Kemptens OB Kiechle: Südlich des Friedhofs wird der Neubau für die Grundschule Heiligkreuz entstehen
Nach Jahren intensiver Debatten und wachsendem Handlungsdruck durch steigende Schülerzahlen besteht nun endlich etwas mehr Klarheit über die Zukunft der Grundschule Heiligkreuz.
Kempten – In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport stellte die Stadtverwaltung zwei konkrete Varianten für den dringend benötigten Ersatz- bzw. Erweiterungsbau vor und Oberbürgermeister Thomas Kiechle machte unmissverständlich klar, dass man noch im Laufe des Jahres eine diesbezügliche Entscheidung treffen werde.
Bedarf ist längst unübersehbar
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Schon im aktuellen Schuljahr 2024/2025 besuchen 133 Kinder in sieben Klassen die Grundschule Heiligkreuz – ein Anstieg um 24 Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Vorjahr. Absehbar ist, dass aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in den Baugebieten Halde-Nord, Hirschdorf, Neuhausen Bunkwiese und Neuhausen-West zusätzliche Klassenzimmer erforderlich sind, damit alle Schülerinnen und Schüler an ihrer Sprengelschule aufgenommen werden können. Aufgrund fehlender Kapazitäten wurde auch die für das kommende Schuljahr geplante Änderung der Sprengelgrenze um ein Jahr verschoben.
Besonders auffällig: Immer mehr Eltern machen vom sogenannten Einschulungskorridor Gebrauch. Dieser ermöglicht es Eltern, deren Kinder im Juli, August oder September des regulären Einschulungsjahrganges geboren sind, nach vorhergegangener Beratung und Empfehlung durch die Schule, frei zu entscheiden, ob ihr Kind im kommenden Schuljahr oder erst ein Jahr später eingeschult werden soll. Für das kommende Schuljahr 2025/2026 betraf dies elf Kinder.
„Viele Eltern sind verunsichert, weil unklar war, ob ihr Kind vielleicht an anderen Schulstandorten unterrichtet werden muss“, so die Begründung im Bericht der Stadt Kempten. Sei es wegen der Bildung von Außenklassen an anderen Schulstandorten oder der Zuweisungen einzelner Kinder an andere Schulen. Der Wunsch nach Planbarkeit und Kontinuität ist groß – nicht nur bei den Familien, sondern auch im Lehrerkollegium.
Ein Standort –viele Ideen
Oberbürgermeister Thomas Kiechle betonte im Ausschuss, dass die Heiligkreuzer in den öffentlichen Diskussionen viel haben aushalten müssen während der letzten Jahre. Er sprach ungewöhnlich offen über die planerischen Hürden. In seiner Rede ließ er Revue passieren, wie verschiedene potenzielle Standorte immer wieder diskutiert und verworfen wurden: hinter der ehemaligen Raiffeisenbank, im Pfarrgarten, im sogenannten Kneipp-Garten – quasi als Verlängerung der Grundschule. „Das waren alles ernsthafte Überlegungen, aber keine wurde den Bedarfen gerecht“, sagte Kiechle. Daher sei man wieder zurück auf das Grundstück südlich des Friedhofs gekommen. „Dort wird die Schule entstehen. Ich rede jetzt nicht im Konjunktiv, sondern im Indikativ.“ Dort sei auch der richtige Standort, was Perspektive und Erweiterung anbelangt.
Zwei Bauvarianten für die Grundschule Heiligkreuz, Stand April 2025
Die Verwaltung präsentierte zwei konkrete Varianten für den Ersatz- respektive Erweiterungsbau:
• Variante 1 – Bestellbau: In dieser Variante ist nur die Verlagerung des gesamten Schulstandortes auf das neue Grundstück denkbar. Als Schulträger würde die Stadt Kempten das Schulgebäude bei einem Bauträger bestellen und später über einen längeren Zeitraum anmieten. Voraussetzung für jeden Bestellbau ist, dass der Bauträger noch nicht mit dem Bau begonnen hat.
Vorteile: Der Vermögenshaushalt der Stadt würde nicht belastet, da keine sofortigen Großinvestitionen nötig wären. Zudem würde die Schule ihre Einhäusigkeit behalten. Die Baukosten lägen bei rund 18 Millionen Euro. Die Nachteile: Eine langfristige Belastung des Verwaltungshaushalts, eine unsichere Förderfähigkeit nach dem bayerischen Finanzausgleichsgesetz (FAG) und ein höherer Gesamtpreis, da ein Bestellbau teurer ist als die kalkulierten Kosten. Bei der erforderlichen EU-weiten Ausschreibung wäre außerdem unklar, welcher Investor die Schule bauen wird.
CSU-Stadtrat Prof. Dr. Robert Schmidt hält dennoch viel vom Modell: „Die Hochschule Kempten ist mit dem Bestellbau sehr gut gefahren.“ Sogar der Bayerische Rechnungshof habe das Modell positiv bewertet und dessen Wirtschaftlichkeit bescheinigt. Einen wesentlichen Vorteil des Bestellbaus sieht Schmidt in der schnelleren Realisierung, wenn ein privater Investor das baue.
Raummodule als Erweiterung
• Variante 2 – Raummodule – Erweiterung des bisherigen Schulstandorts: Der Erweiterungsbau wird auf dem neuen Grundstück in modularer Bauweise errichtet. Dafür werden 870 Quadratmeter Fläche benötigt. Dort würden dann die 1. und 2. Jahrgangsstufen sowie die Ganztagsbetreuung untergebracht. Die Kosten: 8,8 Millionen Euro inklusive Erschließungskosten. Letztere taxierte Baureferent Tim Koemstedt im vergangenen August auf einen siebenstelligen Betrag.
Vorteile: Die Stadt bliebe Bauherrin, die FAG-Förderung gilt als gesichert, der Verwaltungshaushalt wäre langfristig nicht belastet – und die Umsetzung bis zum Schuljahr 2026/2027 realistisch. Nachteile: Die Schule wäre auf Jahrzehnte zweihäusig, die Finanzmittel müssten im Vermögenshaushalt in den Jahren 2025, 2026 oder 2027 bereitstehen. Außerdem müsste die Schulwegsicherheit zwischen den Standorten gewährleistet sein.
Dr. Dominik Spitzer (FDP) äußerte seine Bedenken: Essenziell sei aus seiner Sicht die Einhäusigkeit. „Dass eine Grundschule geteilt wäre, halte ich für eine ganz schlechte Lösung.“ Spitzer sprach sich wie Schmidt für die Variante „Bestellbau“ aus, denn dieser würde allen Beteiligten eine Perspektive bieten. Alternative Wege seien bei steigenden Baupreisen zudem deutlich teurer. Die „Module“ seien dagegen kein ganzer Schuh, der da gemacht werde.
Thomas Landerer (Freie Wähler) betonte, dass das Wichtigste für die Schule sei, eine schnelle Lösung zu finden.
Zwischen Realität und Vision
Die Diskussion verdeutlichte den Spagat der Politik zwischen Vision und Realität. Kiechle sprach vom „richtigen Standort“ und dass man mit Hochdruck an der Realisierung arbeiten werde. Gleichzeitig betonte er aber, dass der klassische Weg über einen kommunal finanzierten Neubau aufgrund der Haushaltssituation aktuell nicht möglich sei.
Die Verwaltung steht nach eigenen Angaben im intensiven Austausch mit der Regierung von Schwaben, insbesondere in Hinblick auf Fördermöglichkeiten und Ausschreibungsmodalitäten.
Zur Grundschule Heiligkreuz sagte Kiechle: „Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe des Jahres eine definitive Entscheidung treffen können.“
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.