Die Tölzer Altstadt im Kleinformat am Amortplatz
Den Amortplatz ziert nun ein 3D-Modell der Tölzer Altstadt, das zum Entdecken und Ertasten einlädt. Damit ist die Neugestaltung des Platzes abgeschlossen
Bad Tölz – Kaum sind die Absperrungen auf die Seite geräumt, bleiben die ersten Neugierigen stehen. „C‘est magnifique“ („das ist wundervoll“), sagt eine Touristin und begutachtet eingehend das Bronzemodell. Die Tölzer Altstadt im Maßstab 1:500 kann man ab sofort auf dem Amortplatz bewundern – und das ganz barrierefrei.
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Eine ganze Weile hatte der Stadtrat überlegt, wie die Fläche, auf der zuletzt ein Kiosk stand, neu gestaltet werden soll. Unter anderem war über einen Brunnen nachgedacht worden. Dann hatten die Tölzer Stadtführerinnen das Stadtmodell vorgeschlagen. Und in der Märzsitzung 2023 gab der Bauausschuss grünes Licht dafür.
Modell aus Bronze wiegt 180 Kilogramm
Nun wurde das Modell geliefert, an diesem Donnerstag wird das Pflaster darunter neu verlegt. Zu sehen sind dort im Miniaturformat die Gebäude, die auf den rund 55 Hektar zwischen Mühlfeldkirche und ehemaligem Franziskanerkloster stehen, zwischen Kalvarienberg und Gries. Auch die Topografie mit dem Kalvarienberg und der ansteigenden Marktstraße ist dargestellt. „Bei den prägenden Gebäuden wurde mehr ins Detail gegangen“, sagt Stadtbaumeister Florian Ernst beim Pressetermin am Mittwoch. Kirchen, Khanturm oder auch Rathaus sind also etwas genauer herausgearbeitet. „Nicht so leicht zu erstellen waren offenbar die Dachüberstände bei den Häusern in der Marktstraße“, berichtet Ernst. Das Winzerer-Denkmal ist ebenso zu erkennen, wie der Unterstand des Brückenheiligen Nepomuk und die Stationen des Kreuzwegs. Auch die Brunnen finden sich im Modell wieder – nur der Floriansbrunnen im Gries fehlt. Vielleicht sei der einfach zu klein, um ihn darzustellen, lautet die Vermutung. Damit das Modell auch exakt ausgerichtet ist, kam beim Aufstellen ein Kompass zu Einsatz.
Fertigung des Modells funktionierte ähnlich wie ein Glockenguss
Gefertigt wurde das Modell von der Firma Hoyser aus Zschorlau im Erzgebirgskreis. „Die haben schon viele Modelle gemacht, aber wohl noch nie mit Höhenbewegungen“, sagt der Stadtbaumeister. Der Fertigungsprozess müsse man sich wie beim Gießen einer Glocke vorstellen. Erst werde ein Negativ gefertigt, bevor dann das Modell gegossen werde. Ein Dreivierteljahr hat die Produktion des 180 Kilogramm schweren und 1,30 mal 1,80 Meter großen 3D-Modells gedauert. Daten dafür lieferte die Stadt. Der Künstler sei aber auch in Bad Tölz gewesen. „Er hat tausend Fotos gemacht – auch Luftaufnahmen“, sagt Ernst.
Im Laufe der Zeit wird sich eine Patina entwickeln
Noch glänzt die Bronze in der Sonne. „Es wird sich aber eine Patina entwickeln“, sagt Ernst. Bestimmt erkennen wird man anhand des Glanzes die Gebäude, die besonders oft angefasst werden. Denn das ist ausdrücklich erlaubt – und in manchen Fällen sogar notwendig. Denn auch blinde und sehbehinderte Menschen sollen sich Bad Tölz ertasten können. Dazu gibt es eine Beschriftung in Brailleschrift. Das Modell ist zudem unterfahrbar. Das heißt, auch Menschen im Rollstuhl kommen nah genug ran, um es genau betrachten zu können. „Deshalb wollten wir es nicht auf einen Sockel stellen“, sagt Ernst. „Es ist schön, dass man hier einmal ganz plastisch Bad Tölz sieht“, sagt Bürgermeister Ingo Mehner. „Ich finde, das Modell stellt einen Mehrwert für Einheimische und Besucher dar.“
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Mittel aus der Städtebauförderung
43 000 Euro hat das Modell gekostet. Bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten gibt es von der Städtebauförderung dazu. Es komplettiert nun die Gestaltung des Amortplatzes. Dort finden sich zudem Radständer, die E-Bike-Ladeboxen, Bäume und Ruhebänke sowie ein Trinkwasserbrunnen. „Vielleicht kommt noch eine weitere Bank dazu“, sagt Ernst. Die könnte notwendig sein, da vermutlich die Stadtführungsgruppen das neue Modell als Anlaufpunkt wählen und sich der eine oder andere Teilnehmer vielleicht gerne mal eine Minute ausruhen möchte.