbundene Bereitstellung von Soldaten, die das Waffensystem bedienen können, eine klare Kriegsbeteiligung.“

Die Ukraine verfüge zwar bereits über ähnliche Waffensysteme der Briten und Franzosen, die Storm-Shadow- beziehungsweise Scalp-Raketen hätten jedoch nicht so eine große Reichweite und Zerstörungskraft wie die Taurus-Marschflugkörper. Mit dem deutschen System könnten laut Militärexperten Ziele weit hinter der Frontlinie in Russland angegriffen werden, was enormen Eskalationspotenzial hat. „Wir dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die dieses System erreicht, verknüpft sein“, warnte Olaf Scholz vergangene Woche gegenüber der dpa.

Ex-Merkel-Berater Vad sieht Pistorius in der Pflicht nach Taurus-Abhörskandal

Die mitgeschnittenen Gespräche der deutschen Bundeswehr über den Einsatz von Taurus seien zwar sensibel, sagte Vad. „Aber im geschützten Raum muss man offen über mögliche militärische Einsatzszenarien sprechen und militärische Risiken abwägen können.“ Der Ex-Merkel-Berater dämpft, ebenfalls gegenüber der Berliner Zeitung zudem die große Sorge um den öffentlich gewordenen Abhörskandal.

„Das Abhören militärischer Informationen gehört zum Auftrag von Geheimdiensten. Wie wir beim Abhören des Handys von Bundeskanzlerin Angela Merkel gesehen haben, geschieht dies auch unter befreundeten Nationen.“ Es liege nun an Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Affäre aufzudecken und zu klären, wie Russland an die sensiblen Daten gelangen konnte.

Grüne und FDP befürworten Taurus-Lieferungen an die Ukraine

Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung und Vad kritisieren Mitglieder der Ampel-Koalition Scholz´Nein zur Taurus-Lieferung. Etwa Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) sieht in Scholz´Ablehnung zögerliches Verhalten und betont, dass Russland die Deutschen ohnehin schon als Feind begreife. Und auch Anton Hofreiter (Grüne) behauptete im „heute journal“, Scholz‘ Begründung sei „offensichtlich falsch“. (Laura May)

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