Staffel-DM: Unglaublicher Fehler beschert Sindelsdorfer Athlet erste DM-Medaille
Bei der Langstaffel-DM in Hamburg hatte Andreas Kölbl Grund zum Jubel. Vorausgegangen war jedoch ein unglaublicher Fehler. Zudem gab‘s Einzel-Gold für den TSV Penzberg.
Hamburg – Die (denkmalgeschützte) Jahnkampfbahn in Hamburg, direkt am Planetarium gelegen, war jüngst Schauplatz der deutschen Meisterschaft auf der Langstrecke und für die Langstaffeln. Im hohen Norden sorgten mehrere Athleten aus dem Oberland für Furore.
Langstaffeln: Andreas Kölbl holt erste DM-Medaille
So recht konnte Andreas Kölbl es nicht glauben. Schließlich war er gerade „ein für ihn durchschnittliches Rennen gelaufen“, wie Trainer Markus Brennauer berichtete. 50,5 Sekunden hatte er für seinen 400-Meter-Lauf benötigt. Eine Zeit, die er bereits Dutzende Male in seiner Karriere gelaufen war. Und viele Male hatte er damit das Podest erreicht, einige Male aber auch nicht. Also nichts Besonderes in der mittlerweile fast 20-jährigen Karriere des 30-jährigen Sindelsdorfers. Doch dieses 4 x 400-Meter-Rennen wird Kölbl wohl nicht mehr vergessen – er holte seine erste DM-Medaille.
So war es sein erster Einsatz im schwarzen Trikot des TSV Gräfelfing. Seit heuer startet Kölbl, ehemals beim TSV Penzberg, für das Spitzenteam südlich von München. Mit vielen Läufern dort ist er befreundet. Im Rennen durchliefen die Gräfelfinger ein Wechselbad der Gefühle. Eigentlich hatten sie nur als viertplatziertes Team die Ziellinie überquert. Denn obwohl Schlussläufer Fabian Riegelsberger alle Kräfte mobilisiert hatte, konnte er den Schlussläufer der LG Nord Berlin, Paul Luis Haller, nicht mehr einholen. Bei einer Laufzeit von 3:23,04 Minuten betrug der Abstand zu Bronze 37 Hundertstelsekunden.
Startnummer war nicht zu sehen
Unangefochten als Erster, mit sechs Sekunden Vorsprung, hatte das Team der LG Stadtwerke München die Ziellinie überquert. Doch die Münchner wurden später disqualifiziert. Der Grund: Samuel Werdecker, der zweite Läufer der Münchner, war ohne Startnummer gelaufen. Oder genauer gesagt: Er hatte vergessen, sein Aufwärm-Shirt auszuziehen, unter dem er das Trikot mit der Nummer trug. Da die Startnummer so nicht sichtbar war, musste das Team disqualifiziert werden.
So freuten sich Michael Adolf, Jonas Schroeder, Fabian Riegelsberger und Kölbl über Bronze. Dabei hatte Coach Peter Rabenseifner drei Tage vor der Meisterschaft noch etwas verzweifelt geklungen, als er mit Penzbergs Coach Markus Brennauer darüber gesprochen hatte, wie er die Staffeln aufstellen sollte. Denn der nominell stärkste Läufer des TSV Gräfelfing, Michael Schröder, stand nicht zur Verfügung. Und für die 4 x 400-Meter-Mixed㈠staffel benötigte er zwei weitere Männer. So musste Fabian Riegelsberger auch noch in der Mixedstaffel starten, die ebenfalls Bronze holte.
Platz sieben für U23-Staffel
Deutlich vorbei an einer Medaille lief hingegen das 400-Meter-Quartett des TSV Penzberg in der Altersklasse U23. „Allerdings war dies absolut keine Schande“, so Brennauer. Zur Einordnung: Die ersten fünf U23-Staffeln waren schneller als das siegreiche Team bei den Männern.

