Aufgeben oder Weitermachen? Der Verein „Kulturhaus Heiligkreuz“ denkt intensiv über seine Zukunft nach

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Trotzdem gut drauf – Der neu gewählte Vorstand des Vereins „Kulturhaus Heiligkreuz“: (von links) Martin Hahn (Beisitzer), Ferdinand Gruhl (Beisitzer), Bärbel Gruhl (Schatzmeisterin), Wolfgang Meyer-Müller (Vorsitzender), Beatrix Kammerlander (stellvertretende Vorsitzende), Bernd Probst (Protokollführer), Ingrid Kammerlander (Kassenprüferin) und Helmut Mladek (Kassenprüfer). © Fischer

„Wir sind genau auf dem gleichen Stand wie vor 13 Jahren. Es zerreißt mir das Herz!“, sagte Wolfgang Meyer-Müller, Vorsitzender des Vereins „Kulturhaus Heiligkreuz“ bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung im „Unteren Wirt“.

Kempten/Heiligkreuz – Ein lebendiges Dorfleben in einem gemeinsamen Dorfgemeinschaftshaus, das Theater, Musik, einen sozialen Treffpunkt und eine Begegnungsstätte bietet: Für dieses Ziel setzt sich der Verein seit 13 Jahren ein. Und die Mitglieder hatten das Gefühl, ganz nah daran zu sein: „Der Architektenentwurf war da, die Kosten lagen unter vier Millionen Euro“, ruft der Vorsitzende in Erinnerung. „Wir diskutierten bereits über Bodenbeläge und die Steigung der Schräge.“

Und jetzt? Man habe monatelang um einen Kanalanschluss kämpfen müssen, damit man einen Toilettenwagen anschließen könne. Ohne diesen dürfe man auf dem „Carport-Gelände“ keine Veranstaltungen durchführen. Zumindest hier zeichnet sich Bewegung ab, das KKU erhielt den entsprechenden Auftrag, der Termin steht aber noch nicht fest.

Die Musiknacht hat man letztes Jahr zugunsten des Bezirksmusikfestes abgesagt, heuer war keine Planung rechtzeitig möglich, weil man nicht wusste, ob die Fläche frei ist oder für den Aufbau von Schulmodulen gebraucht wird. Und jetzt ist es schon zu spät. Auch das Theater musste nach St. Michael verlegt werden.

Die Dorfweihnacht war aber ein Riesenerfolg. „Wir sind stolze Veranstalter“, sagte Meyer-Müller. Der Verein unterstützte auch das Bezirksmusikfest gerne.

Was heißt Zukunft?

Vor der Versammlung hatte sich der Vorstand die Frage gestellt: „Können wir den Verein überhaupt weiterführen? Ist es noch möglich, den Vereinszweck zu erfüllen?“ Die Motivation sei gering, es gebe viele Vorzeichen im negativen Bereich, betonte der Vorsitzende. Trotzdem wollen die Mitglieder weitermachen, bis die Stadt eine endgültige Entscheidung trifft. Sie hoffen weiterhin, dass sie den Speisesaal, ob im Schulneubau oder im Container, abends für Veranstaltungen nutzen können. Die Dorfweihnacht wird der Verein auch dieses Jahr definitiv veranstalten: „Diese soll mindestens als Relikt erhalten bleiben“, so Meyer-Müller.

Die Versammlung entschied sich trotzdem für einige Änderungen, die den Weg zu einer Auflösung erleichtern sollen. Sie sprach sich einstimmig für zwei Satzungsänderungen aus:

1. Bei einer Auflösung des Vereins soll das Vermögen gleichmäßig auf andere ortsansässige gemeinnützige Organisationen verteilt werden.

2. Um einen vollständigen Vorstand sicherzustellen, können bis zu zwei Beisitzer gewählt werden, bis jetzt war diese Zahl festgelegt. Außerdem wurden die Mitgliedsbeiträge halbiert, auf zehn Euro für Familien und sechs Euro für Einzelpersonen. Mit dem jetzigen Vermögen von rund 15.000 Euro komme man klar, Investitionen in der momentanen Situation machten keinen Sinn.

Den Plan, einen Container als Lagerraum anzuschaffen, habe man ad acta gelegt. Wenn dieser länger als ein Jahr stehen sollte, bräuchte man dafür eine Baugenehmigung. Das aufwändige Verfahren sei in der jetzigen unsicheren Situation sinnlos.

