Für mehr Lebensqualität - Lehrerin findet wahre Berufung, nachdem sie ihren Traumberuf verlassen hat

Carrie Ann Booth aus Carlisle, Cumbria in Großbritannien, träumte seit ihrer Jugend davon, Naturwissenschaften zu unterrichten. Sie absolvierte 2005 ein Lehramtsstudium und arbeitete danach an einer weiterführenden Schule in ihrer Heimatstadt. 

„Ich war wirklich glücklich, meinen Traumjob gefunden zu haben“

„Ich war wirklich glücklich, meinen Traumjob gefunden zu haben, den ich am Ende lebte und atmete“, so Booth im Gespräch mit dem „Telegraph“. Sie fügte hinzu: „Ich arbeitete 50 bis 60 Stunden pro Woche, aber mein Job war, wer ich war und ich liebte es.“

Mit der Zeit nahmen der Druck und die Arbeitsbelastung jedoch zu. Gleichzeitig verschlechterte sich das Verhalten der Schüler, und die Unterstützung für Lehrer nahm ab. „Unsere Arbeitsbelastung wurde ständig erhöht, mit Aufgaben, von denen ich nicht glaubte, dass sie den Schülern zugutekamen. Es verbesserte weder meine Stunden noch die Noten“, erklärte Booth.

„Muss ich wirklich jeden Tag zur Arbeit kommen und mich traurig und gestresst fühlen?“

Zudem fühlte sie sich zunehmend unsicher in der Schule: „Wenn man mit 15- und 16-jährigen Jungen konfrontiert wird, die fast zwei Meter groß sind und aggressiv werden können, fängt man an zu hinterfragen – muss ich wirklich jeden Tag zur Arbeit kommen und mich verängstigt, traurig und gestresst fühlen?“

Diese Bedingungen führten dazu, dass Booth von November 2018 bis Februar 2019 krankgeschrieben war, sogar an Depressionen litt, und schließlich ihren einstigen Traumjob im Oktober 2023 aufgab. Von da an widmete sie sich ihrem Nebenjob, The Science Booth, in Vollzeit. Sie bietet nun interaktive Wissenschaftsdemonstrationen für Schulen, Jugendgruppen und andere Gemeinschaftsveranstaltungen an.

Ehemalige Lehrerin: „Dann habe ich bis Mitternacht weitergearbeitet“

Emma Lewry, ehemalige Schulleiterin aus Exeter, Devon, schilderte dem „Telegraph“ ähnliche Erfahrungen. Sie war leidenschaftlich bei ihrer Arbeit, doch die Verantwortung und die ständigen Budgetkürzungen machten ihr schwer zu schaffen. „Ich kam morgens um 7 Uhr zur Arbeit und war oft erst um 20.30 oder 21 Uhr wieder zu Hause. Dann habe ich bis Mitternacht weitergearbeitet“, erinnerte sich Lewry. 

Die Belastung wirkte sich negativ auf ihre Familie und Gesundheit aus. „Ich fühlte mich schuldig, weil ich das Gefühl hatte, meine Arbeit niemals gut genug zu machen, egal wie viel ich investierte. Dazu kam, dass ich nicht die Mutter, Ehefrau oder Freundin war, die ich sein wollte. Ich entschuldigte mich täglich.“

Weniger Gehalt, dafür mehr Lebensqualität 

2024 entschied sich Lewry, ihren Job aufzugeben und selbstständig als Beraterin und Trainerin zu arbeiten. Zwar verdient sie nun nur etwa zwei Drittel ihres früheren Gehalts, doch sie hat ihre Lebensqualität zurückgewonnen. „Freunde haben mir gesagt, ‚Du hast deinen Funken und deine Energie wieder – wir sehen die echte Emma‘. Das war traurig, aber auch großartig zu hören“, sagte sie dem „Telegraph“.

Enttäuschter Lehrer: „Meine Liebe zum Unterrichten ist heute gestorben“

Mit ihrem Frust sind die ehemaligen Lehrerinnen nicht alleine. Ein Lehrer berichtet auf der Plattform Reddit über seine wachsende Frustration mit modernen Schülern. "Meine Liebe zum Unterrichten ist heute gestorben", schreibt er. Der Lehrer schildert, wie er mehrere Schüler dabei erwischte, dass sie bei einer Aufgabe ein Plagiat abgaben, obwohl sie ihre eigene Meinung schreiben sollten. Dies habe ihn tief getroffen. Die Schüler zeigten kein Interesse mehr am Lernen und beschäftigten sich lieber mit ihren Smartphones.

Der Lehrer beschreibt, dass er nach einer Panik-Attacke realisierte, dass er das Unterrichten hasst und seine Bemühungen als Zeitverschwendung empfindet. "Ich verschwende meine Nächte und meine Freizeit, mir den Kopf zu zerbrechen", erklärt er. Er ist entmutigt, da die Schüler nur schlafen, streiten und mobben wollen.