FPÖ unter Druck: Wie das Hochwasser die Österreich-Wahl zum „Experiment“ macht
Österreichs Nationalratswahl naht – kurz nach dem schlimmen September-Hochwasser. Experte Reinhard Heinisch hält Auswirkungen für möglich.
Die Schäden sind vielerorts noch überdeutlich zu sehen: Erst Mitte September hat ein verheerendes Hochwasser weite Teile Mitteleuropas getroffen, nicht zuletzt Österreich – inklusive der Hauptstadt Wien. Spuren könnte die Naturkatastrophe nun aber auch bei der Österreich-Wahl am Sonntag (29. September) hinterlassen, wie ein Experte IPPEN.MEDIA sagt.
Österreich-Wahl 2024: Hochwasser könnte zum politischen „Experiment“ werden
Reinhard Heinisch gehört zu den bekanntesten Politikwissenschaftlern der Alpenrepublik, mit seinen Analysen ist er häufig auch im ORF vertreten. Der Politologe der Paris-Lodron-Universität Salzburg sieht in den politischen Nachwirkungen des Hochwassers ein schwer kalkulierbares Real-„Experiment“.

Üblicherweise habe ein solches Ereignis eher wenig Einfluss auf den Wahlausgang, meint Heinisch. „Aber jetzt sind so viele Leute in so vielen Regionen unmittelbar betroffen – so kurz vor der Wahl.“ Die Parteien hätten das Hochwasser auch zum Wahlkampfthema gemacht, betont er. Offen sei, ob es abweichend von den bisherigen Österreich-Umfragen im Ergebnis der Nationalratswahl Gewinner und Verlierer geben werde.
Wahl-Entscheider Hochwasser: Schröder und Laschet kennen das Phänomen – wirkt es auch in Österreich?
In Deutschland ist das Phänomen durchaus bekannt: Im August 2002, kurz vor der Bundestagswahl, traf ein schweres Hochwasser den Osten Deutschland. Der amtierende Kanzler Gerhard Schröder zeigte sich in Gummistiefeln im Katastrophengebiet – er setzte sich als Anpacker in Szene und versprach schnelle Hilfen. Am Ende fing seine SPD, eher überraschend, die Union mit Spitzenkandidat Edmund Stoiber (CSU) noch ab. 2021 lachte CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet im Hochwassergebiet Ahrtal – das Ergebnis ist bekannt.
Sollte es nun auch in Österreich Schwankungen auf den letzten Wahlkampfmetern geben, erwartet Heinisch tendenziell einen Nachteil für die FPÖ, die seit langem in den Erhebungen vorne liegt – zuletzt aber wieder die konservative ÖVP von Kanzler Karl Nehammer im Nacken spürte. „Tendenziell müsste es den Grünen“ helfen, mutmaßt der Experte zudem. Ob es aber tatsächlich so kommt, sei „sicher eine sehr spannende Frage“. (fn)