Der Titel ging dabei an den TSV Bayer 04 Leverkusen (3:13,94). Die Penzberger Läufer benötigten 3:33,42 Minuten, was den siebten Platz bedeutete. Damit blieben sie nur knapp über ihrer Bestzeit. Das Team des TSV Penzberg bestand aus Franz Thomamüller, Sven Lange, Julian Herter und Michael Thomamüller. Die vier Sprinter, die bei Conny Lechner-Brennauer trainieren, hatten sich in den vergangenen Wochen auf diese Meisterschaft vorbereitet. So waren sie zwei Wochen zuvor im Trainingslager im italienischen Cervia gewesen, wo sie viele harte Intervalle gelaufen waren.
Der Penzberger Nick Jäger absolvierte mit der zweiten Mannschaft des LSC Höchstadt/Aisch die 3 x 1000 Meter. Mit der Zeit von 7:33,45 Minuten liefen er und seine Mitstreiter Brian Weisheit und Maximilian Berger auf den fünften Platz unter 17 Teams. Gold ging an die erste Mannschaft des LSC mit Niklas Buchholz, Florian Bremm und Adrian König-Rannenberg (7:23,15).
W55-Frauen: Mareike Ressing stürmt zu Gold
Am Tag vor den Staffeln waren die Einzelläufer an der Reihe gewesen. Mareike Ressing vom TSV Penzberg gewann souverän den DM-Titel über 5000 Meter in der Altersklasse W55. Die 55-jährige Bad Tölzerin hatte sich sofort nach dem Startschuss an die Spitze gesetzt und überrundete nahezu alle Läuferinnen in diesem Lauf. Für die zwölfeinhalb Runden benötigte die mehrfache deutsche Meisterin nur 19:08,61 Minuten. Damit hatte sie mehr als eineinhalb Minuten Vorsprung auf die zweitplatzierte Veronika Ulrich (TSV 1861 Neu-Isenburg/20:41,68).

Ressing gehört seit heuer der Altersklasse W55 an. Sie galt in Hamburg als die klare Favoritin. Dass sie bestens in Form ist, hatte Ressing eine Woche zuvor bei der Telis-Challenge in Regensburg gezeigt: Dort lief sie über die 3000 Meter in 11:01,31 Minuten einen bayerischen W55-Rekord. Ressing hatte dabei die bisherige Bestmarke von Inge Diller (FTSV Straubing) aus dem Jahr 2008 um 22 Sekunden unterboten. In Hamburg fehlten ihr zu Dillers 5000-Meter-Rekord hingegen fünf Sekunden.
U20-Junioren: Maximilian Rath zufrieden mit Rang fünf
Rund 900 Meter vor dem Ziel war klar, dass Maximilian Rath diesmal keine Medaille gewinnen würde. Der Penzberger, im Trikot der LG Stadtwerke München, musste die drei anderen Läufer, die sich mit ihm vom Rest des Feldes im 5000-Meter-Rennen der U20 abgesetzt hatten, ziehen lassen. „Es ging einfach nicht mehr.“ Am Ende lief er als Fünfter, mit einer Zeit von 15:17,03 Minuten, über die Ziellinie.
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Es war nun aber nicht so, dass Rath am Boden zerstört gewesen wäre. Der fünfte Rang „ist eigentlich schon sehr gut“. Der Blick auf die Startliste zeigt, dass der Penzberger der mit Abstand jüngste Starter im 19 Läufer umfassenden Feld war. Rath gehört dem Jahrgang 2006 an, darf etatmäßig bei der U18 ran. Doch der Mittelstreckler ist schon so gut, dass er auch in der U20 vorn mitmischen kann. Bei der Hallen-DM war er in dieser Klasse Vierter über die 3000 Meter geworden – in phänomenaler persönlicher Bestzeit von 8:22,79 Minuten.

In Hamburg verlief das Rennen gar nicht so, wie von Rath gewünscht. „Ich mag es eher, wenn von Anfang an schnell gelaufen wird.“ Doch zunächst war das Tempo gering, die ersten 2000 Meter waren nach 6:29 Minuten absolviert. Das Feld lief im dichten Pulk, Rath befand sich zumeist weit hinten. „Ich wollte mich eigentlich aus den Rangeleien raushalten, war aber dann doch mittendrin“, berichtete er. Als es dann, sechs Runden vor Schluss, so richtig schnell wurde, nutzte Rath eine Lücke vor sich, um nach vorn zu gehen. Mit dem späteren Sieger, Benjamin Klonowski (TuS Lichterfelde/15:02,91) sowie den Medaillengewinnern Levin Saveur (LG Stadtwerke München/15:03,76) und Elias Kolar (LG Telis Finanz Regensburg/15:05,52) setzte sich der Penzberger ab.
Ziel sind die EYOF-Games
In der drittletzten Runde tat sich zwischen Rath und den anderen eine kleine Lücke von drei, vier Metern auf – das war rückblickend zu viel. Den Abstand konnte er nicht mehr schließen. Der Penzberger nahm es sportlich: Aus dem Rennen „lerne ich viel“.
Ein großes Saisonziel für Maximilian Rath ist die Teilnahme an den European-Youth-Olympic-Festival-Games (EOYF), eine Art Olympischer Spiele für U18-Athleten. Die Sommer-Wettkämpfe heuer finden Ende Juli in Skopje (Nordmazedonien) statt. In der U18 werden als längste Distanz die 3000 Meter gelaufen. Ein wichtiger Qualifikationswettkampf steht für Rath demnächst, beim Meeting in Pliezhausen, auf dem Programm.