Jugendsozialarbeit an Schulen: Eine letzte Stelle für Lenggries
Seit vielen Jahren setzt der Landkreis an seinen Schulen auf Jugensozialarbeiter. Nun aber stellt er weitere Anträge zurück.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Landkreis setzt seit Jahren auf Jugendsozialarbeit an Schulen, kurz JAS genannt. Die Mitarbeiter sind Ansprechpartner bei vielfältigen Problemen und vermitteln bei gravierenderen Schwierigkeiten auch zu anderen Hilfsangeboten weiter. Die JAS ist ein niederschwelliges Hilfsangebot und ein Erfolgsmodell. An 21 der 36 Grund-, Mittel-, Real-, Förder- und Berufsschulen im Landkreis gibt es insgesamt 27 JAS-Stellen. Und der Bedarf steigt.
Ansprechpartner bei Problemen und Vermittler zu weietren Stelllen
Das Problem: Ende des vergangenen Jahres waren die staatlichen Fördermittel ausgeschöpft, das Sozialministerium empfahl, keine weiteren Anträge mehr zu stellen. Dem folgte der Landkreis und legte erst einmal alle weiteren beantragten JAS-Stellen auf Eis. Doch zumindest für die Mittelschule Lenggries gibt es nun einen Lichtblick. Der Antrag auf Aufstockung um eine weitere 50-Prozent-Stelle – eine halbe Stelle gibt es bereits – wurde nun sowohl im zuständigen Ausschuss für Jugend und Familie als auch im Kreisausschuss, der für das Finanzielle verantwortlich ist, bewilligt. Hintergrund ist, dass seit wenigen Wochen ein Schreiben des Sozialministeriums vorliegt, in dem doch noch die Förderung weiterer Stellen im Landesprogramm in Aussicht gestellt wird. Zudem arbeite man mit Hochdruck an einer neuen Förderrichtlinie, hieß es im Jugendausschuss.
Fördergelder ausgeschöpft
Davon profitiert nun Lenggries. Allerdings wird dies erst einmal die letzte neue JAS-Stelle sein, so lange nicht klar ist, wie die staatliche Förderung künftig aussehen wird. Denn der Freistaat zahlt schon jetzt nur einen Teil der Kosten. Mit ihm zusammen finanzieren der Landkreis, die jeweilige Kommune und der Träger, bei dem die JAS-Kraft angestellt ist, die Ausgaben. Und in Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte muss jede weitere Ausgabe gründlich überlegt werden – vor allem dann, wenn sie eine langfristige Verpflichtung nach sich zieht. „Und jeder erfüllte Wunsch hat weitere 100 Junge“, sah CSU-Fraktionschef Martin Bachhuber im Kreisausschuss schon weitere Anträge auf den Landkreis zukommen.
Es dürfe aber auf keinen Fall darauf hinauslaufen, dass man neue JAS-Stellen genehmige, dafür aber dann bei anderen Angeboten in der Jugendhilfe sparen müsse, um sie zu finanzieren, sagte der scheidende Jugendamtsleiter Ulrich Reiner im Jugendausschuss. „Der Bedarf für eine Stundenerhöhung in Lenggries ist unstrittig“, sagte Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne). „Aber wir dürfen nicht in die Not kommen, andere Dinge streichen zu müssen“, ergänzte er.
Tatsächlich gibt es mit Blick auf die steigenden Kosten Überlegungen, wie man die JAS effektiver gestalten könnte. „Vielleicht ist auch ein Ringtausch denkbar, eine Kraft, die beispielsweise die Schulen in Gaißach und Lenggries betreut“, sagte Bachhuber im Kreisausschuss. „Vielleicht muss man mal kreativ nachdenken.“ Das war auch im Jugendausschuss schon Thema. Überlegt wird eine Art Poollösung, die es bei den Schulbegleitern für Kinder mit Unterstützungsbedarf vereinzelt schon gibt. Wie das konkret aussehen könnte, damit wird sich der Jugendhilfeausschuss befassen.
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Dass die Notwendigkeit für die JAS-Stellen besteht – das zog niemand in Zweifel. Auch wenn es natürlich immer schwierig sei, den Erfolg eines präventiven Projekts konkret zu messen, sagte Landrat Josef Niedermaier (FW). „Wir stellen die JAS aber nicht infrage.“ Aus seiner Sicht sei die Schaffung und Finanzierung dieser Stellen allerdings eigentlich „eine reine Staatsaufgabe“. Das sieht Annelies Wiedenbauer-Schmidt (Grüne) ähnlich. „Das ist Teil des Unterrichts und der Schule und damit nicht unbedingt eine kommunale Aufgabe“, wandte sie sich an Thomas Holz (CSU), der seit Oktober auch im Landtag sitzt.
Stundenerhöhung im tsaatlichen Förderprogramm beantragt
Für die neue 50-Prozent-Stelle in Lenggries konnte sich auch Barbara Schwendner (Grüne) erwärmen. Weitere Anträge sollten aber auf jeden Fall zurückgestellt werden, bis die künftige Finanzierung geklärt ist. „Denn Geld ist endlich.“ Das rief Klaus Barthel (SPD) auf den Plan. „Wir diskutieren hier schon manchmal nicht ganz proportional“, wandte er ein. Es gehe gerade mal um knapp 8200 Euro, die die halbe Stelle den Landkreis pro Jahr koste. „Da übernimmt sich der Landkreis schon nicht.“ Die Stundenerhöhung für die halbe Stelle wird nun im staatlichen Förderprogramm beantragt. Weitere neue Anträge werden bis zum Vorliegen der neuen Förderrichtlinie nicht bearbeitet.
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