„Sehr happy“ mit Silber: Bärenstarker Auftritt wird entsprechend belohnt
Nick Jäger aus Penzberg hat bei der Crosslauf-DM seinen Medaillentraum wahr gemacht. Der Penzberger kann nun auf einen EM-Einsatz hoffen.
Riesenbeck – Abklatschen mit dem Gegner ging noch, Jubeln war nicht mehr drin. Direkt hinter der Ziellinie herrschte erst einmal das große Keuchen. Das Rennen auf der Langstrecke bei der deutschen Meisterschaft im Crosslauf hatte alle an ihre Grenzen geführt. „Ich war ganz froh, dass es auch den anderen wehtat“, sagte Nick Jäger. Der Penzberger hatte auf der 9,4-Kilometer-Distanz seinen Medaillentraum tatsächlich wahr gemacht: Hinter Topfavorit Markus Görger (LG Region Karlsruhe) gewann der 25-jährige Penzberger die Silbermedaille. Sieben Sekunden trennten die beiden im Ziel.
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Auf dem Weg zum Vize-Titel hatte sich Jäger ganz schön plagen müssen. Und das lag nicht nur an der arg matschigen und auch sehr rutschigen Strecke oder daran, dass er zum Ende hin körperliche Probleme bekam. „Hintenraus habe ich gemerkt, dass ich Seitenstechen bekomme und im Oberkörper alles zugemacht hat“, wird er auf der DLV-Homepage zitiert. Dass ein Kraftakt nötig war, lag schon auch an der Konkurrenz. „Das Rennen war so gut besetzt heute“, sagte der Penzberger.
Hochkarätiges Starterfeld bei Crosslauf-DM
Da die Langstrecke als „Kernstück der Cross-Meisterschaften“ gilt, wie es im Livestream hieß, und der Titel hohes Prestige genießt, hatten entsprechend Läufer gemeldet. Neben Jäger standen unter anderem der amtierende deutsche Meister über die 3000 Meter Hindernis, WM- und Olympia-Teilnehmer Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen), sowie der aktuelle deutsche Meister über 10 000 Meter, Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg), an der Startlinie. Nicht zu vergessen Davor Aaron Bienefeld (SSC Hanau-Rodenbach), der heuer DM-Bronze über die 5000 Meter gewann. Ihn spürte Jäger in der Endphase des Rennens im Nacken.
Über allen Topläufern allerdings schwebt, was den deutschen Crosslauf anbelangt, Markus Görger. Der Karlsruher, als Sieger von 2023 angereist, zeigte erneut seine Extraklasse im Gelände. Für die 9,4 Kilometer waren zu Beginn eine kleinere Schleife und danach fünf große Runden a 1,7 Kilometer angesetzt. In der dritten großen Runde setzte sich Görger von Jäger und den knapp hinter ihnen laufenden Bienenfeld und Abraham ab und war nicht mehr zu bremsen. Scheinbar mühelos stürmte er zu Gold, nach 27:08 Minuten lief er ins Ziel. Doch auch der Sieger sagte über den Parcours: „Am Ende habe ich gemerkt: Länger darf es nicht mehr sein, sonst wird‘s düster.“
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Die Crosslauf-DM fand heuer da statt, wo sich ansonsten internationale Top-Reiter messen: auf dem Pferdesportzentrum des vierfachen Olympiasiegers Ludger Beerbaum in Riesenbeck im Münsterland. Ein Teil des Kurses führte gar durch die große Reithalle. Zumindest auf dem Sandboden dort brauchten sich die Läufer keine Sorgen über etwaige Stürze zu machen. Auf dem Rest der Strecke dominierte hingegen, auch wegen der Rennen davor, der Matsch.
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Nick Jäger oft ganz an der Spitze
Nick Jäger lief – taktisch geschickt – von Beginn an ganz vorn mit. Zeitverlusten durch Rangeleien oder drohenden Stürzen ging er damit aus dem Weg. Schon bald hatte sich eine elf Läufer umfassende Spitzengruppe herausgebildet, die in der Folge immer kleiner wurde. Jäger übernahm mehrmals die Führung, lief ansonsten an zweiter, dritter Stelle. „Es hat sich am Anfang richtig gut angefühlt, ich konnte einen schönen Schritt laufen. Auch durch die matschigen Passagen bin ich richtig gut durchgekommen“, berichtete er. Als Görger nach einer 180-Grad-Kehre das Tempo forcierte, war der Penzberger der einzige, der noch folgen konnte. Dennoch wuchs der Abstand zum Führenden danach an.
Auf die Verfolger Bienenfeld und Abraham hatte Jäger rund 20 Meter Vorsprung herausgelaufen. Das Rennen blieb aber spannend, zumal insbesondere Bienenfeld in der Schlussphase nochmals Druck machte. Am Ende hatte Jäger (27:15) aber doch fünf Sekunden Vorsprung auf Bienenfeld. „Ich konnte nicht ganz im Kampf um den Sieg mitreden, aber bin sehr happy mit dem zweiten Platz“, sagte Jäger. Bei der Leichtathletik-DM heuer in Braunschweig hatte der Penzberger im 3000-Meter-Hindernisrennen als Vierter Edelmetall noch knapp verpasst.
Die Silbermedaille eröffnet ihm nun auch beste Chancen, für die Crosslauf-EM im Dezember in Antalya (Türkei) nominiert zu werden. Die Plätze vier bis sechs gingen an Abraham (27:24), Ruppert (27:31) und Maximilian Thorwirth (27:43/SFD Düsseldorf), 2023 deutscher Vizemeister über 5000 Meter.
Gemeinsam mit den Teamkollegen von der LSC Höchstadt/Aisch, Niklas Buchholz (28:49/12.) und Brian Weisheit (29:20/20.) gewann Nick Jäger in der Teamwertung noch die Goldmedaille. Mit 34 Punkten verwies das Trio den SSC Hanau-Rodenbach (37) und die SG Wenden (45) auf die Plätze.
30 Medaillen fürs Team Bayern
Insgesamt holte der bayerische Leichtathletik-Verband in Riesenbeck 30 Medaillen, darunter zwölfmal Gold. Für eine der großen Überraschungen sorgte Maximilian Berger (LSC Höchstadt/Aisch), der in einem Foto-Finish die U23-Wertung über die 7,7 Kilometer gewann. Berger hatte unlängst beim Penzberger Teamtrail an der Seite von Tom Jäger (war für Riesenbeck gemeldet, aber nicht am Start) das Hauptrennen gewonnen.