Kloster Benediktbeuern: Basilika ist einsturzgefährdet

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Benediktbeuern

KommentareDrucken

Die Basilika am Kloster Benediktbeuern muss umfangreicher saniert werden als bislang gedacht. Bei der jetzigen Begutachtung wurden Schäden festgestellt, die auf die Sanierung in den 1960er-Jahren zurückgehen. © arp

Die schlechten Nachrichten von der Basilika am Kloster Benediktbeuern reißen leider nicht ab. Wie sich vor wenigen Tagen herausgestellt hat, ist das Gotteshaus akut einsturzgefährdet.

Benediktbeuern - Pfarrer Pater Bernhard Stiegler stehen die Sorgenfalten auf der Stirn. Der Salesianer Don Boscos sieht allerdings zwei Seiten der Medaille. „Hätte man nach dem schlimmen Hagelunwetter nicht das Dach sanieren müssen, hätten wir diesen Schaden, der nicht mit dem Hagel zusammenhängt, vermutlich nicht so schnell entdeckt“, sagt der Geistliche. „Ich mag mir nicht vorstellen, was dann hätte passieren können.“

Was nun entdeckt wurde, geht auf die letzte Sanierung der Basilika zwischen 1964 und 1973 zurück. „Eine Stahlbeton-Konstruktion, die damals als Entlastung des Gewölbes gedacht war, ist jetzt zur Belastung geworden“, erklärt der Pfarrer. Tragende Balken im Dachstuhl seien teilweise eingeknickt beziehungsweise spreißeln aus, seien also dabei, zu zersplittern. „Deshalb drückt diese Konstruktion jetzt aufs Gewölbe.“ An einigen Stellen, etwa bei den Seitenaltären, könne man schon sehen, wie die Decke flacher werde.

Balken sind wie Zündhölzer gebrochen

Als man die große Sanierung damals durchführte, sei aus Geldmangel nicht alles so gemacht worden, wie es am besten gewesen wäre. Rückblickend will der Pfarrer keine Vorwürfe erheben. „Nachher weiß man es immer besser.“ Und 60 Jahre später sei nun das Holz müde geworden, sagt Pater Stiegler, während er Bilder zeigt, auf denen man sieht, wie im Dachstuhl gebrochene Steigbänder zu Lastenumlagerungen geführt haben. Die Balken sind wie Zündhölzer gebrochen. In der Raumschale erzeugen die Lastenumlagerungen Risse im Mauerwerk. Die Außenwände und die Arkadenbögen beginnen, sich zu neigen.

Im Dachstuhl sind tragende Balken teilweise eingeknickt oder drohen, zu zersplittern. An ihnen wurde in den 1960er-Jahren eine tonnenschwere Stahlbeton-Konstruktion befestigt.
Im Dachstuhl sind tragende Balken teilweise eingeknickt oder drohen zu zersplittern. An ihnen wurde damals die tonnenschwere Stahlbeton-Konstruktion befestigt. © Jürgen Sperlich

Sanierungskosten betragen fast 7 Millionen Euro

Bei einer Sitzung haben Fachleute nun das weitere Vorgehen besprochen. Die Sanierungskosten – inklusive Hagelschaden – werden derzeit mit 6,8 Millionen Euro angesetzt. Davon wird die Versicherung vermutlich 3,2 Millionen Euro tragen, die Prüfung der Unterlagen läuft gerade. Von den verbleibenden 3,6 Millionen Euro will die Diözese Augsburg 75 Prozent übernehmen, sprich 2,7 Millionen Euro. „Dafür sind wir sehr dankbar. Alleine könnten wir das nie stemmen“, sagt der Pfarrer. Bei der katholischen Kirchenstiftung St. Benedikt verbleibt somit ein Anteil von 25 Prozent, also 900 000 Euro.

