Kochelseebahn schon wieder beeinträchtigt

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Erst im vergangenen Jahr stand die Kochelseebahn lange Zeit still, weil die Oberleitung saniert wurde. Jetzt sind Probleme an den Gleisen aufgetaucht, die man frühestens ab Herbst 2025 beheben kann. © Goldmann

Schüler, Pendler und Ausflügler sind auf der Strecke der Kochelseebahn schon wieder mit erheblichen Behinderungen konfrontiert. Ab 2025 fallen einige Verbindungen aus.

Kochel am See - Wie die Deutsche Bahn auf Anfrage des Tölzer Kurier bestätigt, kommt es für einen längeren Zeitraum zu Zugausfällen und Fahrplanänderungen. Bereits jetzt müssen die Züge an einer Stelle im Bereich zwischen Seeshaupt und Penzberg langsamer fahren. „Der Grund dafür ist, dass dort aktuell noch Schienen verlegt sind, die nicht so wärmestabil sind“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Hohe Temperaturen, deren Schwankungen und länger anhaltende Hitzeperioden könnten einen negativen Einfluss auf die Stabilität der Verbindung zwischen Schienen und Schwellen haben, weshalb teilweise vorsichtshalber Langsamfahrstellen eingerichtet werden müssten. „Bei längerfristigen Langsamfahrstellen macht es Sinn, die langsamere Fahrt der Züge im Fahrplan zu hinterlegen, damit die Verbindungen für die Fahrgäste verlässlicher und stabiler sind“, so die Sprecherin. Aufgrund der Verlängerung der Fahrzeit und der Eingleisigkeit der Strecke mit nur zwei Kreuzungsmöglichkeiten sei zwangsläufig eine Anpassung des Fahrplankonzeptes notwendig. „Das ist für den Jahresfahrplan 2025 ab Fahrplanwechsel im Dezember 2024 geplant.“

Ausfälle vormittags und nachmittags

Voraussichtlich werden zwei Zugpaare zwischen Penzberg und Kochel morgens und nachmittags nicht verkehren und durch Busse ersetzt, so die Sprecherin. Wie unsere Zeitung Anfang der Woche von betroffenen Bürgermeistern aus dem Loisachtal erfahren hatte, regte sich massiver Widerstand dagegen, den Zug um 7.15 Uhr zu streichen, weil auf diesen Dutzende Schüler und Berufstätige angewiesen sind. Das ist jetzt vom Tisch. „Dieser Zug kann auch weiterhin verkehren“, so die Sprecherin. Welche anderen Züge jetzt gestrichen werden, könne man derzeit noch nicht sagen: „Die Detailplanungen laufen.“

Sanierung ist komplex

Bis man beginnt, die Beeinträchtigungen zu beseitigen, wird es lange dauern – vermutlich ein Jahr. Die Arbeiten hingen von vielen Faktoren ab, so die Sprecherin: „Von der Komplexität des Untergrunds am Gleis, dem Planungsvorlauf, den Kapazitäten in der Bauwirtschaft und den zur Verfügung stehenden Zeitfenstern für Baumaßnahmen.“ Zudem müssten für die Instandsetzungsarbeiten meist auch die Gleise für den Bahnverkehr gesperrt werden. „Nach aktueller Planung sind die Bauarbeiten für Herbst 2025 vorgesehen“, so die Sprecherin. „Eine Kombination mit der Oberleitungserneuerung im vergangenen Jahr war aus logistischen und bautechnischen Gründen leider nicht möglich“, so die Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung.

Runder Tisch mit Bürgermeistern

Am Mittwoch hatte es dazu einen Runden Tisch gegeben, an dem neben Bahn-Vertretern auch Bürgermeister und Landtagsabgeordnete saßen. Das berichtet der CSU-Politiker Thomas Holz. Ein wichtiges Thema war dabei der 7.15-Uhr-Zug. „Ich bin sehr dankbar, dass die Verantwortlichen der DB Regio den Argumenten zugänglich waren, denn für die Schüler und Pendler hätte das den Start in den Tag erheblich erschwert“, schrieb Holz am Donnerstag in einer Pressemitteilung. Dass aber zum Fahrplanwechsel 2025 vier Verbindungen wegfallen sollen, sei „alles andere als ideal“, so Holz weiter. Die Züge seien ja „als Taktverdichter und damit als Verbesserung des Angebots auf der Schiene gedacht“. Zwar solle die Streichung der Verbindungen die Pünktlichkeit der anderen Züge gewährleisten und Reisen planbar machen, doch: „Das kann nur eine Zwischenlösung sein“, so Holz. „Die im gesamten Bereich der Werdenfels- und Kochelseebahn vorhandenen Probleme müssen offen kommuniziert, die Langsamfahrstellen schnellstmöglich behoben werden“, fordert der Abgeordnete. Holz hat sich nach eigenen Angaben an den Verantwortlichen der Infrastruktur bei der Bahn gewandt.

Ortlieb: „Man hat langsam keine Worte mehr“

„Was bei der Kochelseebahn alles passiert, dafür hat man langsam keine Worte mehr“, sagt der Benediktbeurer Bürgermeister Anton Ortlieb. „Können die nicht einmal gscheid sanieren“, fragt er angesichts der langen Sperrung im vergangenen Jahr für die Oberleitung. Die Fahrplanänderung und bevorstehenden Bauarbeiten hätten „eine massive Auswirkung aufs Dorf“, sagt Ortlieb auch mit Blick auf die zahlreichen Schülergruppen, die in der Regel mit dem Zug zu Veranstaltungen im Kloster fahren. Ortlieb bezweifelt auch, dass es mit dem Schienenersatzverkehr klappen wird: „Es gibt doch jetzt schon nicht genügend Busfahrer.“

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Ähnlich äußert sich Benedikt Pössenbacher aus Bichl: „Gott sei Dank konnten wir den 7.15-Uhr-Zug erhalten. Da fahren Hunderte Schüler mit, das hätte man mit Bussen nicht bewerkstelligen können.“ Auch Pössenbacher schüttelt den Kopf aufgrund der neuerlichen Probleme. Und er fragt sich: „Oft ist es doch nur ein Anschlusszug von Kochel bis nach Tutzing. Auf der kurzen Strecke müsste man das doch geregelt kriegen.“

Was ist mit Bus-Taktung an Walchensee?

Kochels Bürgermeister Jens Müller bemüht sich, positiv zu denken: „Wir sind froh um jeden Zug, der noch fährt.“ An schönen Wochenenden seien die Züge nach Kochel „gesteckt voll“ mit rund 500 Personen pro Fahrt. „Das macht am ganzen Vormittag bis zu 3000 Leute aus, die uns sonst mit dem Auto überrollen würden.“ In Kochel ist der Busverkehr Richtung Walchensee auf den Zug getaktet. Hier ist laut Müller immer wieder das Problem, dass die Busse den Zug nicht erreichen, weil sie im Stau stecken. „Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt.“

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