Müllberge wachsen, öffentliche WCs versperrt: S-Bahnhof „geht vor die Hunde“

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Ein trostloser Anblick bietet sich Zugreisenden bei ihrer Ankunft in der internationalen Flößerstadt Wolfratshausen. „Der Müll am S-Bahnhof ist Wahnsinn“, beklagte Stadträtin Gerlinde Berchtold (SPD) in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. © Hans Lippert

Die Müllberge am S-Bahnhof wachsen, die öffentlichen Toiletten sind seit fast einem Jahr versperrt. „Es ist zum Haare raufen“, sagt der Wolfratshauser Rathauschef.

Wolfratshausen – „Das ist der Wahnsinn“: Zu dieser Einschätzung kommt Stadträtin Gerlinde Berchtold (SPD) bei Betrachtung des S-Bahnhofs. Der gibt seit Monaten Anlass zu Beschwerden, in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats wies Berchtold auf die zunehmende Vermüllung hin. Einmal mehr betonte Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung), dass die Stadt in der Sache nicht untätig sei. Doch alle Anfragen, Appelle und Bitten würden im Dickicht der weit verzweigten Deutschen Bahn verhallen. „Es ist zum Haare raufen“, stellte Heilinglechner fest.

Öffentliche Toiletten sind seit fast einem Jahr versperrt

Ende November vergangenen Jahres schloss McDonald‘s seine Filiale am S-Bahnhof (wir berichteten). Das schmerzt die Freunde von Pommes und Burger, doch das Aus für den Schnellimbiss bedeutete zugleich: Seit fast einem Jahr ist die einzige öffentliche Toilette am Endhaltepunkt der S7 verriegelt, „um die sich der Pächter des Schnellrestaurants gekümmert hat“, so ein Sprecher der Deutschen Bahn. „Wir haben zuvor nicht mal einen Hinweis bekommen“, monierte der Bürgermeister im März dieses Jahres gegenüber unserer Zeitung. „Wir prüfen, ob wir die Toilette wieder öffnen können“, sagte zum selben Zeitpunkt der Bahn-Sprecher zu dem Missstand.

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Die Stadtverwaltung habe das Thema auf dem Radar, betonte Heilinglechner ein ums andere Mal. Doch er gab zu bedenken: „Unser Problem ist, dass der S-Bahnhof kein städtisches Gelände ist.“ Rein rechtlich betrachtet, dürfe die Kommune den Müll rund ums Bahnhofsgebäude nicht aufräumen. Nicht zu vergessen: Bezahlen müssten dann die Bürger das Ramadama – und nicht der Grundstückseigentümer, der das Engagement des städtischen Bauhofs „vermutlich wohlwollend zur Kenntnis nehmen würde“.

S-Bahnhof geht nach und nach „vor die Hunde“

Für Berchtold ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Der zunehmenden Verwahrlosung dürfe nicht länger zugeschaut werden, „auch wenn wir selbst Geld in die Hand nehmen müssen“. Das Bild, dass der S-Bahnhof biete, „ist kein Eintritt mehr nach Wolfratshausen“, konstatierte die SPD-Stadträtin. Wenn der Bahn-Konzern nicht gewillt oder in der Lage sei, etwas zu tun, „dann müssen wir etwas tun“.

Ins selbe Horn stieß in der Bauausschusssitzung am Mittwochabend Dr. Hans Schmidt (Grüne). „Es geht gar nicht“, dass der Bahnhof nach und nach „vor die Hunde geht“, schimpfte der Umweltreferent des Stadtrats. Schmidt plädierte dafür, dass die Flößerstadt „unkonventionelle Wege beschreitet“, um die leidigen Probleme aus der Welt zu schaffen.

Wir können da nicht einfach die Schlösser auswechseln.

Rathauschef Heilinglechner, nach eigenem Bekunden regelmäßiger Nutzer der S7, teilte die Kritik von Berchtold und Dr. Schmidt. Doch viele Versuche, mit dem Grundstückseigentümer in Kontakt zu treten, seien gescheitert. Jüngstes Beispiel: Vor Antritt seines Urlaubs vor einigen Wochen habe er „erneut“ bei der Bahn um Informationen bezüglich Aufräumarbeiten und öffentlicher WC-Anlage gebeten. Die Antwort? „Es gab keine Antwort“, berichtete der Bürgermeister.

Nach seinen Worten ist die Stadt sogar bereit, „eine Lösung für die die Toiletten“ zu finden. Sprich: Die Kommune übernimmt den Betrieb und die Reinigung. „Doch dafür brauche ich die Zustimmung der Bahn“, erklärte der Rathauschef. „Wir können da nicht einfach die Schlösser auswechseln.“

Den Klägern bleibt nur der kleine Trost: Die Stadt wird laut Heilinglechner nicht locker lassen und weiter dicke Bretter bohren. cce

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