Freilaufende Hühner und deftige Sprüche in Sachsenkam

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Sachsenkam

Kommentare

Kunstvoll zu einem Wikingerschiff umgestaltet wurde dieser Traktor. © pr

Die Neuauflage der Traktor-Rallye in Sachsenkam zog am Sonntag hunderte Zuschauer an. Während manche Teilnehmer ausgelassen Fasching feierten, wurde es bei anderen politisch.

Sachsenkam – Das Jahr 2024 ist geprägt von Protestzügen. Auf der einen Seite gibt es die Bauernproteste, auf der anderen Seite die Demonstrationszüge gegen politischen Extremismus. In dieser aufgeheizten Atmosphäre hat sich der Sachsenkamer Burschenverein vorgenommen, bei der Neuauflage der „Traktor-Rallye“ Themen der großen Politik weitgehend auszusparen, wie der Vorsitzende Hans Liebhart erläuterte. Trotzdem waren bei dem Faschingszug einige Wagen dabei, die ohne großen Umbau auch bei einem politischen Demonstrationszug hätten mitfahren können. Und einige Slogans hätten besser zu einer Demo gepasst.

Rund 300 Zuschauer verfolgten die Sachsenkamer Traktor-Rallye vom Straßenrand aus.
Rund 300 Zuschauer verfolgten die Sachsenkamer Traktor-Rallye vom Straßenrand aus. © pr

Noch zum Schmunzeln war das Schild „Ohne Subvention macht da Hanomag koan Ton“, das an einem Traktor hing. Deutlicher wurde es auf einem improvisierten handgeschriebenen Plakat daneben: „Eine Rot-Grüne Regierung ohne Anstand und Moral führt uns ins Neandertal“. Kaum weniger deutlich das Plakat auf einem ein paar Meter entfernten Wagen: „Hudri Wudri schlechte Grundierung, mia ham a Scheiß Regierung“. Die Warngauer verzichteten gleich komplett auf Reime und auf eine humorvolle Untermalung und brachten an ihrem Wagen das Schild mit der Aufschrift „Nein zur Asyl-Massenunterkunft in Warngau/Holzkirchen“ an, bebildert mit einem überfüllten Schiff. Die Leute auf dem Wagen hatten schwarz angemalten Gesichter und Schwimmflügel. Natürlich durfte auch eine Attacke auf die Klimakleber und die „Letzte Generation“ nicht fehlen. Sachsenkamer setzten sich in Warnwesten mit der Aufschrift „Wir sind das Letzte“ auf die Straße, begleitet vom Plakat „Ich hab’ keinen Arbeitgeber, drum bin ich Klimakleber“.

Freilich gab’s auch humorigere Wagen. Allen voran einer, der sich mit dem Thema befasste, dass die Sachsenkamer Feuerwehr etliche Male zu Fehlalarmen ausrücken musste. Da rauchte es aus einer Mikrowelle, um sie herum standen mehrere Feuerwehrfrauen mit Feuerlöschern, begleitet vom Schriftzug: „Brennt amoi da Schweinsbron o, ruckt de ganze Mannschaft o.“ Einfach nur spaßiger Nonsens war auch der Wagen mit als Hennen verkleideten Mädchen mit der Aufschrift „Freilaufende Hühner“. Richtig Mühe hatten sich die Hechenberger gegeben, die ihren Wagen mit einer „Hechenburg“ geschmückt hatten.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Unterwegs mussten die Teilnehmer Aufgaben erledigen, wie beispielsweise einen Baumstamm mit einer „Wiagsog“ schneiden. Damit hatten etliche Teilnehmer zu kämpfen, weshalb es eineinhalb Stunden dauerte, bis die ersten 13 Traktoren die 100 Meter lange Strecke zwischen dem Startpunkt am Vereinsheim und der Kirche bewältigt hatten.

In bester Stimmung waren die „Freilaufenden Hühner“ auf einem der Wagen.
In bester Stimmung waren die „Freilaufenden Hühner“ auf einem der Wagen. © pr

Rundherum zufrieden war Hans Liebhart. Es habe keine Zwischenfälle gegeben, die Resonanz sei mit 300 Zuschauer sehr groß gewesen, das Wetter habe mitgespielt, „und die Leute hatten eine Freude. Es war super, dass wir die Tradition wieder aufleben lassen konnten.“ Von 1979 bis 2012 hatte die Rallye in Piesenkam stattgefunden, doch den dortigen Burschen sei der Aufwand irgendwann zu groß geworden: „Man hat immer so ein Gschiss mit Auflagen, und man braucht immer mehr Leute zum Arbeiten.“ So müsse beispielsweise der TÜV die Traktoren samt Aufbauten abnehmen. Für die Absperrung der Strecke seien viele Menschen notwendig: „Es werden einem einfach viele Steine in den Weg gelegt.“ Er sei den Piesenkamern deshalb dankbar für die vielen Tipps. Dass die Wagen sich den politischen Themen widmeten, sei auch auf die Bauern-Proteste zurückzuführen, „die ja verständlich sind“.

Auch interessant

Kommentare