Besucher strömen zum Sylvenstein und Walchensee: Parkplätze quellen über vor Müll – „Brauchen eine Lösung“

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Zum Aufräumen am Walchensee war Bauhof-Mitarbeiter Florian Styrs am Sonntag im Einsatz. Er und Bürgermeister Jens Müller mussten viel aufklauben. © Jens Müller

Die Seen im Landkreis sind bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebte Ausflugsziele. Doch einige Urlauber hinterlassen am Walchensee und Sylvensteinspeicher Berge von Müll. Wie könnte man das Problem lösen?

Bad Tölz-Wolfratshausen – Es sind schockierende Bilder, die das Landratsamt am Dienstag auf seinen Social-Media-Kanälen teilt. Berge von Müll und anderen Hinterlassenschaften stapeln sich rund um den Sylvensteinsee. Die Fotos zeigen Müllsäcke, Essensreste, Zigarettenstummel oder Glasflaschen, die Menschen an den Parkplätzen hinterlassen haben. Auch Einweggrills und Reste einer Melone sind auf den Bildern zu sehen. Die Aufnahmen hat Erhard Krieger, Naturschutzwächter im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, bei einem Rundgang am Sylvenstein gemacht.

Massenhaft Müll am Sylvenstein: „Sieht dort bei gutem Wetter immer so aus“

Für die Mitglieder der Wasserwacht Lenggries kein neues Bild. „Das Problem haben wir seit Jahren, am extremsten ist es rund um die Grillstelle am Sylvensteinsee“, sagt Ulrich Kirchgatterer von der Wasserwacht. „Am Wochenende war es wieder schlimm, aber es sieht dort eigentlich immer bei gutem Wetter und an freien Tagen entsprechend aus.“ Kirchgatterer und die anderen Wasserwachtler würden oft den Müll einsammeln und entsorgen. „Es gibt hier keine Mülleimer und die meisten Leute sehen es leider nicht ein, ihre Essensreste und Hundebeutel wieder zurück ins Auto zu nehmen“, berichtet er. „Es braucht endlich eine vernünftige Lösung.“

Auch an anderen Seen im Landkreis sah es teils ähnlich aus. Das Landratsamt ruft die Besucher dazu auf, sich an die Regeln im Naturschutzgebiet zu halten und den Müll wieder mit nach Hause zu nehmen. Benedikt Pfaller von der Unteren Naturschutzbehörde befasst sich seit Jahren mit dem Problem. „Das vergangene Wochenende war ein Ausreißer. Zum ersten Mal in diesem Sommer war es mal richtig warm“, sagt er. Das Müllproblem konzentriere sich seit Jahren auf einige Orte. Der öffentliche Grillplatz am Sylvenstein sei einer davon. Der Platz ist im Internet als „Geheimtipp“ gelistet. Pfaller machen die Müllberge wütend. „Die Leute bringen ihr Zeug in die entlegensten Winkel, dann müssen sie es halt auch wieder zurücknehmen.“ Es gelte der Grundsatz: Hinterlasse nichts in der Natur, nur deinen Fußabdruck.

Abfälle schaden Mensch und Natur gleichermaßen

Die Abfälle sind gleich in mehrerlei Hinsicht schädlich. „Tiere schnappen sich die Plastikreste und ziehen sie in die Wälder“, sagt Pfaller. An den scharfen Kanten von Glas und Plastikflaschen können sich die Tiere und Menschen verletzen. Es sei zudem anzunehmen, dass der Müll im Wasser landet. Auch Bioabfälle wie Bananenschalen oder Apfelbutzen haben nichts in der Natur verloren. Eine Bananenschale etwa verrottet laut Fachleuten erst nach fünf Jahren.

Haufenweise Abfälle waren nach dem Wochenende um den Sylvensteinsee verteilt. Der Müll ist für Mensch und Tier eine Gefahr.
Haufenweise Abfälle waren nach dem Wochenende um den Sylvensteinsee verteilt. © Landratsamt

Pfaller erinnert an diejenigen, die die Müllreste am Ende mühevoll zusammenklauben müssen. Ranger und Mitarbeiter des Bauhofs, aber auch ehrenamtliche Hilfskräfte. „Das ist eklig, was den Leuten zugemutet wird.“ Die Müllberge seien „unappetitlich für alle, die eigentlich die unberührte Natur genießen wollen“.

