Donald Trumps Aussage, die USA wollten keine Auseinandersetzung mit China, sondern der Volksrepublik „helfen“, könnte realitätsferner nicht sein. Zum einen liegt das an Trumps eigener Geschichte mit dem Reich der Mitte, dessen Exportgüter er bereits während seiner ersten Amtsperiode im Weißen Haus stärker besteuerte.
Die Biden-Regierung versuchte anschließend, Chinas Zugang zu neuen Militärtechnologien zu verlangsamen. Unter anderem sollte Peking der Zugang zu den neuesten Computerchips verwehrt bleiben – genau den Chips, für deren Herstellung Seltene Mineralien und Erden benötigt werden, deren Export China inzwischen nahezu unmöglich gemacht hat. Eine nicht ganz ironiefreie Umkehrung der Geschichte.
Wie die USA China unter Druck gesetzt haben
Das Verhältnis zwischen China und Trump, wenn man die zweite Amtszeit des New Yorker Immobilienentwicklers so bezeichnen möchte, setzte diesen Trend der US-Außenpolitik fort. Allerdings entschied sich die Volksrepublik unter Xi Jinping, entgegenzuhalten, und reduzierte Importe aus den USA. Das Ergebnis: Die Soja-Bauern in den Vereinigten Staaten mussten Milliardenverluste hinnehmen, weil Peking ihnen kaum noch Abnahme gewährte.
China selbst exportierte im ersten Halbjahr dennoch mehr als im Vorjahreszeitraum, obwohl der Handel mit den USA deutlich abgenommen hatte. Während Trump die Welt – Freunde wie Feinde – mit ständig wechselnden Strafzöllen in Atem hielt, diversifizierte Peking seinen Exporthandel und kompensierte Verluste am US-Markt.
Trump schwächt die USA mit seinen Zöllen - China profitiert
Durch seine Zölle schwächt Donald Trump die Position der USA,, wie schon Experte Robert Greil für FOCUS online analysiert. Washington signalisierte seinen Partnern, Lieferketten aus China in Länder wie Indien oder Vietnam zu verlagern, um Strafmaßnahmen zu entgehen. Die Trump-Administration belegte diese Länder jedoch selbst mit hohen Zöllen und machte die Kostenplanung der Konzerne zunichte. China versucht daher, sich als verlässlicher Partner zu positionieren.
Auch der Rest der Welt leidet unter Chinas Maßnahmen. Die Volksrepublik liefert rund 70 Prozent der weltweit benötigten Seltenen Erden; über 90 Prozent werden in China für den Handel aufbereitet. Zwar will Peking vor allem die USA in die Schranken weisen, doch Unternehmen weltweit warten auf Exportlizenzen für Mineralien und Seltene Erden. Seit die Neuerungen im Frühjahr in Kraft traten, wurden nur wenige Lizenzen tatsächlich erteilt. China hat sich eine Monopolstellung geschaffen, die es ermöglicht, von der Auto- bis zur Rüstungsindustrie Länder unter Druck zu setzen.
Xi hat Trump in der Tasche
Donald Trump musste nachgeben. Xi Jinping hat die Oberhand. Das zeigte sich, als Trump nach seiner Tirade auf Truth Social, wo er ein Treffen mit Xi absagen wollte, das ihm zuvor erbeten worden war, plötzlich klein beigab. Eigentlich wollte Trump pompös in Peking empfangen werden, doch Chinas Apparat erlaubte nur eine Audienz in Südkorea am Rande einer Konferenz.
Damit demonstrierte die Volksrepublik einmal mehr, dass sie derzeit mächtiger ist als die Vereinigten Staaten, zumindest unter einem volatilen Präsidenten im Weißen Haus. Heute will Trump Xi wieder treffen. Ob Xi zustimmt, bleibt ungewiss.
Donald Trump: Sein Umgang mit China ist nicht berechenbar
Aufgrund Trumps Volatilität lässt sich seine China-Strategie kaum vorhersehen. Viele Entscheidungen scheinen von Launen abhängig. So musste er im Frühjahr zurückrudern: Einen Tag nach der Ankündigung, chinesischen Studierenden in den USA keine Visa mehr zu erteilen, erklärte er plötzlich, „es sei eine Ehre“, sie im Land zu haben.
Dieser Sinneswandel kam, nachdem Peking erstmals die Ausfuhr von Seltenen Erden sanktioniert hatte. Eine Phase relativer Entspannung folgte, die jedoch nicht von Dauer war. Peking reagiert primär auf US-Maßnahmen, statt eine eigene Strategie zu entwickeln. Die jüngste Maßnahme gegen den Export Seltener Erden spiegelt die Politik der Biden-Regierung wider.
Die Kommunistische Partei Chinas beobachtet, dass die Welt zunehmend multipolar wird, während die USA ihre Führungsrolle aufgeben. Infolge aufgelöster Koalitionen nehmen mittelgroße Mächte zu – doch keine kann Peking ernsthaft herausfordern.
Europas Rolle und Chinas Machtposition
Xi Jinping versucht, einzelne europäische Staaten wie Frankreich, Ungarn oder Serbien zu hofieren, um die Europäische Union insgesamt zu schwächen. Solange kein anderes Bündnis oder Land die Förderung und Aufbereitung von Seltenen Erden und Mineralien übernimmt, bleibt China Monopolist – und das Erpressungspotential Xi Jinpings wächst weiter. Die USA sind zunehmend abhängig, nicht die Volksrepublik.