Es fehlt an Personal: Keine Entwarnung bei Hortplätzen - 80 Kinder auf der Warteliste
Keine zwei Monate sind es bis zum Beginn des neuen Schuljahrs. Und immer noch fehlen in Penzberg Hortplätze für 80 Kinder. Bei den Eltern steigt die Nervosität. Die Stadt sowie die AWO, die Träger der zwei Horteinrichtungen ist, konnten am Montagabend keine Entwarnung geben. Das Problem ist das fehlende Personal. Besser sieht es bei der Mittagsbetreuung aus.
Rund 80 Menschen waren am Montag zum Infoabend gekommen, bei dem die Stadt Penzberg sowie die Kreis-Caritas und die AWO Oberbayern über die Situation bei Hort und Mittagsbetreuung informierten. Seit Monaten warten viele Eltern auf eine Zusage, ob sie in Penzberg einen Platz für ihr Schulkind bekommen. „Die meisten hier sind ganztags berufstätig“, sagte eine Mutter. Wie soll es gehen, wenn keine Großeltern am Ort sind, die nach der Schule auf die Kinder aufpassen. „Es macht mir Angst“, so eine andere Mutter. „Es ist schlimm, weil die Eltern verzweifelt sind“, sagte eine Mitarbeiterin der Mittagsbetreuung. Auch Vorwürfe gab es: dass nicht frühzeitig genug reagiert wurde und jetzt die Zeit knapp wird.
80 Kinder auf Hort-Warteliste in Penzberg
Die aktuelle Situation skizzierte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU). Im Hort an der Winterstraße können 51 Kinder nicht aufgenommen werden, im Hort an der Birkenstraße 29 Kinder. Insgesamt stehen damit 80 Kinder auf der Hort-Warteliste. Eingerechnet sind jene Kinder, für die eine vorläufige Zusage zurückgezogen wurde. Träger beider Hort-Einrichtungen ist die AWO Oberbayern. Das Problem, hieß es, sind nicht die Räumlichkeiten, sondern das fehlende Personal.
Bei Mittagsbetreuung sieht es mittlerweile besser aus
Bei der Mittagsbetreuung an der Bürgermeister-Prandl-Schule – Träger ist ab September die Kreis-Caritas – stehen zudem 40 Kinder auf der Warteliste. Dort sieht es offenbar aber besser aus. Bürgermeister Korpan berichtete, dass die ehemalige Hausmeisterwohnung umgebaut werden soll. Er sei zuversichtlich, dass dies in den Sommerferien gelingt. Derzeit werden in zwei Klassenräumen 72 Kinder betreut, berichtete eine Mitarbeiterin. Sie befürchtet, dass es sehr eng wird, auch wenn es mit der Hausmeisterwohnung klappt. Was das größere Problem, die Personalfrage, betrifft, sagte Thomas Koterba, Geschäftsführer der Kreis-Caritas, dass dies für das nächste Schuljahr geregelt sei. Was eine Mutter zu der Aussage veranlasste: „Ich habe bei der Anmeldung das Kreuz falsch gesetzt, ich würde gern in die Mittagsbetreuung wechseln.“
Das große Problem ist das fehlende Personal
Denn für den Hort konnten Stadt und AWO Oberbayern am Montag keine Entwarnung geben. Bürgermeister Korpan erklärte zwar, dass für den Hort an der Winterstraße Platz im benachbarten ehemaligen Jugendheim geschaffen werden kann. Wegen des fehlenden Personals könnten jedoch nicht einmal die bestehenden Plätze aufgefüllt werden, geschweige denn zusätzliche Plätze angeboten werden. Dies betreffe viele Kommunen, sagte Korpan. Eine Kommune in der Nähe, erzählte er, habe sogar ein Kopfgeld von 2000 Euro geboten, aber trotzdem kein Personal gefunden.

Penzberg sei kein Einzelfall, bestätigte Linda Otte, Leiterin der Fachabteilung für Kita-Einrichtungen bei der AWO Oberbayern. In Oberbayern kooperiere man mit 16 Kommunen. Dort bestünden ähnliche Probleme. Man brauche Fach- und Ergänzungskräfte. Man sei permanent bei der Personalakquise, versicherte sie. Bezüglich Penzberg sagte sie, dass ab September jene Kinder aufgenommen werden können, für die es eine Zusage gibt. Bei den anderen Kindern hängt es ihr zufolge davon ab, ob neue Mitarbeiterinnen gefunden werden. Denkbar ist in dem Fall, dass nach und nach weitere Kinder aufgenommen werden.
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Eltern sollen sich für den Notfall vernetzen
Monique van Eijk, die bei der Stadt kurzfristig die Kita-Koordination übernommen hat, sagte, dass der Abend auch dazu diene, sich auf den Notfall vorzubereiten. Sie schlug vor, dass sich Eltern untereinander vernetzen, um gegebenenfalls selbst Betreuung zu organisieren. Die Stadt würde rechtlich und räumlich helfen. Eine Mutter erklärte dazu, dass so etwas schwierig sei für Berufstätige und es eine große Verantwortung wäre, fremde Kinder zu betreuen. „Das könnte höchstens eine Übergangslösung für zwei, drei Monate sein“, sagte sie. Besser wäre es, wenn Eltern im Hort aushelfen. Dies, antwortete Linda Otte, sei jedoch seit einigen Jahren wegen der rechtlichen Vorgaben nicht mehr möglich.
Mehrere Vorschläge werden geprüft
An dem Abend kamen mehrere Vorschläge von den Eltern, zum Beispiel ein „Platz-Sharing“, bei dem sich zwei oder drei Kinder einen Platz teilen. Caritas-Geschäftsführer Koterba will prüfen, ob dies mit der staatlichen Förderung vereinbar wäre. Offen zeigte er sich auch gegenüber der Bitte, eine Betreuung in den 14 Wochen Schulferien im Jahr anzubieten. „Wir lassen es uns durch den Kopf gehen, wir können aber nicht zaubern.“ Vielleicht sei es übernächstes Schuljahr möglich. Genannt wurden am Montag auch ein Geschwister-Tausch über die Mittagszeit, Tagesmütter oder Senioren, die auf Kinder aufpassen. Korpan sagte, die Eltern würden informiert, wenn sich in den Bereichen etwas tut.
Auf den Vorwurf, die Stadt habe zu spät reagiert, antwortete er, vor zwei, drei Monaten habe es noch so ausgesehen, dass alle Kinder unterkommen. Personal sei vorhanden gewesen, in der Zwischenzeit aber weggefallen. Den Vorschlag einer Mutter, früher den Betreuungsbedarf abzufragen, will er aber prüfen. Wobei die Unbekannten in der Rechnung Zuzug und Geflüchtete sind. Ein anderer Vorschlag lautete, Fachkräfte besser zu bezahlen. Koterba sagte, dies wäre bei sozialen Berufen wünschenswert. Nötig wäre jedoch eine höhere Refinanzierung, die bekomme er aber nicht vom Freistaat. „Wer zahlt das dann?“