Jugendsozialarbeit: Zusätzliche halbe Stelle für Lenggrieser Mittelschule
Der Lenggrieser Gemeinderat stimmte einer weiteren halben Stelle für Schulsozialarbeit an der Mittelschule zu. Geschaffen werden soll sie im kommenden Jahr.
Lenggries – Die Lenggrieser Mittelschule bekommt eine weitere halbe Stelle für die Jugendsozialarbeit. Nachdem die Kreisgremien vor Kurzem den Weg freigemacht hatten, stimmte der Lenggrieser Gemeinderat am Montagabend der Stelle und vor allem der anteiligen Finanzierung ebenfalls zu.
Die Fälle an der Schule steigen immer weiter an
Dass es diese weitere halbe Stelle braucht – daran besteht im Gremium schon seit Längerem kein Zweifel. Vor knapp einem Jahr hatte der Vortrag von Jugendsozialarbeiterin Wiebke Schanzer bei den Räten Betroffenheit ausgelöst. Schanzer – sie hat eine halbe JAS-Stelle – hatte Einblicke in ihre Arbeit an der Mittelschule mit ihren 230 Schülern gewährt und von der deutlichen Zunahme der Fälle berichtet. Gab es 2019 noch 29 Fälle, waren es 2021 bereits 60 – Tendenz steigend. Für eine 20-Stunden-Kraft im Prinzip nicht mehr zu schaffen. Die Jugendsozialarbeiterin berichtete von jüngeren Schülern, die bereits Erfahrung mit massivem Alkoholkonsum hätten, von Kindern, die in der Familie Gewalt erleben, und von Jugendlichen, die verhaltensauffällig sind.
Finanzierung teilen sich mehrere Stellen
„Der Vortrag hat Eindruck hinterlassen“, fasste Rathaus-Geschäfsführer Tobias Riesch am Montag in der Sitzung zusammen. Tatsächlich wollten die Gemeinderäte am liebsten schon zum Beginn des Schuljahrs 2023/24 um weitere 20 Wochenstunden aufstocken. Doch die Finanzierung läuft eben nicht nur über die Kommune, die den Löwenanteil trägt. Beteiligt sind auch der Landkreis und der Freistaat. Zehn Prozent kommen zudem vom Träger, bei dem die JAS-Kräfte angestellt sind – in diesem Fall die Diakonie. Der Kreishaushalt war im Juli 2023 natürlich längst beschlossen, daher war die Realisierung der Stelle einfach nicht möglich.
Zwischenzeitlich war der Fördertopf leer
Zuletzt wäre die Stelle dann fast an etwas anderem gescheitert: Ende des vergangenen Jahres waren die staatlichen Fördermittel ausgeschöpft, das Sozialministerium empfahl, keine weiteren Anträge mehr zu stellen. Dem folgte der Landkreis und legte erst einmal alle weiteren beantragten JAS-Stellen auf Eis.
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Nur für die Lenggrieser gab es dann doch noch ein Happy-End. Denn im Frühjahr standen plötzlich einige wenige Fördermittel zur Verfügung. Der zuständige Jugend- und der Kreisausschuss gaben für die halbe Stelle ihr Okay, betonten aber auch, dass dies vorerst die letzte zusätzliche JAS-Stelle bleiben wird, solange die weitere Förderung nicht geklärt ist. „Es gab noch mehr Anträge, aber die sind alle abgelehnt worden“, sagte Riesch.
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Löwenanteil bleibt an der Gemeinde hängen
Zwischenzeitlich hatte dann auch noch die Diakonie zweimal angemerkt, dass es für den Träger keine Pflicht mehr gebe, zehn Prozent der Kosten zu tragen. Daher bitte man darum, dass die Gemeinde auch diesen Anteil noch mit übernimmt. Das Landratsamt weise jedoch darauf hin, sagte Riesch, dass die Übernahme des zehnprozentigen Anteils so vereinbart sei und sich die Träger gegenüber dem Landkreis dazu verpflichtet haben.
Und so rechnet die Gemeinde für die zusätzliche halbe Stelle nun mit Kosten in Höhe von 27 240 Euro pro Jahr. Landkreis und Freistaat schießen je 8180 Euro bei, die Diakonie übernimmt 3900 Euro. Die Mittel sollen für das Haushaltsjahr 2025 eingeplant werden. Ab dem kommenden Jahr soll dann auch die neue Stelle geschaffen werden.
Vorfinanzierung zum Schuljahresbeginn ist nicht möglich
Sabine Gerg (SPD) war das eigentlich zu spät. Ob man denn nicht doch schon im September zum Beginn des Schuljahres starten könnte, fragte sie. „Können wir die drei Monate nicht vorfinanzieren?“ Davon riet Riesch eindringlich ab. „Wir werden da förderrechtlich ein Problem bekommen.“ Tatsächlich steht zu befürchten, dass der Freistaat seine Mittel gänzlich streicht, wenn er feststellt, dass die Gemeinde das auch allein finanzieren kann. „Wir müssen das Procedere einhalten, sonst beißen wir da auf Granit.“
Thomas Murböck (CSU) machte sich immer noch Gedanken über die doch recht hohen Ausgaben. „Könnten wir hier nicht eine unsere Stiftungen nutzen?“, fragte er. Schließlich gehe es doch um die Unterstützung von Jugend und Bildung. Auch hier war Riesch skeptisch. „Im Stiftungszweck geht es eher um einmalige Projekte. Laufende Kosten können wir darüber nicht bezahlen.“
Der Gemeinderat votierte am Ende einstimmig für die halbe Stelle – sofern sich auch die anderen Partner an der Finanzierung in der bislang üblichen Höhe beteiligen.