Jeder Besucher trägt Verantwortung

Jeder Besucher trage Verantwortung, betont Pfaller. Statt Verpackungen könne man beispielsweise Lebensmittel in Tupperware umfüllen. „Die Leute müssen mitdenken, welchen Schaden sie anrichten“, sagt er. Pfaller appelliert auch an die Zivilcourage und daran, „die Leute anzusprechen, die Müll nicht mitnehmen“.

Selbst Reste einer Melone waren am Sylvenstein zu finden. Dabei haben auch Bioabfälle nichts in der Natur verloren.
Reste einer Melone fand Naturschutzwächter Erhard Krieger. Dabei haben auch Bioabfälle nichts in der Natur verloren. © Landratsamt

In den Sozialen Medien bringen einige Nutzer Müllcontainer für den Sylvenstein ins Spiel. Die Gemeinde Kochel am See hatte solche Container am Walchensee aufgestellt. „Darüber reden wir auch viel. Das ist eine Diskussion, die man nie zufriedenstellend lösen kann“, sagt Pfaller. Für den Sylvenstein sieht man den Vorschlag im Landratsamt kritisch. „Der Gedanke ist immer, dass das Naturschutzgebiet kein Freizeitpark werden soll.“ Die Erfahrung habe gezeigt, dass Menschen nicht nur Reisemüll, sondern auch Autoreifen und Sperrmüll in den Containern entsorgen, so Pfaller. Bei gemischten Tonnen gebe es außerdem keine Mülltrennung.

Positive Erfahrungen mit Müllcontainern am Walchensee

Am Walchensee dagegen hat man mit den Containern positive Erfahrungen gemacht. „Seit es die gibt, ist alles zentralisierter. Früher haben sie es einfach irgendwohin geschmissen“, sagt Lisa Grünwald von der Wasserwacht Walchensee. Doch ganz lösen könne man das Problem damit nicht. „Es wird immer schwarze Schafe geben“, sagt sie. Das Team der Wasserwacht beobachtet aber, dass es tendenziell weniger Müll geworden sei. Ärger gebe es jedoch immer wieder mit Campern, die ganze Müllsäcke illegal entsorgen.

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Die Problematik wurde am Dienstag auch im Kochler Gemeinderat besprochen. Bürgermeister Jens Müller war am Sonntag mit Bauhof-Mitarbeiter Florian Strys ab 5.30 Uhr vier Stunden lang beim Müllsammeln, vor allem am Walchensee. Vormittags war dann die Ladefläche eines Pritschenwagens voll mit Säcken. In der Gemeinde war man in den vergangenen Jahren gegen das Aufstellen von Mülleimern – auch, weil das Landratsamt dies gewünscht hatte –, aber mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden. An einigen neuralgischen Stellen, etwa an Parkplätzen, werden nun sogar größere Behältnisse aufgestellt. Sie sind so konstruiert, dass man nur kleinere Objekte einwerfen kann. Die kleinen grünen Kübel, die oft an Masten hängen, werden in Kürze durch etwas größere Eimer ersetzt, die die Bauhof-Mitarbeiter besser leeren können, sagte Müller.

Ärger mit Partygesellschaften am Kirchsee

Hat die Landkreis-weite Kampagne „Naturschutz beginnt mit dir“ versagt? Darauf angesprochen, sagte Müller nach der Sitzung: „Die ist ja in erster Linie zur Aufklärung gedacht.“ Aber man müsste darüber nachdenken, sie zu intensivieren. Er will nun überlegen, wie man an bestimmten Stellen „auf charmante Art Hinweise anbringen kann“, dass die Besucher Müll mit nach Hause nehmen oder am besten gleich ganz vermeiden. „Wir haben am Sonntag wieder zahlreiche Grillreste gefunden an Stellen, wo man gar nicht grillen darf.“

Auch am Kirchsee beschäftigen die Hinterlassenschaften von Besuchern die Gemeinde Sachsenkam. „Das ist immer wieder ein Ärgernis, hauptsächlich in den Sommermonaten“, sagt Bürgermeister Andreas Rammler. Der „normale Besucher“ verhalte sich vernünftig, betont er. „Aber die typischen Partygesellschaften, die in den Abend hineinfeiern, hinterlassen immer wieder ihre Abfälle.“ Rammler findet das umso unverständlich, als am Kirchsee Mülleimer aufgestellt sind. „Ohne die wäre es eine Katastrophe.“ (vfi/müh/feb)

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