Neue Freundschaft für Putin: Nordkorea verdient am Ukraine-Krieg Milliarden

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Nordkorea liefert Waffen und Munition an Russland. Die Kosten sollen in die Milliarden gehen. Der Westen reagiert zögerlich.

Moskau/Pjöngjang – Der Ukraine-Krieg ist in eine neue Phase eingetreten. Weil Nordkorea offenbar Soldaten zu Russlands Hilfe entsandt hat, greifen einige westliche Staaten den Macron-Vorschlag wieder auf, ebenfalls offiziell Soldaten zu schicken. Andere stellen gewisse westliche Limitierungen infrage, die noch auf dem ukrainischen Waffengebrauch liegen. Währenddessen baut Nordkorea seine Beziehungen zu Russland weiter aus – und verschafft sich wirtschaftliche Vorteile.

Waffenlieferungen in Milliardenhöhe – Nordkorea nähert sich Russland an

Zu den Details: Aktuell versorgt Nordkorea Russland mit Waffen im Wert von bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar. Das jedenfalls ist eines der Ergebnisse einer Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung, veröffentlicht am 28. Oktober. Die Stiftung gab an, dass sich diese Einnahmen um Hunderte Millionen Dollar erweitern könnten, sollten sich die Berichte über nordkoreanische Soldaten in Russland bewahrheiten. Nordkoreas Diktator Kim Jong-un könne in dem Fall auf weitere Bezahlung aus Russland hoffen – er schicke seine Soldaten keineswegs gratis in den Ukraine-Krieg.

Wladimir Putin (Sessel links) und Kim Jong-un (Sessel rechts) in Pjöngjang.
Kim nähert sich weiter Putin an – Nordkorea verdient am Ukraine-Krieg Milliarden © IMAGO/Komsomolskaya Pravda / Russian Look

Für die Studie hatte Olena Guseinova von der südkoreanischen Hankuk University of Foreign Studies Material von Geheimdienstberichten bis zu Dokumenten über Munitionspreise aus früheren Waffenverkäufen ausgewertet. Die Studienautorin zeigte außerdem eine zunehmende wirtschaftliche Annäherung zwischen Russland und Nordkorea seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Der offizielle Handel zwischen beiden Ländern habe stark zugenommen – in der ersten Jahreshälfte sei das Handelsvolumen auf 52,9 Millionen US-Dollar gestiegen. Im gesamten Jahr 2023 hatte es lediglich 34,4 Millionen US-Dollar betragen.

„Russland wendet sich vor allem wegen seines massiven Munitionsbedarfs an Nordkorea“, zitierte die Friedrich-Naumann-Stiftung die Studienautorin Guseinova in einer Pressemeldung. Außerdem benutze der Kreml diese Beziehung, um die Einheit der westlichen Allianzen – besonders in Ostasien – zu schwächen. Russland könne auf diese Weise indirekt Länder wie Südkorea und Japan unter Druck setzen, ihre Haltung im Ukraine-Krieg zu überdenken.

Probleme mit Waffen aus Nordkorea – Warnung vor Nuklear-Arsenal

Dabei gibt es jedoch ein grundlegendes Problem: Russland verfügt damit zwar über einen Ressourcenfluss an Waffen und Munition, allerdings veraltete und unzuverlässige. Nordkorea steht seit Jahrzehnten unter internationalen Sanktionen, was die Wirtschaft ruiniert hat. Ein Großteil der konventionellen Waffen des Landes besteht aus „verfallenen Überresten einer vergangenen Ära, als die Sowjets Pjöngjang geholfen hatten“, berichtete ein Korea-Korrespondent der New York Times Ende Oktober. Die Piloten könnten nur selten fliegen, weil es an Treibstoff fehle, außerdem habe die Armee Probleme damit, Ersatzteile oder sogar Nahrung zu finden.

Allerdings warnt der Council of Foreign Relations vor dem nuklearen Arsenal Nordkoreas. Trotz der Sanktionen sei es dem Land gelungen, ein Arsenal an Atomwaffen aufzubauen. Das Regime in Pjöngjang verfüge außerdem über genügend Ressourcen für den Bau von rund 100 Atomwaffen. Regelmäßige Tests hätten erwiesen, dass die Raketen Nordkoreas auch die USA erreichen könnten.

Neue „Qualität“ der Bedrohung – Wie geht Europa mit Nordkorea um?

Doch auch mit einer Ausfallrate von bis zu 50 Prozent, die die Ukraine an der Front vermeldet hat, verschaffen die schieren Massen an Artilleriemunition und Raketen Russland den Vorteil, den es auf dem Schlachtfeld braucht. Pjöngjang spielt dabei eine entscheidende Rolle als Lieferant. Schätzungen zufolge soll Nordkorea innerhalb der letzten zwei Jahre bis zu 13.000 Container mit sechs Millionen Artilleriegeschossen an Russland geliefert haben, die Bezahlung fand dabei entweder in Geld oder in Ressourcen statt, die das Land so dringend braucht. Laut dem Deutschen Institut für internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik würde das bedeuten, dass Russland – zusammen mit seiner eigenen Produktion – pro Jahr 5,5 Millionen Artilleriegeschosse verfeuern könnte. Täglich sind das bis zu 15.000 Geschosse.

Zum Vergleich: Die Ukraine bräuchte, um sich zu verteidigen, jährlich eine Million Artilleriegeschosse. Die USA und Europa produzieren derzeit rund 1,2 Millionen pro Jahr. Südkoreanische Schätzungen gehen davon aus, dass nordkoreanische Fabriken maximal zwei Millionen Artilleriegeschosse pro Jahr produzieren können. Im Zuge dieses „Wettlaufs um die Artilleriemunition“ hatte auch Rheinmetall bereits Schritte ergriffen, um die Produktion hochzufahren.

Das Institut warnt vor einer neuen „Qualität, mit der Nordkorea Europas Sicherheit und Stabilität bedroht“. Die massiven Munitionslieferungen für Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten würden aktiv die politischen Ziele von Kreml-Chef Wladimir Putin und des Irans unterstützen. Allerdings sei eine genaue Evaluierung der nordkoreanischen Waffenproduktion äußerst schwierig, da kaum bestätigte Informationen vorlägen und das Regime in Pjöngjang selbst durch Propaganda Ungewissheit schüre.

Guseinova gab an, dass der Westen seine Verbündeten in Asien mehr unterstützen und zugleich die Sanktionspolitik verfeinern müsse.

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