Ungewöhnliche Forderung - Studentin soll 150 Euro pro Woche für Praktikum zahlen: „Geschockt und amüsiert zugleich“

Veronika S. hat eine überraschende Antwort auf ihre Bewerbung für ein Pflichtpraktikum im Rahmen ihres Studiums der Sozialen Arbeit erhalten. Statt einer Zu- oder Absage bot ihr der systemische Berater und Therapeut an, das Praktikum gegen eine Zahlung von 150 Euro pro Woche zu absolvieren - oder alternativ 30 Euro pro Stunde. Das berichtet der „Spiegel“.

Die junge Frau zeigte sich gegenüber dem Hamburger Nachrichtenmagazin „geschockt und amüsiert zugleich“. Sie frage sich, ob es erlaubt sei, Studierende für ein Praktikum zahlen zu lassen. Sabine Schröter, Anwältin für Arbeitsrecht, bestätigte dem „Spiegel“, dass das rechtlich zulässig sei, da in Deutschland Vertragsfreiheit gelte.

Therapeut begründet Gebühr für Praktikum: „Kein unmittelbarer Nutzen“

Der Praxisinhaber begründet seine Forderung damit, dass er durch Praktikanten „keinen unmittelbaren Nutzen“ habe und ihre Betreuung Aufwand bedeute. Er schlug vor, bei der Hochschule nachzufragen, ob diese die Kosten übernehmen könne.

Veronika S. indes hat für sich entschieden, nach einer anderen Praktikumsstelle zu suchen. Auf das ihr unterbreitete Angebot habe sie „keine Lust mehr“, sagte sie dem „Spiegel“.

Welche Rechte haben Praktikanten?

Ein Praktikant arbeitet für eine festgelegte Zeit in einem Betrieb, um berufliche Einblicke und praktische Erfahrungen zu sammeln. Praktika dauern in der Regel mehrere Wochen bis Monate und können sowohl während der Schulzeit als auch im Studium oder danach absolviert werden. Praktikanten bekommen nach Beendigung des Praktikums ein Zeugnis und verfügen über einen speziellen Vertrag.

Praktikanten haben darüber hinaus Anspruch auf Mindestlohn, es sei denn, das Praktikum ist verpflichtend durch (Hoch-)Schule oder Ausbildung oder dauert zur Berufsorientierung weniger als drei Monate. Ein schriftlicher Praktikumsvertrag, obwohl nicht zwingend erforderlich, ist empfehlenswert, besonders wenn eine Vergütung vereinbart wird. 

Techkonzern verklagt Praktikanten

In der Regel sind Praktika ein Gewinn für beide Seiten. Unternehmen kommen in Kontakt mit künftigen Nachwuchskräften, Praktikanten machen erste Schritte in der Geschäftswelt. Es kann aber auch passieren, dass so ein Praktikum in einem Desaster endet

So hatte etwa ByteDance, der Mutterkonzern von TikTok, im vergangenen Herbst eine Klage in Höhe von umgerechnet einer Million Euro gegen einen Praktikanten eingereicht. Der Vorwurf lautete Sabotage der firmeneigenen Künstlichen Intelligenz durch Code-Manipulationen und unerlaubte Änderungen.