Was viele nicht wissen: Kloster und Basilika muss man, was die Besitzverhältnisse anbelangt, getrennt betrachten. Die Basilika ist seit der Säkularisation 1803 im Eigentum der Kirchenstiftung. Sie hat die gesamte Baulast zu tragen. Das heißt, anders als bei anderen Kirchen, ist nicht mit einer staatlichen Übernahme der Kosten zu rechnen.

Pfarrei wird „Bettelbriefe“ in der ganzen Region verschicken

Um die 900 000 Euro zu finanzieren, wird die Kirchenstiftung ihre Rücklagen von 380 000 Euro aufbrauchen, erklärt der Pfarrer. Außerdem muss eine Wohnung im Dorf verkauft werden. Die Zuschüsse von Land, Bezirk und Kreis könnten hoffentlich 55 000 Euro betragen, so Stiegler weiter. „Wir bemühen uns derzeit, Gelder von Stiftungen und anderen Projekten zu bekommen. Bürgermeister Toni Ortlieb ist uns sehr behilflich.“ Im Finanzierungsplan der Kirchenstiftung klafft derzeit die offene Summe von 465 000 Euro, Anastasia-Kapelle inklusive. Die Verantwortlichen beginnen nun mit einer Spenden-Kampagne. Auf der Homepage der Pfarrei werden nicht nur die Schäden, sondern auch die bedeutenden Kunstschätze samt Fotos aufgelistet. Klosterbesucher erfahren es auf Info-Tafeln vor Ort. Zudem sollen „Bettelbriefe“ in der ganzen Region verschickt werden. „Im Dorf und in der Umgebung haben ja viele Menschen selbst beträchtliche Kosten durch das Hagelunwetter zu schultern“, weiß der Pfarrer.

Trotz der Hiobsbotschaft kann Stiegler der Situation etwas Gutes abgewinnen. „Bedingt durch die Hagelschäden, ist die Kirche schon eingerüstet, und es ist ein Kran vor Ort. Deshalb wollen wir diese Situation nutzen, um weiterzuarbeiten, damit es zu keiner Verzögerung kommt.“

Spendenkonto

Wer für die Basilika spenden möchte, kann den Betrag auf dieses Konto einzahlen: Katholische Kirchenstiftung St. Benedikt, IBAN: DE07 700 543 06 01 90 00 38 63, bitte Vermerk „Spende Schaden Basilika“.

Und was muss alles gemacht werden? „Im Mauerwerk müssen Stahlseile eingebracht werden, mit denen die Stahlbetonkonstruktion gehalten werden kann“, erklärt er vereinfacht. Im Dachstuhl müssen die Balken verstärkt werden, damit die Seile das Trägerwerk aus den 1960er-Jahren halten können.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Kirchenverwaltung entscheidet Vorgehen

Wie geht es jetzt weiter? Eigentlich war ja geplant, dass im Inneren eine Gerüst-Decke eingezogen wird, damit man mit Einschränkungen das Gotteshaus ab Mitte August wieder hätte betreten und nutzen können. Der Pfarrer will jetzt der Kirchenverwaltung den Vorschlag machen, eine günstigere Gerüst-Variante zu verfolgen. Das bedeutet aber den Verzicht auf sämtliche liturgische Feiern: Weder Leonhardi noch Weihnachten oder Fronleichnam könnten in der Basilika gefeiert werden, geschweige denn Hochzeiten gefeiert oder Konzerte abgehalten werden. „Ich weiß, das ist schmerzhaft“, sagt der Pfarrer. „Wir können aber hohe Festtage im Freien abhalten oder in die Marienkirche ausweichen“, sagt er pragmatisch. Besucher könnten immerhin noch bis zur Orgelempore gehen, dort werde man auf Info-Tafeln über den Sachstand informiert. Mit diesem Vorgehen könnte man rund 30 000 Euro sparen beziehungsweise für die Sanierung des Dachgestühls verwenden. Läuft alles wie geplant, könnte die Renovierung 2026 abgeschlossen sein.

Auch interessant

Kommentare