Umfrage-Beben vor Österreich-Wahl: FPÖ verliert an Zustimmung – enges Rennen an der Spitze

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Wenige Tage vor der Österreich-Wahl zeichnet eine neue Umfrage ein denkbar knappes Bild. Ist der sicher geglaubte Wahlsieg der FPÖ in Gefahr?

Wien – Am kommenden Sonntag (29. September) findet die Österreich-Wahl statt. Liegen die Rechtspopulisten der FPÖ in den Umfragen seit Monaten unangefochten auf Platz eins, schmilzt der Vorsprung auf die ÖVP plötzlich wenige Tage vor der Wahl. Das zeigt eine neue Umfrage der Lazarsfeld Gesellschaft für den Sender Oe24.

FPÖ liegt bei Umfrage zur Österreich-Wahl weiter vor ÖVP – allerdings denkbar knapp

So kann sich die Regierungspartei von Bundeskanzler Karl Nehammer aktuell mit 25 Prozentpunkten behaupten, knapp davor liegt weiterhin die FPÖ. Auf Platz drei rangiert die SPÖ mit 21 Prozentpunkten, dahinter weiter abgeschlagen befinden sich die liberalen Neos (12 Prozent) und die Grünen (8 Prozent). Jeweils drei Prozent erreichen die KPÖ und die Bierpartei; das Schlusslicht bilden mit je ein Prozent die Liste Madeleine Petrovic und die Linkspartei „Keine von denen“.

Partei Prozent
FPÖ 26 (-1)
ÖVP 25 (0)
SPÖ 21 (+1)
Neos 12 (+1)
Grüne 8 (0)
KPÖ 3 (-1)
Bier 3 (0)
Liste Madeleine Petrovic 1 (+1)
Keine von denen 1 (0)

Quelle: Umfrage der Lazarsfeld Gesellschaft im Auftrag von Oe24; 2000 Wahlberechtigte im Zeitraum zwischen dem 21. und 22. September 2024 befragt.

An der Spitze war es in Österreich schon lange nicht mehr derart eng. Noch im August lag die ÖVP in Umfragen zur Österreich-Wahl etwa 7 Prozentpunkte hinter der FPÖ. Dennoch wäre eine Zweier-Koalition aktuell weiterhin nur unter Führung der Rechtspopulisten möglich. Hatte die sozialdemokratische SPÖ eine Zusammenarbeit mit der FPÖ im Vorlauf der Wahl ausgeschlossen, positionierte sich die ÖVP deutlich offener für eine mögliche Koalition. ÖVP-Chef Nehammer betonte jedoch, dass man sich nicht an einer Regierung beteiligen werden, der FPÖ-Spitzenkandidat Herbert Kickl angehört. Eine grundsätzliche Absage an die FPÖ sprach er jedoch nicht aus.

Ein Bündnis zwischen ÖVP und FPÖ gab es in Österreich bereits zweimal in den letzten 30 Jahren. Zuletzt nach der Österreich-Wahl 2017 unter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Umfrage vor Österreich-Wahl: Nehammer rückt näher an Kickl heran

Dass es kurz vor der Österreich-Wahl noch einmal enger wird, ist auch in der Kanzlerfrage zu sehen: auch hier kann Amtsträger Nehammer wie seine ÖVP zwei Prozentpunkte näher an Kickl heranrücken. Mit 12 Prozent werden SPÖ-Kandidat Andreas Babler nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Kanzlerkandidat Prozentpunkte
Herbert Kickl (FPÖ) 20 (-1)
Karl Nehammer (ÖVP) 19 (+1)
Andreas Babler (SPÖ) 12 (0)
Beate Meinl-Reisinger (Neos) 8 (-2)
Werner Kogler (Grüne) 5 (+2)
Dominik Wlazny (Bierpartei) 3 (0)
Andere 33 (0)

Als das verheerende Hochwasser kam, ergriff Regierungschef Nehammer die Chance, sich als Kümmerer und Krisen-Manager zu positionieren. Das zeigt sich in der neuen Umfrage. Werden die Karten unmittelbar vor dem Urnengang am 29. September also neu gemischt?

FPÖ steht vor Sieg bei Österreich-Wahl: Kritiker warnen vor rechtspopulistischer Regierung

„Die FPÖ steht auf einem sehr soliden Sockel“, sagt Politik-Analyst Thomas Hofer der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Für die FPÖ könnte es zwar am Wahlabend knapper als gedacht werden, ein erfolgreiches Überholmanöver der ÖVP ist aber laut Hofer schwierig. Im Wahlkampf hat die FPÖ nicht aufgehört, die Zuwanderung scharf anzuprangern und die Impfpflicht während der Corona-Krise zu geißeln. Ob das auf der Zielgeraden für den Sieg bei der Österreich-Wahl reicht, wird sich am Sonntag zeigen.

Viele Kritiker warnen, dass die Menschenrechte in Gefahr seien, sollte die FPÖ in Regierungsverantwortung kommen. Auch die Russland-Politik der Rechtspopulisten macht sie in den Augen ihrer Gegner angreifbar. So hat die FPÖ nichts gegen Gas aus Russland und würde auch aus dem Projekt einer europäischen Raketenabwehr („Sky Shield“) aussteigen.

TV-Duell zwischen den Spitzenkandidaten bei der Österreich-Wahl: Karl Nehammer (ÖVP) und Herbert Kickl (FPO, rechts).
TV-Duell zwischen den Spitzenkandidaten bei der Österreich-Wahl: Karl Nehammer (ÖVP) und Herbert Kickl (FPO, rechts). © Georges Schneider/photonews.at/Imago

Österreich-Wahl 2024: Erstmals Dreier-Koalition eine Option

So gesehen spricht nach der Österreich-Wahl einiges für ein Dreier-Bündnis mit den liberalen Neos. Denn ÖVP und Grüne haben sich in ihrer gemeinsamen Regierung seit 2019 sehr entfremdet. Da scheinen die Liberalen als Königsmacher durchaus attraktiv. 

Die Neos betonen ihren Regierungswillen und vor allem ihren Willen zu Reformen im Bildungs- und Rentensystem. Spannend bleibt die Frage, wie die ÖVP und die SPÖ miteinander könnten, denn die Sozialdemokraten sind unter ihrem 2023 gewählten Chef Andreas Babler weit nach links gerückt. Viele seiner sozialpolitischen Forderungen, etwa nach einer Erbschaftsteuer, sind für die ÖVP inakzeptabel. (nak)

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