"NoBuy2025"-Challenge: Verbraucher in den USA planen radikalen Kaufstopp
Laut aktuellen Umfragen liegt Donald Trumps Zuspruchsrate unter der amerikanischen Bevölkerung auf Rekordhoch. Nach zwei Monaten im Amt befürworten trotz seiner Eskapaden 51 Prozent aller Wähler den Präsidenten. Doch unter zahlreichen US-Bankern, CEOs und Investoren breitet sich nun zunehmend Nervosität aus. Trumps nahezu täglich neue Drohungen mit Strafzöllen, seine Präsidentenverfügungen gefolgt von Umkehrungen sowie Schwankungen auf dem Aktienmarkt verbreiten eine Stimmung von Chaos und Instabilität, klagen sie.
Viele Unternehmer sind unsicher, ob sie noch Waren aus China, Mexiko und Kanada bestellen sollen oder nicht, welche Projekte mit erneuerbarer Energie womöglich vor dem Aus stehen oder was für Streichungen und Ideen dem Präsidenten als nächstes einfallen könnten. Laut dem Datenanalyse-Portal LSEG wurden im vergangenen Monat in den USA nicht einmal 900 Deals abgeschlossen – weniger als in jedem anderen Januar der letzten zehn Jahre.
Verbraucher planen radikalen Kaufstopp
Auch immer mehr Normalverbraucher spüren die Unsicherheit. Immer mehr amerikanische Konsumenten wollen deswegen an der "NoBuy2025"-Aktion teilnehmen. Die Kampagne ruft dazu auf, in einem Jahr so wenig wie möglich zu kaufen. Im vergangenen Jahr nahmen laut dem Finanzportal Chime zwanzig Prozent aller Amerikaner an sogenannten “NoBuy-Challenge-Aktionen” teil. In den vergangenen Wochen stiegen Google-Searches zu "NoBuy2025" um 40 Prozent an – eine krasse Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.
Soziale Medien sind voller Postings von Usern mit dem Vorsatz, in diesem Jahr so wenig Geld wie möglich auszugeben. Manche Teilnehmer haben Zukunftsängste und sorgen sich um ihre Finanzen, mit der Aktion wollen sie sich ein finanzielles Polster aufbauen oder Schulden abbauen. Andere hingegen – vor allem junge Frauen – sehen ihre Anti-Konsum-Vorsätze als Protest gegen die Trump-Regierung.
Kein Geld für Luxus
Die 28-jährige Rachel Holdsworth will dieses Jahr keinen Dollar mehr in Friseur- oder Nagelsalons ausgeben – oder für andere Dinge, die nicht absolut essentiell sind, sagt sie. “Wir geben schon so viel weniger Geld aus, es ist Wahnsinn", sagte die Familienmutter aus Indiana dem “Wall Street Journal” (WSJ). Schon nach einem Monat sei es ihr gelungen, 2000 Dollar ihrer Kreditkartenschulden abzuzahlen. “Es fühlt sich super an, nicht über seine Verhältnisse zu leben.”
Auch andere Frauen posten auf TikTok, dass sie dieses Jahr keine neue Kosmetik mehr kaufen und stattdessen ihre alten Produkte vollkommen aufbrauchen wollen. Viele teilen Tipps, wie sie mit knappen Budgets für Lebensmittel einfacher als gedacht auskommen und schwärmen davon, wie gut es sich anfühlt, wenig Geld auszugeben.
Politischer Aktivismus
Für Rylee Marcum aus Florida dagegen ist ihr “NoBuy2025”-Versprechen politisch begründet. “Ich möchte nicht, dass wir die Trump-Wirtschaft auch nur in irgendeiner Form unterstützen”, sagte sie gegenüber CNN. Mit dem Vorsatz, nur noch das Allernötigste zu kaufen, spare sie gerade jeden Monat 400 Dollar, so die Mutter von vier Kindern.
Auf Kino- oder Restaurantbesuche wolle ihre Familie dieses Jahr weitgehend verzichten, so Marcum. Stattdessen würden sie kostenlose Aktivitäten planen: in Parks oder in Büchereien gehen. Spontane Klamotteneinkäufe seien ebenfalls gestrichen.
“Ich habe nicht das Gefühl, dass die Lage besser wird”, meinte sie angesichts der Lebensmittelpreise im Supermarkt – “und ich habe Angst vor der Zukunft.”
Hohe Inflation droht
Damit steht sie offenbar nicht allein da. Laut einer Umfrage der University of Michigan sank der Verbrauchervertrauensindex im Februar um fünf Prozent auf den niedrigsten Wert seit letztem Juli. Gleichzeitig stieg die Inflationserwartung von 3,3 Prozent im Januar auf 4,3 Prozent im Februar – den höchsten Wert seit November 2023. Der Anstieg eines ganzen Prozentpunktes sei sehr selten, meinte die Leiterin der Umfrage, Joanne Hsu.
Ungewisse Wirtschaftslage
Zwar äußerten sich zahlreiche amerikanische CEOs und Investoren nach wie vor optimistisch für die kommenden Monate. Viele Vorstände und Banker rechnen schon bald mit einem hohen Anstieg von Deals, bekräftigten sie.
Doch eine Reihe von Geschäftsleuten beschrieben die aktuelle Wirtschaftslage gegenüber der Tageszeitung als ungewiss und unbeständig. “Niemand weiß, was als nächstes kommt”, klagte Nick Pinchuk, CEO eines Werkzeugherstellers, im WSJ und verglich die Stimmung mit der Disney-Achterbahnfahrt “Space Mountain”: “Man steigt in den Wagen, es ist dunkel, links und rechts fahren andere Wagen, du weißt nicht, wo es hingeht, aber du bist dir ziemlich sicher, dass du irgendwie unten ankommst.”
Auch Paul Bisson, Besitzer eines Hundesalons in San Antonio (Texas), beklagte das Chaos auf den Aktienmärkten. Er habe Trump gewählt, verriet er der Wirtschaftszeitung – aber: “Mir gefallen diese Turbulenzen nicht.” Hoffentlich seien Trumps angedrohte Strafzölle reine Verhandlungsstrategien und keine ernsten Vorhaben, meinte der 58-Jährige. Denn das würde die Wirtschaft verschlechtern, glaubt er. “Und das war so nicht abgemacht.”