Billige Attrappe statt deutsches Iris-T-System: Russlands Armee fällt auf Täuschungsmanöver herein

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Ein deutsches Iris-T-Raketenabwehrsystem (Symbolbild). © IMAGO / ABACAPRESS

Militärische Täuschungsmanöver sind so alt wie Kriege selbst. Der Ukraine soll nun aufgrund einer Iris-T-Attrappe ein Schachzug gegen Russland gelungen sein.

Kiew – Der Trick ist alt, aber wirksam: Die Ukrainer haben ein offenbar täuschend echt aussehendes Modell des Luftabwehrsystems Iris-T aus Holz und Metall erstellt – und konnten die russische Armee im Ukraine-Krieg damit austricksen. Das geht aus einem Bericht der Militärseite Army Recognition hervor, die sich auf die Einschätzung verschiedener Analysten bezieht.

Ukraine-Krieg: Getroffenes Iris-T SLM-System könnte Attrappe gewesen sein

Drei Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM lieferte die deutsche Bundesregierung bislang im Rahmen ihrer Militärunterstützung an die Ukraine. Kiew lobt das System immer wieder aufgrund seiner guten Leistungen zum Schutz der Zivilbevölkerung. „Wir haben eine nahezu hundertprozentige Abschussquote, das ist das, was uns von den ukrainischen Militärs zurückgemeldet wird“, hatte Harald Buschek, ein Geschäftsführer beim Hersteller Diehl Defence, im September gesagt.

Nun will die russische Armee die Systeme beschossen haben, wie aus verschiedenen Beiträgen auf den Plattformen Telegram und X (vormals Twitter) von vergangener Woche hervorgeht. „Minus zwei Iris-T SLMs“, lautet der lakonische Kommentar des Erstellers des Telegram-Beitrags dazu.

Treffer auf Iris-T im Ukraine-Krieg? Diese Indizien weisen auf Attrappen hin

Zwei russische Lancet-Drohnen explodieren in den im Netz geteilten Videos einmal auf der Basis sowie auf der Flanke zweier Iris-T-Systeme. Beide Einschläge könnten ausreichen, um die Luftabwehr-Systeme zu zerstören, so die Meinung von Analysten im Netz. Doch hätte es einen echten Treffer gegeben, wäre die Rauchentwicklung aufgrund des Benzins und Hydrauliköls des Iris-T-Systems größer gewesen, hieß es weiter. Zudem hätte ein solches System in der Regel Raketen geladen, die beim Einschlag der zweiten Drohne zu einer größeren Explosion geführt hätte.

Verschiedene weitere Indizien weisen darauf hin, dass es sich bei dem zerstörten System nur um eine Attrappe gehandelt haben könnte. Das Fehlen eines Gefechtsstandes oder Soldaten in der Nähe sei laut den von Army Recognition zitierten Stimmen ebenfalls ein Hinweis auf ein Täuschungsmanöver. Zudem sei die Form des Modells anders als beim Original. Details, wie etwa Rückspiegel, würden komplett fehlen.

Attrappen sind im Ukraine-Krieg keine Seltenheit

Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Wichtige Experten wie etwa die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) oder die Oryx-Datenbank dokumentieren den Vorfall zunächst nicht. Doch ähnliche Täuschungsmanöver sind aus dem Ukraine-Krieg bereits bekannt. Die Washington Post etwa berichtete im Jahr 2022 von hölzernen Attrappen von US-Raketenwerfersystemen Himars auf dem Schlachtfeld. Kiew wollte Moskau damit dazu bringen, wertvolle Raketen zu verschwenden, hieß es damals. „Sie haben behauptet, mehr HIMARS getroffen zu haben, als wir überhaupt geschickt haben“, sagte ein US-Diplomat der US-Zeitung damals über das russische Militär.

Doch auch Moskaus Truppen setzen offenbar Täuschungsmanöver ein. Einem aktuellen Bericht von Business Insider zufolge stattet Russland seine Raketen teilweise mit Leuchtraketen aus, die ukrainische Luftabwehrsysteme - insbesondere die Stinger-Raketen - verwirren könnten. In einem weiteren Bericht war von aufgemalten Flugzeugumrissen auf einer russischen Militärbasis in Primorsko-Achtarsk die Rede. Auf dem russischen Yeysk-Luftwaffenstützpunkt waren ebenfalls gemalte Kampfjet-Attrappen auf Satellitenbildern zu sehen.

Militärische Täuschungen sind kein neues Phänomen. Schon in der militärischen Abhandlung aus der Antike „Die Kunst des Krieges“ von Sunzi (auch: Sun Tse) rät der Militärstratege „Köder aufzustellen und Verwirrung vorzutäuschen“.

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