Für die nächsten drei Jahre wurde der bisherige Vorstand fast vollständig bestätigt (s. Foto). Es gibt eine einzige Änderung: Die Stelle des bisherigen Beisitzers Konrad Mendler, der sich nicht mehr zur Wahl stellte, übernimmt Ferdinand Gruhl.

Während des Wahlprozederes und beim Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die Zukunft und den Stellenwert von Heiligkreuz in der Stadt Kempten. Für eine zusätzliche Motivation sorgte die Anwesenheit einer beachtlichen Zahl an Stadtratsmitgliedern: Neben Meyer-Müller (Grüne) waren Annette Hauser-Felberbaum in Vertretung des Oberbürgermeisters, Andreas Kibler, Hans-Peter Wegscheider (alle drei FW), Hilde John und Silvia Schäfer (beide CSU) vor Ort.

Heiligkreuz: eine Marke?

„Heiligkreuz ist eigentlich eine Marke, es wäre ein USP für Kempten“, meinte Meyer- Müller (USP/Unique Selling Point, eine Art Alleinstellungsmerkmal, Red.) Er wies darauf hin, dass sich durch die Neubaugebiete die Einwohnerzahl des „Dorfes“ um 50 Prozent erhöhen werde. Beatrix Kammerlander, Zweite Vorsitzende des Vereins, warnte vor der Entwicklung zu einer „Schlafstadt“, in der sich keiner für die anderen interessiert, was mit einer entsprechenden Radikalisierung einhergehe.

Damit die Dorfgemeinschaft erhalten bleibt, sollte man einen ideellen Gemeinschaftsraum definieren, wenn es sein muss, ohne Räumlichkeiten, schlug sie vor. Ein kräftiger Beifall folgte und man merkte, wie groß die Motivation und das Gemeinschaftsgefühl der Menschen im Saal ist.

„Bewahren Sie den dörflichen Charakter von Heiligkreuz!“, warnte Dr. Reinhold Mayer die Vereinsmitglieder. Man dürfe keine Entwicklung wie in Sankt Mang oder in Lenzfried zulassen. Aber mit Halde-Nord gehe es bereits in die nicht erwünschte Richtung.

So wollen die Heiligkreuzer ein Miteinander kreieren

„Wir sollten mit einem Neustart beginnen und nicht weinen“, hörte man zwischendrin. Roman Weinhart machte konkrete Vorschläge: auf die Neubürger zugehen und sie einbinden, im Sommer ein ähnliches Fest wie die Dorfweihnacht gemeinsam auf die Beine stellen, ein Pfarrfest organisieren.

Konrad Mendler bat die Stadträtinnen und Stadträte, ihm zu erklären, wieso die Allgäuer Festwoche und der Weihnachtsmarkt so hohe Defizite machten und warum der Feuerwehr-Neubau in Hohenrad fünf Millionen Euro kosten solle. Gelder, mit denen man die Probleme in Heiligkreuz längst hätte lösen können.

„Ich habe mich wiedergefunden in Ihrer Frustration“, sagte Andreas Kibler und gab einen Einblick in die Schwierigkeiten bei der Gestaltung des städtischen Haushalts. Er schilderte die Entwicklung der Festwoche seit Corona, erläuterte, dass der Weihnachtsmarkt Vorteile für den Einzelhandel in der Innenstadt bringe und wies im Falle von Hohenrad auf die Zuschüsse des Freistaats sowie auf die gemeinsame Finanzierung mit den Gemeinden Wiggensbach und Altusried hin.

Botschaft des Vereins „Kulturhaus Heiligkreuz“ an den OB

Helmut Mladek vermisste Bürgerversammlungen in Heiligkreuz, eine Plattform, bei der die Bürgerinnen und Bürger sagen können, was sie bewegt. Er erinnerte an die Aussage des Oberbürgermeisters bei seinem letzten Besuch: Dass das Gemeinschaftshaus noch nicht da sei, liege nicht am Geld, sondern am Konzept.

„Es ist ein Hammer, dass wir die Absage aus der Zeitung erfahren mussten und nicht vom Oberbürgermeister“, fügte Josef Kammerlander hinzu. „Wir wollen, dass der OB herkommt und uns Rede und Antwort steht.“ Die Anwesenden baten darauf die anwesenden Stadtratsmitglieder, Thomas Kiechle ihre Bitte nach einem klärenden Gespräch auszurichten, was sie versprachen.

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