Drei Läden stehen aktuell leer: Bewegung in Weilheims Altstadt

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Nach langem Stillstand wird jetzt fleißig gewerkelt: Aus dem ehemaligen Schuhaus Buchner wird ein Restaurant. © Boris Forstner

Wechsel gibt es immer wieder in der Weilheimer Altstadt, das gehört zur Geschäftswelt dazu. Derzeit ist einiges im Fluss, wie bei einem Rundgang mit Florian Lipp, Chef beim Kaufhaus Rid und Vorstandsmitglied beim Standortförderverein, klar wird.

Weilheim – Konzentriert tippt Florian Lipp auf seinem Handy herum. Er steht auf dem Marienplatz vor dem früheren Kultstore, einem von drei leerstehenden Geschäften derzeit im Bereich der Fußgängerzone, und sucht eine Immobilienanzeige, die er unbedingt präsentieren will. „Da ist sie“, sagt er: „1 A-Lage in der Weilheimer Fußgängerzone. Direkt an der Mariensäule“ steht dort. Aber was Lipp wichtiger ist, ist die Zahl darunter: 16,84 Euro Mietpreis pro Quadratmeter werden aufgerufen, was er bemerkenswert findet. „Denn vor einigen Jahren hat es in dieser Lage nichts unter 20 Euro gegeben.“

Mietniveau deutlich nach unten gegangen

Dass das Mietniveau für Einzelhandelsobjekte in Bestlagen deutlich nach unten gegangen ist, könnte man bedenklich finden, doch Lipp sieht es anders: „Offenbar erkennen Hauseigentümer, dass sie nicht mehr die Preise wie früher aufrufen können. Wenn sie Kompromisse eingehen, wird so ein Laden sicher nicht mehr lange leer bleiben.“ Manchmal dauere es eben länger, „und man muss sich nur an die Situation vor drei Jahren erinnern: Da sah es mit großen Leerständen noch ganz anders aus..“

Der ehemalige Kultstore ist derzeit der einzige zentrale Leerstand in der Fußgängerzone.
Der ehemalige Kultstore ist derzeit der einzige zentrale Leerstand in der Fußgängerzone. © Boris Forstner

Ansonsten gibt es im Bereich der Fußgängerzone derzeit nur zwei weitere Läden, die momentan leer stehen: zum einen die ehemalige Commerzbank gegenüber des Rid, zum anderen ein kompliziert geschnittener Laden an der Ecke beim Allgäuer Hof – beides laut Lipp schwer an den Mann zu bringen.

Doch selbst ein kleines Geschäft wie der ehemalige Schreibwaren Huber, der zuletzt als Corona-Teststation und Kultur-Ausstellungsladen diente und laut Lipp mit seinen geringen Raumhöhe schwer zu vermarkten ist, wird mittlerweile gastronomisch genutzt. Und er staunt, dass gegenüber des Zauberbergs ein Billiard-Laden eingezogen ist – den hatte er auch noch nicht gesehen.

Lipp gibt zu, dass die Frequenz in der Innenstadt noch immer nicht die Zeit vor Corona erreicht hat. „Wobei ich kürzlich eine interessante Statistik gelesen habe, dass der stationäre Bekleidungshandel in etwa die Umsätze von vor Corona erreicht hat, online dagegen ist wieder hinter 2019 zurückgefallen. Es ist also nicht so, dass alle ihre Klamotten im Internet bestellen und die Innenstädte veröden. Hier ist viel los und man hat ein schönes Einkaufserlebnis“, sagt Lipp.

Große Auswahl bei der Gastronomie

Im ehemaligen Vinzenz Murr, der lange leer stand, ist mittlerweile schon die zweite asiatische Gastronomie eingezogen, auch der Burger-Laden gegenüber des Hapfelmeier wurde schnell durch ein ähnliches Geschäft ersetzt. „Es ist toll, dass man für jeden Geschmack von asiatisch über italienisch und gut bürgerlich etwas bekommt“, sagt Lipp. Vor allem die Wiedereröffnung des Allgäuer Hofs sei da ganz wichtig gewesen.

