Nach Übungen mit Russland und Drohungen gegen den Westen: Belarus „bereit“ für Atomwaffen-Einsatz

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Russland und Belarus haben sich gemeinsam auf mögliche Atomwaffen-Einsätze vorbereitet. Mit der Bereitschaft wächst der Druck auf den Westen.

Minsk – Nach wochenlangem Training soll Russlands enger Verbündeter Belarus offiziell bereit sein, taktische Atomwaffen einzusetzen. Pavel Muraveiko, Chef des Generalstabs der Streitkräfte der Republik, erklärte am Mittwoch, dass die gemeinsamen Übungen mit Russland und den nicht-strategischen Nuklearwaffen erfolgreich gewesen seien. Er bezeichnete die Ausbildung als neue Möglichkeit, die Bereitschaft und das Potenzial des Landes zu verbessern.

„Wir werden die Ergebnisse zusammenfassen, aber schon jetzt kann ich mit Zuversicht sagen: Die Einheiten und Truppenteile der belarussischen Streitkräfte sind bereit, spezielle Atomwaffen einzusetzen“, wird Muraveiko von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf den Pressedienst des belarussischen Verteidigungsministeriums zitiert.

Wochenlanges Training mit Russland: Belarus ist nach eigenen Angaben „bereit“ für Atomwaffen-Einsatz

Der Generalmajor habe mitgeteilt, dass für die Übung operativ-taktische Raketensysteme vom Typ Iskander „in ausgewiesene Stellungsbereiche verlegt wurden, spezielle Munition erhielten, an Kampfeinheiten angedockt wurden und Startpositionen einnahmen, um gegen ausgewiesene Ziele in den Kampfeinsatz zu gehen“. Die Luftstreitkräfte hätten eine ähnliche Übung durchgeführt. „Ich bin mit der Arbeit unserer Berechnungen, unserer Piloten und unseres technischen Personals zufrieden“, sagte Muraveiko den Berichten zufolge als Fazit.

In diesem vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Handout-Video nehmen Soldaten des russischen Militärdistrikts Süd an militärischen Übungen zum Einsatz nicht-strategischer Kernwaffen teil.
Russische Soldaten trainieren die Beschaffung von Spezialmunition für das taktische Raketensystem Iskander-M, das Laden dieser Raketen und das Einnehmen von Abschusspositionen. © IMAGO / SNA

Belarus hatte die Militärübung zur Überprüfung seiner Trägersysteme für taktische Atomwaffen bereits im Mai angekündigt, auf Befehl von Präsident Alexander Lukaschenko. Die Mitteilung erfolgte nur ein Tag, nachdem auch Russland über eine anstehende Atomübung informiert hatte. Belarus besitzt selbst keine Atomwaffen. Russland, ein enger Verbündeter, hatte im Sommer vergangenen Jahres aber taktische Atomwaffen nach Belarus verlegt.

Lukaschenko sprach im April von mehreren Dutzend Atomsprengköpfen, die sich inzwischen im Land befinden. Die Übungen im Mai seien mit Russland „synchronisiert“ worden, hatte der Chef des belarussischen Sicherheitsrats, Alexander Wolfowitsch, der staatlichen Nachrichtenagentur Belta gesagt. Auf belarussischer Seite waren demnach „vor allem“ Iskander-Raketensysteme und Su-25-Kampfflugzeuge beteiligt.

Was sind strategische Atomwaffen – und wie hoch ist die Gefahr eines Einsatzes gegen den Westen?

Taktische Atomwaffen, auch nicht-strategische Atomwaffen genannt, wurden für den Einsatz in Kampfgebieten entwickelt. Sie können mit Raketen abgefeuert werden und haben eine geringere Zerstörungskraft als strategische Atomwaffen, mit denen ganze Städte ausgelöscht werden können. Auch taktische Atomwaffen können aber schwere Zerstörungen anrichten und wurden bisher noch nie auf einem Schlachtfeld genutzt.

Die Militärübungen in Belarus und Russland hatten erneut Angst geschürt, dass es zu einem Einsatz nuklearer Waffen im Ukraine-Krieg oder gegen andere westliche Länder kommen könnte. Lukaschenko selbst hatte im April erneut vor der Gefahr eines vernichtenden Atomkriegs gewarnt. „Ein unvorsichtiges Wort, eine Bewegung können eine bewaffnete Konfrontation bis hin zum Einsatz von Atomwaffen verursachen“, wurde der engste Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin damals von der Nachrichtenagentur Belta zitiert. „Wenn die Lage sich bedrohlich zuspitzt im Inneren Russlands, wird Russland das ganze Arsenal einsetzen, das es hat. Das wird die Apokalypse.“ (nz/dpa/afp)

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