Thomas Kiechle ist jetzt offiziell Oberbürgermeisterkandidat des CSU-Kreisverbands Kempten

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Thomas Kiechle präsentierte bei der Nominierungsversammlung die Schwerpunkte seiner bisherigen Arbeit und seine Zukunftsvorstellungen. © Fischer

Thomas Kiechle kandidiert zum dritten Mal für das Amt des Oberbürgermeisters. Die Kreishauptversammlung der CSU Kempten, die im „Stift“ stattfand, schickt ihn mit großer Rückendeckung ins Rennen.

Kempten – Die Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Mechthilde Wittmann sprach von einer „hervorragenden Ausgangslage“ und bezeichnete Kiechle als „Oberbürgermeister der Menschen“, der „beständig“ und „besonnen“ mit allen gemeinsam nach Lösungen suche, die Bodenhaftung nie verliere und die Stadt durch sein Wirken präge.

Parteikollegin Wittmann lobt die Empathie des Kemptener OB-Kandidaten Kiechle

Sie sei tief beeindruckt davon, dass er sich in seiner Jugend für ein Hauptschul-Lehramts­studium entschieden habe, um junge Menschen zu unterrichten, die es im Leben nicht einfach hätten. Die in der Schule praktizierte Empathie merke man auch in seiner politischen Tätigkeit. Der im Sternzeichen Löwe Geborene lebe nach dem Prinzip des „Savoir-vivre“ und könne sich auf die wertvolle Unterstützung seiner Frau verlassen. Mit drei Töchtern und einem Enkelkind wisse er, welches Glück eine Familie bedeute und welche Schwierigkeiten dort auftreten könnten.

Er habe sich persönlich ernsthaft die Frage gestellt, ob er sich nach zwölf Jahren im Amt nochmal zur Verfügung stellen solle, sagte Kiechle. Oberbürgermeister zu sein, sei „kein Zuckerschlecken“, mache ihm aber viel Freude.

Er ging zunächst auf die geplanten Schwerpunktthemen der kommenden Legislatur­periode ein.

Wirtschaft

Da wirtschaftliche Leistung die Grundlage für die Handlungsfähigkeit des Stadtrates sei, möchte er für Unternehmen in Kempten eine gute Perspektive bieten. In den nächsten Jahren wolle er im Norden und Süden der Stadt neue Gewerbegebiete erschließen. Die Verwaltung solle Firmen bei Investitionen in einer Lotsenfunktion von der Idee bis zur Baureife besser als bis jetzt begleiten. Als OB habe er vor, das Digitale Gründerzentrum weiter zu stärken; junge Startups seien für die Stadt von großer Bedeutung. Die Genehmigungsverfahren müssten beschleunigt und vereinfacht werden, man sollte dabei in einer einfacheren Sprache auf die Leute zugehen.

Wohnraum

Wohnraum und die dazu gehörende Infrastruktur zu schaffen, sei Priorität Nr. 1 in seiner bisherigen Amtszeit gewesen, betonte der 58-Jährige. Menschen, die hier arbeiten wollten, fragten zuerst nach Wohnmöglichkeiten. Er möchte in Zukunft die Nachverdichtungspotenziale ambitioniert nutzen und Spielräume für kreative Konzepte eröffnen. „Bezahlbaren Wohnraum wollen alle“, stellte er fest, aber den zu schaffen, sei schwierig. Man könne nicht mehr billig bauen. 18 Euro Miete pro Quadratmeter sei die Ausgangslage, ohne dass die Unternehmen daran etwas verdienten.

„Schulen, Kitas und Verkehrsinfrastruktur wachsen mit den Wohnungen nicht mit“, nannte Kiechle die nächste Herausforderung. Er wolle dafür eine Lösung finden, die zu Kempten passe.

Zusammenhalt

„Jeden Tag mache ich mir Gedanken darüber, wie es uns in einer Zeit, in der vieles zersplittert und sich die Gesellschaft unglaublich schnell wandelt, gelingen kann, Menschen so anzusprechen, dass viele sich hinter einem Wertefundament einreihen können“, stieg der OB in das dritte Thema ein. Sein Wunsch sei ein respektvolles und sicheres Miteinander. „Kempten zählt zu den sichersten Städten in Bayern und in Deutschland.“ Als Stadtoberhaupt halte er intensiven Kontakt zur Polizei und zu den Ordnungsbehörden.