Für die schnelle Mahlzeit sei man ebenfalls perfekt ausgestattet, und gastronomisch kommt beim ehemaligen Schuhhaus Buchner am Kirchplatz, wo nach längerem Stillstand auch fleißig gewerkelt wird, noch ein Restaurant dazu – und offenbar auch bei der ehemaligen Gärtnerei Barfüßer, wo ein Schild am Eingang auf ein Asia-Restaurant hindeutet.

Kritik an Diskussionen über Fußgängerzone

Gut gelaufen sei auch das Leerstand-Managemant beim früherer Stöppel, der mit dem „Zwischenraum“ gut genutzt wurde, ehe jetzt die „Friedoline“ eingezogen ist, lobt Lipp die Stadt, ebenso für den neuen Standort der Touris-Info am Eingang des Marienplatzes, der ideal sei.

Als „Musterbeispiel“ für einen der immer noch vielen inhabergeführten Altstadt-Läden bezeichnet Florian Lipp das „Schonschön“ von Jana Krivanek.
Als „Musterbeispiel“ für einen der immer noch vielen inhabergeführten Altstadt-Läden bezeichnet Florian Lipp das „Schonschön“ von Jana Krivanek. © Boris Forstner

In der Pöltner Straße hat vor kurzem das „Salut“ geschlossen, während gegenüber bei der früheren Bäckerei Schwarzmaier sich wieder was tut. „Hier ist natürlich wie in der Admiral-Hipper-Straße der Vorteil, dass man mit dem Auto hinfahren kann. Man kann schnell raushüpfen und etwas besorgen“, sagt Lipp. Das sei für viele dieser Läden absolut entscheidend, weshalb er die Diskussionen über eine verkehrsberuhigte Zone oder gar Fußgängerzone nicht gut findet.

Für Lipp ist vor allem die Mischung der Weilheimer Innenstadt gelungen: Neben größeren Läden und Filialisten gibt es immer noch viele kleine, inhabergeführte Geschäfte wie das „Schonschön“ am Kirchplatz. „Das ist ein Musterbeispiel, auch wegen des Engagements bei Aktionen wie dem Innenstadt-Freitag“, lobt Lipp und holt sich dafür ein bezauberndes Danke-Lächeln von Inhaberin Jana Krivanek ab. Es sei tatsächlich ein Manko gewesen, dass man in der Innenstadt zuletzt wenig Aktionen angeboten habe, so Lipp. „Aber da holen wir voll wieder auf, da gibt es auch viele weitere Ideen, die wir umsetzen wollen“.

Wettlauf der Immobilienmakler

Immobilienbüros ziehen Kunden nicht in Scharen an, „sie sind keine Frequenzbringer“, sagt Florian Lipp. Deshalb findet er es eine „seltsame Entwicklung“, dass sich zuletzt Immobilienmakler im Stadtzentrum angesiedelt haben. „Offenbar ist es eine Weilheimer Spezialität, dass sich aus Prestigegründen alle Immobilienmakler in der Fußgängerzone ansiedeln.“ Immobilien Franz Kilian ist schon länger da, „Anders Wohnen“ von Florian Wiedemann ist jüngst ganz zentral in die Schmiedstraße gezogen, und Bindl-Immobilien siedelt sich bald neben dem Krönner an. „Der hat die letzte Chance genutzt“, sagt Lipp mit Blick auf die Stadtrats-Entscheidung, per Bebauungsplänen genau solche Ansiedlungen künftig zu verhindern. „Es ist schade, wenn solche Lagen besetzt werden, die eher für Bummel-orinitierte Geschäfte gedacht sind“, sagt Lipp, der die Stadtrats-Entscheidung ausdrücklich begrüßt.

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