Vom Klassenzimmer in die Ferne

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Die Schülerinnen und Schüler verbrachten circa drei Monate im Ausland (v.l.): Yolanda Reid, Marija Antonic, Liv Schiller, Marlisa Holzer, Viola Quadt, Daniel Gitzel, Stella Leogrande und Charlotta Böker. © andrea jaksch

Ins Ausland zu gehen, das wünschen sich viele Schülerinnen und Schüler. Ein Aufenthalt ist allerdings nicht immer so schön wie in der eigenen Vorstellung. Der Starnberger Merkur hat mit mehreren Schülerinnen über ihre Erfahrungen gesprochen.

Biberkor – Nach dem Schulabschluss auf Reisen gehen – das ist der Traum vieler Schülerinnen und Schüler. Manche sind auch schon während der Schulzeit im Ausland, um beispielsweise ein Jahr bei einer Gastfamilie zu verbringen. An der Montessori-Schule Biberkor haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die ersten drei Monate (September bis Dezember) der elften Jahrgangsstufe selbst zu gestalten.

Kerstin May, stellvertretende Stufenleitung der elften bis 13. Jahrgangsstufe, erklärt: „Wir haben unsere Oberstufe schon seit dem Schuljahr 2012/13 so umstrukturiert, dass wir sie in zwei Geschwindigkeiten anbieten konnten.“ Entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler für die dreijährige Oberstufe statt der zweijährigen, können sie wählen zwischen einem Auslandsaufenthalt, einem Praktikum und der Verwirklichung eigener Projekte. Die Zeit müssen sie selbstständig organisieren. Alternativ können „diejenigen, die noch einmal ein paar Grundlagen wiederholen möchten und eine Basis für den Einstieg in den Oberstufenstoff legen möchten“, die Basiskurse besuchen, sagt May. Der Starnberger Merkur hat mit mehreren Schülerinnen gesprochen, die im Ausland waren.

Unter ihnen ist Marlisa Holzer. Die 16-Jährige war auf einem Internat in Dorset (Südwest-England). Anstatt der geplanten drei Monate war sie nur zweieinhalb Monate vor Ort. Sie habe nicht so gute Erfahrungen gemacht und wollte deswegen früher zurück. „Die Menschen waren schwierig“, berichtet Holzer. Das Schulgelände habe sie kaum verlassen. „Ich habe mich dort eingesperrt gefühlt.“ Zwar seien die Lehrkräfte nett gewesen, aber mit den anderen Schülerinnen und Schülern habe sie sich nicht gut verstanden. „Ich musste mich verstellen, um dazu zu passen.“

Marija Antonic war statt drei Monaten zwei weg. „Ich habe einfach zu spät mit der Planung angefangen“, gesteht die 16-Jährige. Für sie ging es nach Spanien. Von den zwei Monaten war sie unter anderem eine Woche in Sevilla. Dort absolvierte sie einen Sprachkurs. Den zweiten Monat wohnte sie mit ihrer Mutter gemeinsam mitten in Barcelona, wo sie eine Sprachschule besuchte. Spanisch spreche sie nun zwar nicht fließend, aber es sei „viel besser“ geworden, sagt Antonic. Sie erlebte die Spanierinnen und Spanier als ein sehr nettes Volk, das Smalltalk liebe, und sie versuchte, bei allen Gelegenheiten mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Das war am Anfang eine Hürde, die ich überwinden musste, und es war ein bisschen gruselig.“

Yolanda Reid war ebenso in Spanien – in Garraf. Eine kleine Ortschaft, die circa 30 Kilometer von Barcelona entfernt liegt. Reid kam bei einer Gastfamilie unter. „Garraf ist ein kleines Dorf. Es ist schwer, dort jemanden kennenzulernen.“ Trotzdem sei die Zeit im Großen und Ganzen eine schöne Erfahrung gewesen. „Es war schon fremd, aber nicht negativ gemeint. Es war einfach anders.“

Charlotta Böker verbrachte ihren Auslandsaufenthalt in Singapur. Da ihr Vater dort wohnt, konnte sie bei ihm unterkommen. Die 17-Jährige besuchte dreimal wöchentlich für je vier Stunden eine Sprachschule, um ihr Englisch zu verbessern. „Ich habe mich dort ein bisschen fremd gefühlt. Alle anderen in meinem Kurs waren über 30.“ Die ersten zwei Wochen fühlte Böker sich allein, und sie hatte mit Heimweh zu kämpfen. Doch dann suchte sich die Schülerin Aktivitäten. „Ich war zum Beispiel auf einem französischen Filmfestival. Dort habe ich ein paar Freunde gefunden“, erzählt sie. Beim Shoppen beließ sie es jedoch beim Schaufensterbummeln. „Die Stadt ist super teuer.“ Dennoch gesteht die 17-Jährige: „Ich bin eigentlich gar kein Stadtmensch, aber wenn ich in eine Stadt ziehen müsste, wäre es Singapur.“

Stella Leogrande verschlug es hingegen nach Kanada – nach Vancouver. Die 16-Jährige kam bei einer Gastfamilie unter, die selbst eine Tochter hat und außerdem noch drei weitere Gastkinder aufnahm – aus Japan, Südkorea und Chile. „Ich hatte viele Freiheiten. Auf der High School war es wie in den Filmen, es gab Footballspiele und Cheerleader.“ Mit ihrer Gastschwester aus Chile hat sie sich sehr gut angefreundet. So fühlte sich die 16-Jährige nie alleine. Die Kanadierinnen und Kanadier seien ohnehin alle extrem nett gewesen, berichtet die Schülerin. „Ich musste viel lernen, zum Beispiel, dass man den Busfahrer begrüßt und fragt, wie es ihm geht.“ Zurück in Deutschland musste Leogrande sich zunächst wieder umgewöhnen.

Auch wenn die sechs Schülerinnen extrem unterschiedliche – und auch negative – Erfahrungen gemacht haben: Sie alle würden es noch mal tun. Schließlich nehme man sehr viel mit aus einer Zeit im Ausland. Was die Schülerinnen machen wollen, wenn sie mit der Schule fertig sind, das wissen sie noch nicht genau. Am liebsten jedoch Reisen.

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