Jeder zehnte Rieder ist bei der Feuerwehr
Seit 125 Jahren gibt es in Ried, einem 500-Seelen-Ortsteil der Gemeinde Kochel am See, eine Feuerwehr. Für die Floriansjünger und den ganzen Ort ein wichtiger Anlass zum Feiern. Es gibt ein großes Festprogramm.
Ried - Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ried geht auf das Datum 2. Juli 1899 zurück. Damals trafen sich 32 männliche Einwohner zur Gründungsversammlung im Gasthaus. „Bei der sogleich stattgefundenen Wahl des Verwaltungsrates wurde Benedikt Poschenrieder als Vorstand und Franz Bauer jun. als Kommandant gewählt“, steht in einer Zusammenfassung der Historie der Feuerwehr in der für das Jubiläum erstellten Festschrift. Die Erkenntnisse zur Gründung gehen übrigens aus dem Entwurf zur Festrede des damaligen Kommandanten Franz Bauer zum 25-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Ried hervor.
Bereits im ersten Jahr wurden die Mitglieder aktiv, und es fanden einige Übungen statt. 1900 wurde dann die erste Standarte geweiht. 1906 kaufte die Feuerwehr eine neue Löschmaschine, die ihre Einsatzfähigkeit verbesserte. Ein Jahr später fand der Bau der Wasserleitung statt, was laut dem heutigen Vorstand Markus Reisner ebenfalls ein wichtiger Punkt in der Geschichte der Rieder Wehr ist.
7800 Reichsmark für ein Feuerwehrhaus
In der Gemeinderatssitzung von Kochel am 25. Mai 1929 wurde der Antrag der Ortsgemeinde und der Feuerwehr Ried zum Bau eines Feuerwehrhauses einstimmig angenommen und der Bau beschlossen. Die Gesamtkosten für den Bau beliefen sich damals auf 7800 Reichsmark.

Auch der Kauf eines neuen Fahrzeugs und einer neuen Motorspritze seien für die weitere Arbeit der Feuerwehr wegweisend gewesen, heißt es in den Annalen. 1981 freuten sich die Ehrenamtlichen über das Eintreffen ihres neuen Löschfahrzeugs, das im Mai 1982 den kirchlichen Segen erhielt. Ein Jahr später wurde das Feuerwehrhaus umgebaut. Ein notwendiger Schritt, um die Pflege und Wartung der neuen Gerätschaften zu gewährleisten, wird in der historischen Abhandlung in der Festschrift erklärt. Zudem wurde Platz für einen Schulungsraum geschaffen. Um die Gemeindekasse von Kochel zu entlasten, die bereits für den Bau des neuen Feuerwehrhauses in Kochel belastet wurde, griffen die Rieder selbst zum Handwerkszeug. Kommandant Franz Bauer vereinbarte mit Bürgermeister Siegfried Zauner, dass die Gemeinde das benötigte Baumaterial bereitstellt und gemeindliche Arbeiter entsendet. Die Bauern von Ried spendeten das Holz für den Dachstuhl, und die Feuerwehrleute führten die erforderlichen Arbeiten in Gemeinschaftsarbeit unter der Leitung von Franz Bauer durch.
Zahlreiche Katastrophen gemeistert
Eine große Herausforderung waren Hochwasser-Katastrophen und zahlreiche Schäden, die Naturgewalten in der Region anrichteten, sagt der heutige Vorstand Markus Reisner im Gespräch. Noch präsenter: das verheerende Hagelunwetter, das am 26. August vergangenen Jahres schlimme Schäden im Loisachtal und Isarwinkel anrichtete. Zu den stark betroffenen Orten zählte auch Ried. „Wir waren ab dem 27. August nahezu im Dauereinsatz.“ Viele Feuerwehrmitglieder seien selbst von den Hagelschäden betroffen gewesen.

Die Freiwillige Feuerwehr Ried zählt heute insgesamt 50 – ausschließlich männliche – Mitglieder. Auf diese Zahl ist Reisner besonders stolz. „Immerhin ist das bei 500 Dorfbewohnern jeder zehnte“, betont der Vorstand. Ein wichtiger Punkt sei die Zusammenarbeit mit den benachbarten Feuerwehren – vor allem Kochel und Benediktbeuern. „Nicht jeder hat die gleiche Ausrüstung und technische Ausstattung, so ergänzen wir uns in der Region gegenseitig und arbeiten viel zusammen.“
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Florian Reisner führt als Kommandant seit zwei Jahren die Truppe an. Markus Reisner sagt: „Schon 14-Jährige kommen zu uns. Oft sind mehrere Familienmitglieder in der Feuerwehr engagiert.“ Es sei ein „einzigartiges Hobby, das man nicht für sich selbst, sondern für die Gemeinschaft ausübt.“ Neben den Übungen und Einsätzen gebe es auch ein reges Vereinsleben. Die Feuerwehr packt bei vielen Ereignissen und Feiern im Dorf tatkräftig mit an. 1967 gab es in Ried erstmals ein Johannifeuer, das bis heute Tradition hat. Auch das Almfest ist jedes Jahr ein Höhepunkt im Kalender. Reisner: „Auch bei dem Kraftakt, das neue Gipfelkreuz auf die Benediktenwand zu bringen, haben wir geholfen.“
Festprogramm mit Gottesdienst
Den 125. Geburtstag der Feuerwehr begeht der Ort mit einem umfangreichen Programm. Los geht es am Donnerstag, 20. Juni, um 17 Uhr in der Festhalle am Unterfeldweg 4 mit dem „Abend der Nachbarschaft“. Es gibt ein Kinderprogramm und einen Barbetrieb. Dazu spielen die Bichler und die Kochler Musikkapelle. Am Samstag, 22. Juni, findet dann der Festabend statt. Um 16.30 Uhr setzt sich der Festzug, begleitet von der Musikkapelle Benediktbeuern und Trommlern, in Richtung Rieder Kapelle in Bewegung. „Dort wird es einen Gottesdienst geben, der bei schlechtem Wetter in die Festhalle verlegt wird“, so Reisner. Am Festabend stehen neben der Fahnenübergabe durch die Patenfeuerwehr Kochel auch Ansprachen, etwa von Bürgermeister Jens Müller und Kreisbandrat Erich Zengerle auf dem Programm.. Jeder, der mitfeiern möchte, ist willkommen. „Es soll ein Fest für alle werden.“