Alles teurer: Wohngeldanträge im Kreis Starnberg fast verdoppelt

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Das Ausfüllen von Wohngeldanträgen ist nicht für jeden einfach. Laut dem Starnberger Caritasverband bitten immer mehr Menschen um Unterstützung. © robert michael/dpa

Alles ist teurer geworden – auch Mieten und Nebenkosten. Deshalb hat die Bundesregierung das Wohngeld reformiert. Die Zahl der Anträge im Landkreis Starnberg hat sich in den vergangenen beiden Jahren fast verdoppelt.

Landkreis – Wohnen wird immer teurer. Das spiegelt sich auch in der Zahl der Wohngeldanträge im Landkreis Starnberg wieder – diese haben sich in den vergangenen zwei Jahren so gut wie verdoppelt. Waren es 2021 noch 635, stieg die Zahl 2022 bereits auf 801. Im Jahr 2023 kletterte sie dann auf 1214 hoch. Wohngeldberechtigt sind Personen, die Wohnraum gemietet, ihr Eigentum selbst als Wohnraum nutzen oder in einem Heim wohnen, erklärt Stefan Diebl, Sprecher des Landratsamts. Wohngeld ist ein Mietzuschuss, wohnt der Empfänger in seinem Eigentum, wird es Lastenzuschuss genannt.

Anfang 2023 ist in Deutschland eine Reform in Kraft getreten, durch die laut Bundesregierung deutschlandweit etwa dreimal mehr Haushalte Anspruch auf Wohngeld haben. Dass die Anträge bereits 2022 angestiegen sind, könne zum Beispiel noch an den Corona-Folgen liegen, andererseits wollten viele Bürger den Heizkostenzuschuss erhalten, erklärt Diebl. Der Zuschuss wurde vom 1. Oktober bis zum 31. Mai 2022 sowie vom 1. September bis zum 31. Dezember 2022 ausgezahlt. Diebl:

Von den 801 Wohngeldanträgen im Jahr 2022 wurden insgesamt 279 bewilligt, von den im Jahr 2023 (Stand heute) 279. „Wegen Personalwechsel und dem hohen Antragsaufkommen beträgt derzeit die Bearbeitungszeit mehrere Monate. Daher konnten bisher noch nicht alle Anträge abschließend geprüft werden“, erklärt Diebl. Derzeit erhalten 162 Haushalte im Landkreis Wohngeld. Die Anträge müssen in der Regel jährlich neu gestellt werden.

Dass verhältnismäßig wenig Anträge genehmigt werden, liege daran, dass Antragssteller die erforderlichen Unterlagen häufig nicht fristgerecht oder gar nicht einreichen. „Nur der kleinere Rest sind tatsächliche Ablehnungen, weil sich rechnerisch einfach kein Anspruch ergibt“, erklärt der Behördensprecher.

Wohngeld: Komplizierte Behördensprache als Hürde

Hannelore Breiter aus der Fachberatungsstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit des Caritasverbandes sagt auf Anfrage des Starnberger Merkur: „Einer der Gründe für einen ablehnenden Bescheid ist nach unserer Erfahrung die fehlende Mitwirkung.“ Grund sei die meist komplizierte Behördensprache. „Es melden sich vermehrt Personen bei uns, die um Hilfe beim Ausfüllen von Formularen nachsuchen, jedoch ist die Hauptaufgabe unserer Beratungsstelle, drohenden Wohnungsverlust abzuwenden.“ Diesbezüglich gebe es aber auch oft Überschneidungen. Vor allem Geflüchtete benötigten umfangreiche Unterstützung bei den Anträgen, sagt Breiter.

„Nach unserer Wahrnehmung beantragen nun auch Bürgerinnen und Bürger Wohngeld, die schon vorher Anspruch gehabt hätten, nur eben aus verschiedensten Gründen keinen Antrag gestellt haben“, berichtet die Sozialpädagogin außerdem. Die Gründe sind ganz verschieden – zum Beispiel die Unkenntnis über staatliche Leistungen oder ein Monatseinkommen, das bis vor Kurzem noch ausreichend war. Nun seien die Lebenshaltungskosten und die Mieten jedoch so stark gestiegen, dass zum Monatsende deutlich weniger Geld übrig bleibe. „Die Löhne und Gehälter sind nicht in gleichem Maß mitgezogen. Menschen mit generell niedrigem Grundeinkommen brauchen mehr finanzielle Unterstützung“, so Breiter.

Im Gegensatz zur Anzahl der Wohngeldanträge sind die Anträge für den Wohnberechtigungsschein, die ebenso beim Landratsamt gestellt werden, relativ stabil geblieben. So sind 2021 laut Landratsamt 813 Anträge eingegangen, 2022 waren es 858 und vergangenes Jahr 855. Der Wohnberechtigungsschein ist keine finanzielle Unterstützung, er berechtigt zum Wohnen in einer öffentlich geförderten Wohnung. Im Landkreis Starnberg vermittelt der Verband Wohnen die Sozialwohnungen. Geschäftsführer Andreas Oberhofer sagt auf Anfrage des Starnberger Merkur: „Die Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen da.“ Derzeit habe der Verband Wohnen circa 2500 Wohnungen. Oberhofer: „Es ist wichtig, dass wir bauen.“

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