77-Jähriger wird beim Schwimmen bewusstlos – Jugendliche greifen sofort ein

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Alexander Merkl (links) und Johannes Tafertshoffer stehen vor dem Baggersee, an dem das Unglück passiert ist. © Ralf Ruder

Ohne lange zu zögern, helfen Johannes Tafertshofer (15) und Alexander Merkl (14) einem Rentner, der beim Schwimmen einen Kreislaufzusammenbruch hatte. Doch nur kurz später müssen sie einen schweren Schock verdauen.

Raisting – Sommer, Sonne und hohe Temperaturen: Ideale Voraussetzungen für einen Tag am See. Das denken sich auch Johannes Tafertshofer (15) und Alexander Merkl (14) an einem Samstagnachmittag im Juni 2022. Also machen sich die beiden Freunde auf den Weg zum Baggersee unweit des Raistinger Sportplatzes. Dort wollen sie ein Stand-Up-Paddle-Board ausprobieren.

Die beiden Burschen sind noch nicht allzu lange auf dem Wasser unterwegs, da hören sie plötzlich Schreie. Die kommen von einer älteren Frau. Johannes und Alexander zögern nicht lange und paddeln in Windeseile zur schreienden Frau. Ihr Mann sei die ganze Zeit hinter ihr geschwommen, aber auf einmal sei er weg gewesen, erzählt die Dame panisch.

Durch die Hilferufe wird auch Marie Urbin auf die Situation aufmerksam und kommt herbeigeschwommen. Kurzerhand beschließen die beiden Frauen, nach dem Mann zu tauchen.

Schock bei der Zeitungslektüre

Währenddessen setzt Johannes einen Notruf ab. Den Frauen gelingt es, den verunglückten Mann zu finden und ihn an die Wasseroberfläche zu ziehen. Dort hieven sie ihn anschließend gemeinsam mit den beiden Burschen auf das Paddle-Board und schieben ihn ans Ufer.

Nachdem der Mann von den Rettungskräften reanimiert wird, kommt er wieder zu sich. Und bei allen Beteiligten macht sich erstmal Erleichterung breit. Zwei Tage später kommt jedoch der Schock: Bei der Lektüre der Heimatzeitung erfahren Johannes und Alexander, dass der 77-jährige Raistinger trotz aller Bemühungen der Helfer und Mediziner noch am Unfalltag gestorben ist. Was genau die Gründe für das plötzliche Zusammenbrechen des Mannes beim Schwimmen waren und woran er gestorben ist, wissen Johannes und Alexander nicht.

(Lesen Sie auch: Stier attackiert 67-jährigen Landwirt – sein Enkel rettet ihm das Leben)

Und obwohl das glückliche Ende der Rettungsaktion leider ausblieb, sind Familie und Freunde mächtig stolz auf das couragierte Handeln der beiden Teenager. „Wir selber konnten gar nicht so richtig stolz sein, denn wir waren mitgenommen und traurig, dass der Mann gestorben ist“, erklären die Buben.

Post von der Staatskanzlei

Woher die beiden wussten, was in so einem Notfall zu tun ist? „Wir haben einfach intuitiv gehandelt“, sagt Alexander, „viel nachgedacht haben wir eigentlich nicht“. Und Johannes fügt hinzu: „Man kann ja nicht einfach weghören, wenn jemand nach Hilfe schreit.“

Vor ein paar Monaten hatten sowohl Alexander als auch Johannes dann einen Brief im Postkasten liegen. „Bayerische Staatskanzlei“ stand als Absender drauf. „Wir hätten ihn schon beinahe weggeschmissen“, erzählen die Buben – denn die Eltern hatten Zweifel, ob der Brief überhaupt echt ist.

Doch zum Glück wanderte das Schreiben nicht in den Papierkorb – denn es war eine Einladung zur Verleihung der Christophorus-Medaille. Und wenige Wochen später standen Alexander und Johannes schon neben Ministerpräsident Markus Söder, der sie für ihren mutigen Einsatz am Baggersee gebührend ehrte. „Ein bissl aufgeregt ist man da schon“, sagt Johannes – gleichzeitig war die Freude natürlich groß. Dennoch betonen die beiden: „Es war das erste Mal, dass wir in so einer Notfall-Situation waren – und hoffentlich auch das letzte Mal.“

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