Paukenschlag im Kemptener Schulausschuss: Neue Grundschule in Heiligkreuz wird nicht gebaut – Die Gründe

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Schließung der Stadtteilbücherei: Hoffentlich nur für kurze Zeit, ist der dringende Wunsch der Heiligkreuzer Bürger. © Lajos Fischer

Der Neubau einer Grundschule in Heiligkreuz und die damit verbundene Dorfentwicklung werden auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Die Gründe:

Kempten – Die seit 2016 in intensivem Planungsprozess ausgearbeiteten Vorhaben für den Schulneubau in Heiligkreuz und die damit verbundene Dorfentwicklung werden auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, kündigte Schulreferent Thomas Baier-Regnery im Schulausschuss an.

Paukenschlag im Kemptener Schulausschuss: Bau-Stopp für neue Grundschule in Heiligkreuz – Die Gründe

In seinem Einführungsvortrag fasste der Referent die wichtigsten Stationen des bisherigen Entwicklungsprozesses zusammen bis zum vorläufigen Abschluss im letzten Jahr: Eine neue Grundschule mit Sport- und Multifunktionshalle, Mensa und Ganztagsbetreuung in einem Gebäude auf einem städtischen Grundstück sollte gebaut werden. „Eine gute Idee“, meinte er. Die Gesamtkosten würden nach jetziger Schätzung bei 30 Millionen Euro liegen, die im aktuellen Haushalt für den Zeitraum ab 2027 eingeplant sind. So weit reiche der Bericht mit „hätte“, sagte dann Baier-Regnery. Die Stadt befinde sich in einer prekären Finanzsituation und werde in absehbarer Zeit über keine Investitionskraft mehr verfügen. Es gebe gleichzeitig zu viele Projekte, womit nicht nur die Zehnte Grundschule gemeint sei. Dazu komme die Preissteigerung. Den Bau in Heiligkreuz müsse man auf unbestimmte Zeit verschieben, die dafür vorgesehenen Millionenbeträge werde man im kommenden Haushalt nicht mehr finden.

Bürgermeisterin Erna-Kathrein Groll (Grüne) bezeichnete die Situation als „sehr komplex“, Thomas Landerer (FW) als „sehr sehr ernüchternd“. Der ganze Ortsteil werde „hinten angehängt“, fügte er hinzu. In der ganzen Stadt habe man ähnliche Probleme, es dürfe nichts Falsches hängen bleiben, erwiderte Sitzungsleiterin Groll. „Heiligkreuz ist ein besonderes Pflaster“, brachte Wolfgang Meyer-Müller (Grüne) zum Ausdruck. Es gehe um das ganze „Ensemble“, nicht nur um die Schule. Es sei ein „Wunschdenken“ gewesen, dass man nach der Zehnten Grundschule nochmal 30 Millionen in den Neubau einer Schule hätte investieren wollen, betonte Professor Robert Schmidt (CSU). Schulbeauftragte Barbara Haggenmüller (Grüne) erinnerte daran, dass vor einem Jahr die neuen Modelle für die Schule präsentiert wurden. „Alle waren glücklich, es herrschte Aufbruchsstimmung.“ Probleme in vielen Bereichen hätten dazu geführt, dass das für sicher gehaltene Vorhaben gekippt sei. Sie dankte gleichzeitig für die „ehrlichen Worte“ und plädierte dafür, den Plan nicht für immer fallen zu lassen.

Nach Schulneubau-Stopp in Heiligkreuz: Wie sehen Übergangslösungen aus?

Um den Schulbetrieb in den kommenden Jahren sicherzustellen, braucht man kurzfristige Maßnahmen. Diese erläuterte Verena Härle, Abteilungsleiterin für den Bereich Schulverwaltung. Aufgrund der Neubauprojekte (Halde-Nord, Hirschdorf, Neuhausen) im Grundschulsprengel steige die Schülerzahl im Herbst von 109 auf 133. Deswegen brauche man ein siebtes Klassenzimmer. Die einzige Lösung biete der Raum der Stadtteilbücherei, die weichen müsse und für die für ein Jahr eine neue Bleibe gesucht werde. Um den steigenden Bedarf ab dem Schuljahr 2025/26 decken zu können, wolle die Stadt sechs Raummodule aufstellen. Die dann insgesamt zwölf Klassenzimmer an zwei Standorten seien keine ideale Lösung, aber die Versorgung mit Unterrichtsräumen auf einem absoluten Mindeststandard sei gesichert. Auch dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung könne man nachkommen. Einen Raum für den Fachunterricht werde es aber auch dann nicht geben. Die alte Turnhalle müsse weiter genutzt werden. Auch das Problem der fehlenden Kinderbetreuungsplätze in Heiligkreuz bleibe ungelöst. Ob für die Klassenräume auch genügend Lehrer zur Verfügung stehen, wisse man nicht. „Das wäre ein Blick in die Glaskugel.“ Statt mit der erwünschten Höchstschülerzahl von 20 pro Klasse rechne man im Moment mit 24.