Treffpunkte für Jung und Alt spielten eine wichtige Rolle. Den Menschen mache es Freude, zusammenzukommen und sich der eigenen Ziele zu vergewissern. Man merke dann, dass „wir in der Mehrheit sind“ und nicht irgendwelche Leute wie in den sozialen Medien. Aber es mangele an solchen Räumen, auch die Zahl der Gaststätten gehe zurück. In der kommenden Legislaturperiode wolle er sich insbesondere um die Begegnungsstätten in den Stadtteilen kümmern. Die Mitglieder der Heiligkreuzer Musikkapelle, die bei der Aufstellungsversammlung für die musikalische Umrahmung sorgten, klatschen bei dieser Aussage lautstark. „Ich habe nicht nur an euch gedacht“, schmunzelte der OB.

Er ging später aber auf die dortige Situation ein: Die Dorferneuerung sei für ihn ein „Herzensanliegen“, gehöre aber zu den Zielen, die er nicht habe umsetzen können. „Wir haben viel versprochen und noch nichts gehalten“, sagte er selbstkritisch. Krisenbedingte Finanzierungsprobleme seien der Grund dafür gewesen, dass „Konzepte immer wieder in die Tonne getreten wurden“. Für ein von Helmut Berchtold und Prof. Robert Schmidt ausgearbeitetes alternatives Finanzierungsmodell habe Kiechle im bayerischen Finanzminis­terium grünes Licht bekommen. Jetzt müssten noch das Innenministerium und die Regierung von Schwaben zustimmen.

„Vielfalt ist das Normalste in der Welt. Ich bin froh, dass wir eine bunte Stadt sind“, sagte Kiechle. Wichtig sei es, dass alle, die in der Stadt lebten, egal ob Hiergeborene oder Zugewanderte, die demokratische Grundordnung achteten.

Bildung

„Bildung ist alles. Ohne Bildung ist alles nichts“, so der Oberbürgermeister. Er erklärte: „Die Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche haben sich komplett verändert“. 90 Prozent von dem, was heute erwartet werde, habe es in seiner Kindheit nicht gegeben. Denke man an die digitale Ausstattung und an die Gestaltung von Freiräumen. Die Grundschule am Aybühlweg könne man auch in diesem Sinne als eine moderne Schule bezeichnen, zu ihr gehöre außerdem auch ein Hort und eine Zweifachsporthalle. Der Neubau sei notwendig geworden, dem Bedarf wäre man mit Schulerweiterungen nicht mehr nachgekommen. „So eine Schule haben wir uns aber nur einmal leisten können“, betonte er. Die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, schafften die Kommunen nicht mehr allein.

Früher habe es auch in Kempten hohe Abbruchquoten an den Schulen gegeben. Dank starker Partnerschaften und Programmen wie „Zukunft bringt‘s“ sei es heute anders. Auch hier fungiere Kempten als Vorbild für andere Kommunen. Heute sei lebenslanges Lernen eine Selbstverständlichkeit, deswegen unterstütze die Stadt unter anderem die Volkshochschule, betonte der OB.

Digitalisierung

Digitalisierung verändere alles, deswegen müsse man sie begleiten und die damit verbundenen Chancen nutzen, stellte Kiechle fest. Man sollte dabei jedoch immer die Bürgerinnen und Bürger im Blick haben. Er schlug vor, Digitalisierungssprechstunden, die es jetzt im Altstadthaus gibt, auch in die Stadtteile zu tragen. Die Stadtverwaltung biete für die Kemptenerinnen und Kemptener bereits 150 Angebote, die digital funktionierten.

Klimaschutz

Es sei für ihn wichtig und selbstverständlich, mit der Schöpfung so umzugehen, dass die nachfolgenden Generationen die gleichen Voraussetzungen wie die heutigen hätten, sagte der Oberbürgermeister und bekam dafür viel Beifall. Man dürfe sich dabei vor der eigenen Verantwortung nicht drücken. Seiner Meinung nach sei es möglich, wirtschaftlichen Erfolg und Klimaschutz in Einklang zu bringen. Die Stadt gebe inzwischen viel Geld auch für die Klimaanpassung aus, vor allem für die Beseitigung der Folgen des Klimawandels.

