Trumps Ultimatum im Ukraine-Krieg: Experte äußert brisanten Verdacht zu Putins Plänen
Wenn Putin bis Freitag keinen Friedensdeal im Ukraine-Krieg vorlegt, drohen Konsequenzen aus den USA. Doch welche Strategien stehen Trump noch zur Verfügung?
Moskau/Washington D.C. – In drei Tagen läuft die Frist von US-Präsident Donald Trump an Wladimir Putin zur Beendigung des Ukraine-Krieges ab. Die Fragen, die sich stellen: Wie ernstzunehmen ist Trumps Ultimatum und wird Putin wirklich einen Friedens-Deal vorlegen?
Der Russland-Forscher Alexander Dubowy meint: „Russland wird sich von diesem Ultimatum nicht beeindrucken lassen. Das sind halbherzige Drohungen aus den USA“. Laut Dubowy werde Putin weiterhin auf seine Zermürbungstaktik setzen. „Er simuliert Verhandlungsbereitschaft und verweist auf Gespräche, rückt aber nicht von seinen Maximalforderungen ab“, so der Experte in einem Interview mit Nau.ch.
Russland-Experte zum Ende des Ukraine-Kriegs: Putin wird weiterhin auf Maximalforderungen bestehen
Und die Maximalforderung lautet: Die komplette Kontrolle über die ganze Ukraine. „Nicht zwingend überall militärisch, aber politisch“, so Dubowy. Während Russland mehr politische und militärische Macht fordert, soll sich die Nato dagegen aus dem Baltikum und aus Ostmitteleuropa zurückziehen.
„Die europäische Sicherheitsarchitektur soll laut der Ansicht Russlands revidiert werden.“ Im Hinblick auf die geplanten Friedensverhandlungen bedeutet das: „Die Gespräche im Hintergrund erzielen kaum Fortschritte. Hinzu kommt, dass Trumps Sondergesandter Steve Witkoff sehr russlandfreundlich eingestellt ist.“
Wie am Wochenende bekannt wurde, reist Witkoff erneut nach Moskau, um über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln. Witkoff werde „ich denke nächste Woche, Mittwoch oder Donnerstag“, nach Russland fliegen, sagte Trump am Sonntag (Ortszeit). Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach am Montag von einem „wichtigen“ Besuch und schloss ein Treffen mit Präsident Putin nicht aus.
Trumps Ultimatum an Putin: Ukraine-Krieg soll bis Freitag enden
Der US-Präsident hatte Russland am vergangenen Dienstag (29. Juli) eine Frist von zehn Tagen gesetzt, um die Angriffe auf die Ukraine zu beenden. Putin solle „einen Deal abschließen, der das Töten der Menschen beendet“, sagte Trump am Sonntag vor Presseleuten. Nach Ablauf der Frist droht Washington mit neuen Sanktionen. Diese könnten auch Handelspartner Russlands wie China und Indien treffen.
Laut dem Experten Dubowy seien die jüngsten Drohungen aus den USA zwar ein Anzeichen dafür, dass Trump die Verzögerungstaktik Russlands durchschaut. „Doch die Verschärfung im Ton hat vor allem innenpolitische Gründe: Trump will von der Epstein-Affäre ablenken und sich als starken Mann inszenieren.“
Überblick: Trumps Ultimatum an Putin
- Ursprünglich gesetzt: 14. Juli 2024 (50-Tage-Frist)
- Verkürzt am 29. Juli: 10 Tage
- Ablauf: Freitag, 8. August
- Letzte Verhandlungen zum Ukraine-Krieg: Juli 2024 bei Gesprächen in der Türkei zwischen Russland und Ukraine über Gefangenenaustausch
Dubowy glaubt, dass die USA beim Ablauf des Ultimatums zwar neue Sanktionen verhängen könnten. „Diese dürften aber nur eine bedingte Wirkung entfalten, wie bereits vergangene Sanktionen gezeigt haben.“ Denn: „Russland findet weiterhin Wege, um die Sanktionen zu umgehen. Geschwächt wird die russische Führung dadurch nur bedingt.“
Trumps mögliche Druckmittel gegen Putin: Aufrüstung der Ukraine oder neue Öl-Strategie
Dem Experten zu urteilen stünden Trump theoretisch zwei wirkungsvolle Strategien zur Verfügung, um Putin ernsthaft unter Druck zu setzen: Eine drastische militärische Aufrüstung der Ukraine oder eine koordinierte Erhöhung der globalen Ölproduktion zusammen mit den Golfstaaten, wodurch die Energiepreise fallen und Russlands Haupteinnahmequelle geschwächt würde.
Dubowy schätzt jedoch beide Ansätze als „höchst unwahrscheinlich“ ein und prognostiziert, dass der Kreml-Chef seine bewährte Taktik der vorgetäuschten Kompromissbereitschaft erfolgreich fortsetzen wird, um den amerikanischen Präsidenten weiterhin hinzuhalten.

Moskau selbst hatte sich von Trumps Drohungen mit neuen Sanktionen bislang unbeeindruckt gezeigt. Vorschläge für eine Waffenruhe schlug Putin bislang stets aus. Die russischen Bedingungen für ein Ende der Angriffe auf die Ukraine „bleiben die gleichen“, sagte er am Freitag gegenüber der Presse. Russland fordert die volle Kontrolle über die vier ukrainischen Regionen, die es für annektiert erklärt hat, und einen Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt. Kiew hat beide Forderungen stets als „inakzeptabel“ zurückgewiesen. (bg/dpa)