Auf Nachfrage erläuterte Baier-Regnery, dass die Module voraussichtlich auf dem städtischen Grundstück hinter dem ehemaligen Raiffeisen-Gelände aufgestellt werden. Um die Förderung von 50 Prozent zu bekommen, müsse die Stadt sich verpflichten, diese mindestens zehn Jahre zu nutzen. Professor Schmidt sprach von einer akzeptablen Übergangslösung, die man nicht schlechtreden dürfe. Die Module könnten schnell realisiert werden. Von denen, die an der Konrad-Adenauer-Schule aufgestellt wurden, sei er „angetan“. Das Gremium stimmte einstimmig dafür, dem Stadtrat zu empfehlen, die entsprechenden Mittel für die geschilderte Interimslösung zur Verfügung zu stellen.

Stadtteilbücherei Heiligkreuz: Fortbestand zugesichert

Die Fortführung der Bücherei ohne Unterbrechung halte er für „unheimlich wichtig“, sagte Landerer. Diese sei ein Treffpunkt, unerlässlich für die Schule und für den Zusammenhalt im Ort, fügte Meyer-Müller hinzu. Jetzt gebe es noch engagierte Leute, die den Betrieb aufrechterhalten. Man wolle die Stadtteilbücherei nicht aus dem Rhytmus bringen, sagte Baier-Regnery, deshalb habe die Stadt das Fortbestehen zugesichert. Christian Buck, Leiter des Amtes für Gebäudewirtschaft, war davon weniger überzeugt. Eine statische Untersuchung, für die erst eine Firma gesucht werde, solle klären, ob die Räume im ersten Stock, aus denen bis Herbst die dort untergebrachten Geflüchteten verlegt würden, geeignet seien.

Ob man auf dem gleichen Platz Module für eine Kindertagesstätte aufstellen könne, wollte Katharina Schrader (SPD) wissen. Der Platz reiche nicht aus, entgegnete der Schulreferent. Eine Bestandsanierung für die bestehende Einrichtung würde etwa zwölf Millionen Euro kosten, ein Neubau, eventuell im Pfarrgarten, nur neun Millionen.

Kritik: Zu wenig Kommunikation vonseiten der Stadt

Haggenmüller lobte die Kooperationsbereitschaft der Schule. Es herrsche „Vertrauen und kein Misstrauen“. Die Rektorin der Grundschule, Susanne Müller sagte: „Es wird laufen, wir halten zusammen.“ Der Elternbeirat unterstütze sie: „Sie würden nie quertreiben.“ Dass die Bücherei funktioniere, sei den Mamas und Papas, die sich dort engagieren, zu verdanken. Ohne die Hilfsbereitschaft von Frau Härle wäre sie längst nicht mehr da, sagte die Schulleiterin und lobte die gute Zusammenarbeit mit der städtischen Mitarbeiterin in den schwierigen Zeiten. Sie wünsche jedoch eine offene Kommunikation von der Stadtpolitik mit den Leuten in Heiligkreuz. Sie sehe es nicht als ihre Aufgabe an, die aktuellen schlechten Nachrichten den Menschen vor Ort beizubringen. „Auch die Anwohner am Rudolf-Geiss-Weg wissen nicht, dass sie eine Containerlandschaft vor die Nase gestellt bekommen. Wer kommuniziert das?“, fragte sie. Zuerst müsse man die Politik mitnehmen, die Stadträte hätte man heute das erste Mal informiert und es handle sich hier nur um ein Gutachten, antwortete Baier-Regnery. Er könne nicht nach Heiligkreuz kommen, bevor der Stadtrat sich eine politische Meinung dazu gebildet habe.

kb

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