Bei der Umsetzung des Mobilitätskonzepts sei Kempten „echt stark“. Der Ausbau des Radverkehrsnetzes nützte sowohl den Rad- als auch den Autofahrern, weil beide mehr Sicherheit bekämen. Die Stadt verfüge bereits über 56 Kilometer Fernwärme und der Ausbau schreite weiter voran. Er wolle das Thema des Klimaschutzes mit Sachverstand, aber auch ambitioniert angehen.

Rückblick

Anschließend blickte Kiechle mithilfe von Bildern auf abgeschlossene und laufende Projekte zurück. Er sprach über das renovierte Kornhaus und die König-Ludwig-Brücke, über die Schließung des „Großen Lochs“, die Erstellung des Flächennutzungsplans, den neuen ÖPNV und über die Neugestaltung des Sparkassenquartiers. Im Bereich Bauen ging er auf die Wohnbau-Offensive, die neuen Projekte im Calgeer-Park, auf die 173 Wohnungen auf der Funkenwiese, das siebenstöckige Holzhaus in Thingers, auf das „Coole Wohnen“ in den Scheddach-Hallen sowie auf die Neubaugebiete Halde-Nord und Parkstadt Engelhalde ein. Er erwähnte den Bau der Dreifachsporthalle an der Lindauer Straße und die hohen Investitionen in das Berufsschulzentrum.

In Zusammenhang mit dem APC, der auf die Initiative des anwesenden Altoberbürgermeisters Dr. Josef Höß zurückgehe, habe man durch das gemeinsame Forschungsprojekt mit der LMU enorme neue Kenntnisse gewonnen. Das Kulturamt definiere Kempten bereits als die älteste Stadt Deutschlands. Die archäologischen Funde zeugten von einer städtischen Siedlung, über die in dem Ausmaße und in der Qualität keine andere Stadt verfüge.

Als weitere positive Beispiele nannte er das Römerfest, die Kunstnacht und das Zumsteinhaus. Die Stadt leiste sich weiterhin ein eigenes Theater und viele kulturelle Angebote, sagte Kiechle. In diesem Bereich müsse man mit Kürzungen leben, aber er wolle die Struktur behalten. Bei den Investitionen in die Infrastruktur erwähnte er den Umbau der Immenstädter Straße, des Ostbahnhofs und die Neugestaltung des Stadtparks. Letzterer sei transparent und festwochentauglich geworden und verfüge über eine hohe Aufenthaltsqualität.

In seiner Zeit seien 500 neue Kindergartenplätze entstanden. Im Bereich der Kinderkrippen nutzten 70 bis 80 Prozent der Eltern das Angebot. In Kempten habe man im Bereich der Kinderbetreuung auf dem Papier eine Vollversorgung, aber man könne nicht alle Gruppen anbieten, weil das Personal fehle.

Schließlich ging er auf Schulerweiterungen (Haubenschloßschule, Hildegardis-Gymna­sium, Konrad-Adenauer-Schule) und auf die Vorteile des Smart-City-Projekts ein. Er dankte den Firmen Berchtold und Haslach für die 27 vollelektrischen Busse. Auch bei diesem Thema sei Kempten spitze in ganz Deutschland.

Wünsche für die Wahl

Da weltweit „unglaubliche Veränderungsprozesse“ stattfinden, brauche man in Kempten stabile Verhältnisse, betonte Kiechle am Ende seiner Rede. Er hofft auf eine bürgerliche Mehrheit mit einer starken CSU. Kempten habe „tolle Bürgerinnen und Bürger“, die sich einbringen würden. Er bittet darum, Parteien in den Stadtrat zu wählen, die es verdienten, als demokratisch bezeichnet zu werden. Man dürfe heute nicht nur Zuschauer sein, sondern man müsse aufs Spielfeld gehen und das könne man am besten auf der kommunalen Ebene.

Wahlergebnis

Von den 50 abgegebenen Stimmen erhielt Kiechle 49. Das bedeute eine 98-prozentige Zustimmung, stellte Wahlleiter Lukas Reisacher fest. „In großer Demut nehme ich die Wahl an“, sagte Kiechle im Anschluss.

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