Neue „Phase“ im Ukraine-Krieg: Putin befiehlt nächste Atomübung und lässt Video veröffentlichen

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Russland setzt im Zuge des Ukraine-Kriegs seine Atomübungen fort. Das Verteidigungsministerium verrät, was im Fokus der neuen Phase dieses Trainings steht.

Moskau – Seit Wladimir Putin den Einmarsch seiner Truppen befohlen und damit den Ukraine-Krieg begonnen hat, hält sich Russland in keiner Hinsicht zurück. Die Zerstörungswut des Militärs im Zuge des Angriffs sucht ihresgleichen. Der Führungszirkel in Moskau scheint sich an seinen Drohgebärden gegen Kiew und die Unterstützer im Westen regelrecht zu berauschen.

Weder auf dem Schlachtfeld noch verbal wird abgerüstet. Ganz im Gegenteil. Denn Russland kann noch mehr. Diese Botschaft steckt hinter einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums, die via Telegram am Mittwochmorgen (31. Juli) verbreitet wurde.

Putin und der Ukraine-Krieg: Kreml-Chef befiehlt nächste Stufe der Atomübungen

Dort heißt es: „Gemäß der Entscheidung des Präsidenten der Russischen Föderation begann die dritte Phase der Ausübung nichtstrategischer Nuklearstreitkräfte.“ Dabei würden die Truppen auf den Kampfeinsatz vorbereitet werden.

Im dazugehörigen Video ist ein Militärkonvoi zu sehen, der sich durch das Gelände bewegt und letztlich in einem Waldgebiet in Stellung geht. In erster Linie handelt es sich um Lastwagen, aber auch gepanzerte Fahrzeuge werden gezeigt, deren Kanonen ausgerichtet werden. Zudem lassen sich in einigen Szenen Raketen erahnen.

Die Bilder sollen offensichtlich abschrecken und vor allem die westliche Welt wieder einmal in Atem halten. Denn Putins Russland ist dafür bekannt, Angst und Schrecken verbreiten zu wollen. Was bislang offenbar nicht zur vollsten Zufriedenheit der Männer in Moskau funktioniert.

Hat den Befehl zur nächsten Phase der Atomübungen gegeben: Wladimir Putin weist mal wieder darauf hin, dass sein Land über eine Menge Nuklearwaffen verfügt. © IMAGO / ITAR-TASS, Screenshot Telegram/@mod_russia

Russland im Ukraine-Krieg: Putin lässt Atomübungen mit Iskander-M durchführen

Für die Atomübungen abkommandiert wurde der Mitteilung des Hauses vom erst seit Mai amtierenden Verteidigungsminister Andrej Bjeloussow zufolge Personal der Raketenformation der südlichen und zentralen Militärbezirke. Sie sollen verinnerlichen, wie spezielle Übungsmunition für die Raketensysteme Iskander-M beschafft wird und wie die Abschussfahrzeuge bestückt sowie anschließend verdeckt zur geplanten Position verlegt werden.

Die Waffen würden mit speziellen Gefechtsköpfen versehen. „Die laufende Phase der Übung zielt darauf ab, die Bereitschaft des Personals und der Ausrüstung der Einheiten für den Kampfeinsatz nichtstrategischer Atomwaffen Russlands zur Durchführung von Kampfeinsätzen aufrechtzuerhalten“, wird weiter betont.

Russland und die Nuklearwaffen: Atomübungen werden seit Mai abgehalten

Zur weiteren Erklärung erwähnt das Verteidigungsministerium auch, dass in den ersten beiden Phasen „Fragen im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Einheiten der Militärbezirke Süd und Leningrad sowie der Einheiten der Luftwaffe und der Marine auf den Kampfeinsatz der nichtstrategischen Nuklearwaffen ausgearbeitet“ worden seien.

Die erste Stufe der Übungen war im Mai abgehalten worden, wie das Verteidigungsministerium damals verkündete – also kurz nachdem Putin seinen Freundin Sergei Schoigu absetzte und mit dem Posten des Sekretärs des Sicherheitsrates tröstete. Verkauft wurde diese Auftaktphase als Reaktion auf Drohungen aus dem Westen, die in Russland Sicherheitsbedenken ausgelöst hätten.

Im Juni folgte Stufe zwei unter Mitwirkung belarussischer Truppen, die der Minsker Diktator Alexander Lukaschenko als treuer Gefolgsmann Putins nur zu gerne bereitgestellt haben dürfte. Zuvor hatte Belarus bereits alleine geübt. Wie viele Stufen noch zum russischen Trainingsprogramm gehören, ist noch ein russisches Geheimnis. Aber Moskau wird sicher nicht zögern, auch darüber zu berichten, wenn weitere Übungen anstehen.

Soldat an Kanone und Militärfahrzeug
So läuft die Militärübung ab: Das Video zeigt Szenen von der Anreise und den Aufbau der Stellung. © Screenshots Telegram/@mod_russia

Russland und die Iskander-M: Kurzstreckenrakete für Ziele in bis zu 500 Kilometer Entfernung

Laut der auf ballistische Raketen und Marschflugkörper spezialisierten Webseite Missile Threat handelt es sich bei Iskander-M um eine Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Das Transportfahrzeug wiegt demnach mit zwei Trägerraketen als Ladung 43 Tonnen, kann bis zu 70 km/h erreichen und 1100 Kilometer zurücklegen.

Die Entwicklung der Iskander begann in den späten 1980er Jahren, also zum Ende der Sowjetunion. Mittlerweile sind auch Algerien, Armenien und Belarus im Besitz einiger Exemplare. Russland nutzt die Iskander vor allem als Abschreckung gegen die Nato. Deren Mitglieder dürften wohl auch die Adressaten der Nachricht aus dem Verteidigungsministerium sein. (mg)

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