CDU-Chef greift nach Kanzlerkandidatur: Merz macht’s – und was macht Söder?

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Friedrich Merz (li.) empfiehlt sich selbst als Unions-Kanzlerkandidat. Die Debatte um eine Kandidatur von Markus Söder (re.) dürfte damit beendet sein. Ein Kommentar von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis. © Michael Kappeler/dpa/Klaus Haag

CDU-Chef Merz gibt öffentlich zu verstehen, dass er bereit ist, Kanzlerkandidat der Union zu werden. Das wirft andere Kandidaten wie Markus Söder aus dem Rennen - erst mal. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

Friedrich Merz fühlt sich „fit“ für die Kanzlerkandidatur. Dass ein locker dahin geschlenzter Interviewsatz des 68-Jährigen reicht, um alle (Schein-)Debatten über die Ersatzkandidaten Hendrik Wüst oder Markus Söder zu beenden, unterstreicht die herausragende Rolle, die sich der Oppositionsführer in Berlin erarbeitet hat. An ihm führt in der Union kein Weg mehr vorbei. Dafür hat auch der Kanzler selbst gesorgt. Nur an Merz arbeitet sich Olaf Scholz im Bundestag ab, nicht an den beiden anderen, die sich selbst bekanntlich ebenfalls für kanzlertauglich halten. Das hat zu einer medialen Fokussierung geführt, die Merz als einzigen auf Augenhöhe mit dem Amtsinhaber hob und ihn so zum natürlichen Herausforderer machte.

Mancher unterschätzt die Wandlungsfähigkeit von Markus Söder

Damit ist nicht nur Merz an seinem (vorläufigen) Ziel, sondern auch Scholz. Denn der Kanzler bekommt nun seinen Wunschgegner. Scholz hält den kantigen CDU-Chef in der Zuspitzung „er oder ich“ für leichter schlagbar als Wüst oder Söder. Und die Umfragen spiegeln womöglich noch nicht ausreichend wider, dass dem Amtsinhaber trotz auf den ersten Blick unvorteilhafter Schlagzeilen zuletzt auch was gelungen ist: Er hat erstens mit dem Warnruf „die Demokratie ist in Gefahr“ Millionen Bürger „gegen rechts“ auf die Straße gebracht und gerade das linke Lager mobilisiert. Und er strickt mit der Alarmmeldung „der Frieden ist in Gefahr“ zweitens emsig an der Legende, dass bei der nächsten Wahl entweder ein „Friedenskanzler“ (sprich er selbst) im Amt bleibt – oder der „Kriegskanzler“ Merz kommt. Das ist zwar eine Karikatur der Realität, doch könnte es bei manchen Bürgern verfangen, die von der Ampel ermüdet, aber gleichzeitig von den Schrecken des Ukrainekriegs und Putins Drohungen verunsichert sind.

Dem ehrgeizigen Bayernregenten Markus Söder, dem inmitten der globalen Zeitenwende sein Freistaat längst zu klein geworden ist, bleibt vorerst nur die Rolle des Beobachters. Die Kanzlerkandidatur dürfte für ihn weg sein, und als Nummer Zwei will er nicht nach Berlin wechseln. Doch wird schon im Frühjahr 2027 das Bundespräsidentenamt frei. Spätestens 2026, weniger als ein Jahr nach dem regulären Bundestagswahltermin, werden die Parteien nach Bewerbern Ausschau halten. Merz dürfte, falls er dann im Kanzleramt residiert, dem CSU-Chef eine Gegenleistung schuldig sein. Mancher, der sich Söder in der Rolle des ausgleichenden Staatsoberhaupts nicht vorstellen kann, unterschätzt die Wandelbarkeit des Bayern, der bisher noch jedes Amt zu seinem gemacht hat.

Georg Anastasiadis

Auch interessant

Kommentare