Russland setzt auf Nordkoreas „Wunderkerze“: KN-Raketen in der Ukraine mit besonderem Vorteil

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Westliche Staaten verurteilen den russischen Einsatz von Raketen aus Nordkorea im Ukraine-Krieg. Was die ballistischen Raketen so gefährlich macht.

Kiew/Moskau - Nachdem Russland in seinen jüngsten Luftangriffen auf die Ukraine offenbar ballistische Raketen aus Nordkorea abgefeuert hat, warnen westliche Experten vor einer neuen Entwicklung im Ukraine-Krieg. Mit der Hilfe von gleichgesinnten Staaten könnte Moskau im Krieg schnell überlegen sein, vor allem angesichts der sinkenden Waffenlieferungen an die Ukraine. Nach US-Informationen sei man aktuell dabei, die Auswirkungen der zusätzlichen Raketen zu bewerten.

Der russische Einsatz von ballistischen Raketen aus Nordkorea wurde am Donnerstag (5. Januar) zunächst von den USA bestätigt. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sprach dabei von Raketen mit einer Reichweite von etwa 900 Kilometern. Um welche Raketenart es sich bei den Luftangriffen auf Kiew und weitere Regionen in der Ukraine handelte, sagte Kirby nicht. Er veröffentlichte jedoch eine Grafik, die laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters sogenannte KN-23 und KN-25 ballistische Kurzstreckenraketen (SRBMs) zu zeigen schien.

Russland setzt auf Nordkoreas „Wunderkerze“ - KN-Raketen stellen Ukraine vor neue Herausforderungen

Beide Kurzstreckenraketen werden in Nordkorea hergestellt. Die KN-23 ist etwa 7,5 Meter lang und hat eine Reichweite von bis zu 690 Kilometern. Sie weist Ähnlichkeiten mit der russischen Iskander-M auf, die eine ähnliche Reichweite, eine ähnliche Flugbahn und eine ähnliche Nutzlast hat. Besonders die niedrige Flugbahn der KN-23 ist von Vorteil, da die Rakete besser manövrieren kann und somit schwieriger vom Feind zu erkennen ist – ein Vorteil im Gefecht. Laut einem Bericht des CSIS Missile Defense Project ist jedoch nicht bekannt, ob die Rakete auch über die ausgeklügelten Lenksysteme verfügt, die für eine präzise Zielerfassung nach Ausweichmanövern erforderlich sind.

Die KN-23 ist zudem eine Feststoffrakete. Das bedeutet, dass statt Flüssigbrennstoff auf festes Brennstoffmaterial gesetzt wird, der sich jederzeit in der Rakete befindet und somit nicht extra gelagert und anschließend getankt werden muss. Der Spiegel vergleicht die Rakete zudem mit einer Art „Wunderkerze“, da die Rakete nach dem gleichen Prinzip gleichmäßig abbrennt.

Das Foto zeigt den Teststart der ballistischen Interkontinentalrakete Hwasong-18
Ein seltener Einblick in Nordkorea: Hier soll die ballistische Interkontinentalrakete Hwasong-18 getestet worden sein. (Symbolfoto) © IMAGO/North Korean government

Die KN-25-Rakete ist laut CSIS-Informationen mit etwa 8,6 Meter eine etwas größere Rakete als die KN-23. Ihr wird wird eine Reichweite von 380 Kilometern nachgesagt. Während die nordkoreanischen Staatsmedien die Rakete als „supergroßes“ Mehrfachstart-Raketensystem (MLRS) bezeichneten, stuften die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Korea (USFK) die Rakete aufgrund ihrer Größe und Reichweite als ballistische Kurzstreckenrakete (SRBM) ein. Es wird vermutet, dass die KN-25 und die KN-23 normale, aber auch atomare Sprengköpfe tragen können. Der russische Ex-Präsident Dimitri Medwedew warnte erst am Donnerstag (11. Januar) wieder vor einem Atomangriff auf die Ukraine.

Ukraine-Krieg: Einsatz von Raketen aus Nordkorea lässt Diskussion über Waffenlieferungen aufflammen

Eine Militärkooperation zwischen Moskau und Pjöngjang war lange gefürchtet worden, jetzt scheint sie Gewissheit. „Dies ist eine bedeutende und besorgniserregende Eskalation der nordkoreanischen Unterstützung für Russland“, sagte Kirby am Donnerstag weiter. „Wir sind noch dabei, die Auswirkungen dieser zusätzlichen Raketen zu bewerten.“ Absehbar würden Russland und Nordkorea aus diesen Starts aber viel lernen und die Waffen weiter verbessern. Zudem gebe es Hinweise, dass Gespräche zwischen Moskau und Teheran über die Lieferung von Raketen vorangetrieben würden. Beides könnte der Ukraine zum Verhängnis werden.

Nach US-Informationen schossen russische Streitkräfte am 30. Dezember mindestens eine nordkoreanische ballistische Rakete auf die Ukraine ab. Diese soll den Beobachtungen zufolge auf freiem Feld im südukrainischen Gebiet Saporischschja eingeschlagen sein. Bei dem Angriff auf Kiew am vergangenen Dienstag (2. Januar) habe Russland weitere nordkoreanische Raketen abgefeuert.

Das Auftauchen der Raketen aus Nordkorea im Kriegsgebiet dürfte dafür sorgen, dass die Diskussion über Waffen größerer Reichweite für die Ukraine wieder aufflammt - zum Beispiel Taurus-Marschflugkörper aus Deutschland oder weittragende ATACMS aus den USA. Das erste deutsche Hilfspaket für 2024 enthielt Munition für die Mittelstreckenvariante des Flugabwehrsystems Iris-T sowie ein Flugabwehrsystem Skynex für kurze Distanzen, wie die Bundesregierung mitteilte. (nz mit dpa-Informationen)

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