Mut zum Rollenspiel: 12-er Event über den Theaterjugendclub im Bosco

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Zwei, die die Bühne lieben (stehend v.l.) Ex-Schauspieler Sebastian Hofmüller und Sabine Gruban leiten die aktuellen Proben für das Stück „Die Eisbachwelle“. © Jaksch

Im Theaterjugendclub werden junge Leute ans Theater herangeführt. Einen Einblick in die aktuellen Proben gaben Sebastian Hofmüller und Sabine Gruban.

Gauting – Auf eine halbe Stunde ist normalerweise das 12er-Event der Kulturplattform im Gautinger Breitwandkino begrenzt. Diesmal ging es länger. Schauspieler Sebastian Hofmüller erzählte bei Rot- und Weißwein mit Hingabe von dem Projekt „Spiellust“, in dem er versucht, Jugendliche zwischen zehn und 20 Jahren an die Bühne heranzuführen. Die Zuhörer fragten intensiv nach, wie ihm das gelingt, und Hofmüller, seit einiger Zeit auch zuständig für die Vereine im Gautinger Rathaus, gab gerne Antwort. Ihm zur Seite stand Sabine Gruban, die bis vor kurzem an der Maria-Ward-Mädchenrealschule in Berg am Laim unterrichtet hat und jetzt ihre ganze Erfahrung aus dem Schultheater, das sie dort betreut hat, beim Theaterjugendclub einbringt.

Vorab erzählte der Klinge-Preisträger, wie er überhaupt zu diesem Engagement gekommen ist. Schon auf früheren Stationen auf Bühnen in Bayern, etwa Landshut und München, vermittelte er Jugendlichen das Faszinosum Bühne. Dann lud ihn Hans-Georg Krause ein, dasselbe im Gautinger Bosco zu tun. „Das Angebot habe ich gerne angenommen. Warum sollte ich nach München fahren, wenn es auch in meiner Heimatgemeinde möglich ist?“, sagte er.

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Aktuell studiert Hofmüller, zusammen Gruban und Bühnentechniker Benjamin Hüttner, zum vierten Mal mit jungen Leuten ein Stück ein. Auftakt für die Proben war im Oktober. Geprobt wird einmal pro Woche auf der großen Bühne des Bosco, drei Stunden lang, abends von 17.30 bis 20.30 Uhr. Das ist natürlich anstrengend. „Der Montag ist für die Jugendlichen kein schöner Tag, da liegt die ganze stressige Woche noch vor ihnen“, so Hofmüller. Gruban bestätigte: „Da haben sie den ganzen Schultag hinter sich und sind müde.“ Dennoch: Das Ganze bekommt eine Eigendynamik, die Lust am Spiel ist irgendwann größer als die Müdigkeit. „Ich habe kürzlich eine E-Mail von Eltern bekommen, dass ihr Kind zum ersten Mal überhaupt am Montag gerne in die Schule geht, weil am Abend Theater gespielt wird. Das hat mich wahnsinnig gefreut“, so der Schauspieler.

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Nach seiner Erfahrung sind die Jugendlichen zurückhaltend und höflich. Das mag im Alltag eine angenehme Eigenschaft sein, auf der Bühne kann es kontraproduktiv wirken. „Seid nicht zu nett zueinander“, fordert Hofmüller die Jugendlichen oft auf. Das ist die Voraussetzung für ein dynamisches Spiel. „Die Körperspannung steigt, die Stimme wird lauter“, so Gruban. „Es ist immer toll zu sehen, wenn sie sich das trauen.“ Grundprinzip ist, dass die Jugendlichen nicht nur eine Rolle spielen, sondern viele Identitäten annehmen. „Wenn es ideal läuft, spielt bei uns jeder jede Rolle, wir switchen.“ Der Rollenwechsel wird durch einen Kostümwechsel begleitet. Auch das ist Theater: Eine Schule der Empathie.

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Am liebsten ist es den jungen Schauspielern anfangs, wenn sie Requisiten in der Hand haben, an denen sie sich festhalten können. Davon ist Hofmüller nicht unbedingt ein Fan. „Ich finde es großartig, wenn Jugendliche nichts haben als ihre Sprache und die auf der Bühne entdecken“, sagt er. Die Sätze, die sie dann sagen, bekommen oft eine ungeahnte Wucht. „Die sind alle viel erwachsener und politischer, als wir denken. Wenn die Eltern bei der Premiere im Publikum sitzen und sagen: So habe ich mein Kind noch nie reden hören, dann haben wir einen Punkt gemacht.“ Das einzige Requisit, auf das der Gautinger schwört: eine Nebelmaschine.

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Das Stück, das Hofmüller und Co. aktuell einstudieren, ist „Die Eisbachwelle“ von Florian Wacker. Darin geht es mehrere Freunde, die sich regelmäßig an der berühmten Eisbachwelle am Haus der Kunst in München trifft. Als eines der Mädchen aus der Clique verschwindet, machen sich die anderen auf die Suche nach ihr und erfahren bei dieser Suche viel über die Stadt, in der sie leben – und über sich selbst. Premiere ist am 11. Mai auf der großen Bühne des Bosco.

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