„Unangebracht“: Bürgermeister von Sachsenkam übt Kritik an Aktion von Pfingsthansln

  • Andreas Steppan
    VonAndreas Steppan
    schließen

Die Diskussion um die Traktorenrallye in Sachsenkam und ein damit im Zusammenhang stehender Pfingstscherz hatten nun ein Nachspiel im Gemeinderat.

Sachsenkam - Es gibt Aprilscherze, es gibt die Freinacht zum 1. Mai – und es gibt die „Pfingsthansl“, die der Tradition nach mancherorts in der Nacht zum Pfingstmontag ihr Unwesen treiben. Diese Sitte gibt es zum Beispiel in Sachsenkam. Die diesjährige Aktion der „Pfingsthansl“ stieß allerdings auf Kritik und hatte ein Nachspiel im Gemeinderat. Bürgermeister Andreas Rammler sah sich veranlasst, das Thema in der jüngsten Sitzung anzusprechen.

Pfingsthansl stellen Tafeln in Sachsenkam auf

Brauchtum ist es in Sachsenkam eigentlich, dass die „Pfingsthansl“ aus den Vorgärten und Hofeinfahrten allerlei Gegenstände entwenden und andernorts verstecken. Schon das hatten manche Bürger in der Vergangenheit nicht immer lustig gefunden. Eine weitere Art des Pfingstscherzes, die mancherorts üblich ist: Auf Plakaten, Schildern oder Transparenten werden lokale Themen oder Zwistigkeiten durch den Kakao gezogen. Das passierte heuer zum Beispiel in Dietramszell  –  und auch in Sachsenkam: Dort wurden über Nacht in der Ortsmitte große Tafeln aufgestellt. Darauf zu lesen waren aufgesprayte kurze Reime.

Zwei Themen griffen die „Pfingsthansl“ auf. Zum einen wurde Grünen-Gemeinderätin Maria Demmel angegriffen. Vor allem ging es dabei um einen Leserbrief Demmels in unserer Zeitung, in dem sie Kritik an einer Darstellung bei der Sachsenkamer Traktorenrallye an Fasching geübt hatte.

Pfingstscherz „brachial und sehr persönlich“

Wie berichtet hatte ein Wagen mit dem Slogan „Nein zur Asyl-Massenunterkunft in Warngau/Holzkirchen“ teilgenommen. Auf dem Wagen saßen Personen mit schwarz angemalten Gesichtern und Schwimmflügeln.

Auf ihren Tafeln dichteten die „Pfingsthansl“ nun, dass Maria Demmel  –  explizit mit ihrem Hofnamen benannt –  „spaßbefreit“ sei und „a Gschiß“ mache, obwohl sie bei der Traktorenrallye gar nicht anwesend gewesen sei. Eine andere Tafel wirft dem „Weib“ vor, im Gemeinderat ein „großes Maul“ zu haben.

Auf weiteren Tafeln geht es offenbar um eine private Mietstreitigkeit. Einer ebenfalls namentlich genannten Familie wird dabei klargemacht, dass sie im Ort nicht gewollt sei. Mit der Ankündigung, das „schwarze Kreuz wieda außn Dreck“ zu holen, wird auf das Haberfeldtreiben angespielt.

Bürgermeister von Sachsenkam greift Pfingstscherz im Gemeinderat auf

Im Gemeinderat appellierte Bürgermeister Rammler nun dafür, sich bei solchen Konfliktthemen doch besser persönlich auszusprechen. „Das ist am zielführendsten, sonst gibt es nur Missverständnisse.“ Außerdem müsse bei den Scherzen der „Pfingsthansl“ gewährt sein, „dass man ein gewisses Niveau an den Tag legt und den gegenseitigen Respekt wahrt“. Die fragliche Mietstreitigkeit  – es geht dem Anschein nach um eine Eigenbedarfskündigung  –  sei lediglich eine Sache zwischen den beteiligten Parteien und gehöre nicht öffentlich ausgetragen. Ihm selbst sei der Sachverhalt nicht bekannt, sagt Rammler.

Wie man die Tafeln der „Pfingsthansl“ bewertet, darüber gebe es sicher verschiedene Ansichten. „Jeder zieht die Grenzen für sich selber anders“, sagt Rammler. Er persönlich fand sie „etwas brachial und sehr persönlich“ und im Ganzen „unangebracht“.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Er selbst sei über Pfingsten verreist gewesen, sagt Rammler. Prinzipiell wäre es ihm nach eigener Aussage eigentlich am liebsten gewesen, mit den „Pfingsthansl“ persönlich über ihren Streich zu sprechen. „Aber ich weiß auch nicht, wer dahintersteckt. Da war die Gemeinderatssitzung dann die erste Gelegenheit, das Thema anzusprechen.“ In der Sitzung erntete Rammler Zustimmung zu seinen Aussagen. Die auf den Tafeln angegriffene Maria Demmel äußerte sich nicht.