Tourismus in der Jachenau: „Stille ist unser Markenzeichen“

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Eingespieltes Team für die Jachenau: Nina Oswald, Vorsitzende des Tourismusvereins, sowie Peter Krauß, 2. Vorstand und Inhaber des Dorfladens, bereiten eine gemeinsame Jubiläumsfeier am 10. August vor. © Arndt Pröhl

Der „Fremdenverkehr“, wie es früher hieß, zählt seit jeher zu den wirtschaftlichen Säulen der Jachenau. Die Feier zum 75-jährigen Bestehen des Tourismusvereins hat daher eine besondere Bedeutung.

Jachenau – Mit einem Sommerfest wird in der Jachenau ein 100. Geburtstag gefeiert. Das Jubiläum verteilt sich allerdings auf zwei Institutionen: Der Tourismusverein erinnert an seine Wiedergründung vor 75 Jahren, der Dorfladen besteht seit 25 Jahren. Beide Einrichtungen spielen für das Leben in der Jachenau eine wichtige Rolle.

„Gäste sind willkommen: Das ist unser aller Ziel.“ So beschreibt Peter Krauß die Gemeinsamkeit zwischen dem Jachenauer Tourismusverein und dem Dorfladen. Grund genug, dass sich beide Institutionen für ihre Jubiläumsfeierlichkeiten zusammengetan haben und am Samstag, 10. August, ein Sommerfest ausrichten. Auf dem Platz vor dem Dorfladen werden ein kleines Zelt und Biertische aufgestellt, ab 14 Uhr gibt es Essen und Trinken, eine Hüpfburg, Kutschfahrten, und die „1605er Musi“ spielt dazu. Um 19 Uhr schließt sich der traditionelle Schmankerlabend des Tourismusvereins an.

Ziel: „Den Ruf des Tales zu fördern“

Personell bildet Peter Krauß die Schnittmenge: Er ist Gründer, Betreiber und mittlerweile auch Eigentümer des Dorfladens sowie gleichzeitig 2. Vorstand des Tourismusvereins. Den Vorsitz hat seit April 2022 Nina Oswald inne, die in Erbhof zwei Ferienwohnungen vermietet und Urlaub auf dem Bauernhof anbietet. Das jetzige Jubiläum erinnert an die Gründung des damaligen „Fremdenverkehrs㈠vereins“ im Jahr 1949 durch den Regierungsdirektor Dr. Maximilian Lizius, der auch zu den Gründern des Skiclubs gehört hatte und dessen Vater Forstmeister in der Jachenau war. Weitere Vereinsgründer waren Joseph Zierl, Kaspar Öttl und Karl Pfund.

Als Vereinsziel gaben sie aus, „zur Verschönerung dienende Einrichtungen zu erhalten und den Ruf des Tales in der Öffentlichkeit zu fördern“. Anknüpfen konnten sie dabei an einen schon 1928 aus der Taufe gehobenen „Verkehrs- und Verschönerungsverein“, dessen Arbeit jedoch während des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen gekommen war.

Wir haben keine Hotelketten, kein Animationsprogramm. Wer Events, Halligalli oder einen Aldi erwartet, kommt nicht zu uns.

Der „Fremdenverkehr“, wie man seinerzeit sagte, sei schon damals neben der Land- und Holzwirtschaft eine tragende wirtschaftliche Säule der Jachenau gewesen, sagt Krauß. Die Vorzüge der Gegend schilderte Lizius in den 1930er-Jahren in einer Art Wanderführer – und einiges davon ist unverändert gültig. Mit der „Stille, Schönheit und den bewaldeten Hügeln“, die Lizius einst lobte, punktet die Jachenau nach wie vor.

„Wir werben mit dem, was wir nicht haben“, sagt Krauß. Nina Oswald beschreibt es so: „Wir haben keine großen Hotelketten, kein Animationsprogramm. Wer Events, Halligalli oder einen Aldi erwartet, kommt nicht zu uns. Unsere Stille ist unser Markenzeichen.“ Es sei die Entschleunigung, die Urlauber an der Jachenau schätzen, ergänzt Krauß. „Und einen Sternenhimmel wie bei uns findet man nicht leicht woanders“ – wegen der geringen Lichtverschmutzung. Passend dazu fällt das Jubiläumsfest auf den 10. August, wenn man bei klarem Himmel in der Laurentiusnacht besonders viele Sternschnuppen sehen kann.

Einst brachte der Postbus die Urlauber in die Jachenau

Was tendenziell ebenfalls gleich geblieben ist: Untergebracht sind die Gäste meist bei Privatvermietern auf den Höfen. Das sei schon zu Zeiten der Vereinsgründung gefragt gewesen, sagt Oswald. „Damals hat sich auch noch keiner über ein Klo auf dem Gang beschwert, oder darüber, dass es nur fließend kaltes Wasser gab.“ Heute dagegen gehen ihr zufolge alle Jachenauer Gastgeber mit der Zeit und investieren in ihre Häuser.

Krauß erinnert daran, dass einst der Postbus etliche Urlauber in die Jachenau transportierte. Vor Ort habe Kaspar Öttl noch in den 1950er-Jahren Busausflüge von der Jachenau aus angeboten. Bis in jene Zeit habe es sogar noch ein Schwimmbad gegeben, und zwar auf dem Weg Richtung Berglalm. Heute kommen laut Oswald vor allem Familien zum „Urlaub auf dem Bauernhof“, ältere Gäste, die beschauliche Wanderungen schätzen, Durchreisende, die zum Beispiel Richtung Gardasee einen Zwischenstopp einlegen, Walchensee-Liebhaber, Radtouristen und viele mehr. 2023 verzeichnete die Jachenau 36 713 Übernachtungen.

Verein plant Kochbuch mit Jachenauer Rezepten

Der Tourismusverein hatte früher etliche organisatorische Aufgaben inne, betrieb etwa die Loipe oder kassierte das „Bettenzehnerl“, sozusagen den Kurbeitrag. So etwas läuft mittlerweile über die Gemeindeverwaltung. Was nach wie vor gilt: Der Tourismusverein ist einer der vier Trägervereine des Schützenhauses, das mit den neuen Wirtsleuten jetzt wieder gut für die Zukunft aufgestellt ist.

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Der heutige Vorstand setzt andere Schwerpunkte. Vergangenes Jahr brachte der Verein, der rund 45 Mitglieder hat, einen Fotokalender heraus. Aktuell in Arbeit ist laut Oswald ein Kochbuch mit Jachenauer Familienrezepten, ergänzt durch Fotos, Geschichtliches und Anekdoten. Zudem hat der Verein einen Denkprozess angestoßen, wie man in Zukunft den Wintertourismus ausrichten kann, wenn auf genügend Schnee für die Loipe kein Verlass mehr ist. „Der Tourismus verändert sich, und da sollten die Vermieter mitreden können“, sagt Krauß. „Dazu braucht es ein gemeinsames Sprachrohr.“ (ast)

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