„Lebensgefahr“ oder bloß eine „Retourkutsche“? Sperrzone im Stadtwald wegen Schwarzbauten

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Diese Hütte steht im Geretsrieder Stadtwald am Ahornweg und momentan in einer Sperrzone, wie auf dem Schild erklärt wird. © Dominik Stallein

Anwohner sind verärgert, die Stadt greift durch: Weil einige Holzhütten und Teiche im Stadtwald stehen – wohl Schwarzbauten – wird ermittelt.

Wer sie dort aufgestellt hat, ist unklar. Auch seit wann sie dort stehen, ist nicht bekannt. Mehrere Hütten im Stadtwald sorgen jetzt aber für Probleme. Denn die Bauten wurden auf städtischem Grund errichtet. Die Kommune hat das betroffene Gebiet hinter dem Ahornweg am Montag deshalb zur Sperrzone erklärt und eine Allgemeinverfügung erlassen. Niemand darf den Bereich aktuell betreten. Einige Anwohner halten die Maßnahme für überzogen und glauben an eine Reaktion der Stadt auf den Protest aus dem Ahornweg.

„Lebensgefahr“ oder bloß eine „Retourkutsche“?: Sperrzone im Stadtwald wegen Schwarzbauten

Zur Maßnahme sah sich die Verwaltung gezwungen, als Fotos von den Schwarzbauten plötzlich in Sozialen Netzwerken die Runde machten. Konkret handelt es sich laut der Allgemeinverfügung um die Flurstücke 101 und 101/28. Dort grenzen einige Grundstücke des Ahornwegs nördlich und westlich an den Stadtwald.

„Im Zuge der Grundstücksbegehung im Rahmen der Erstellung des Umweltberichts hat die Stadt Kenntnis von den Zuständen dort erlangt“, erklärt Pressesprecher Thomas Loibl auf Nachfrage unserer Zeitung. Die „Zustände“, über die Loibl spricht – und gleichzeitig die Gründe für die Sperrzone – sind in der Allgemeinverfügung explizit genannt: Gefahr bestehe „durch ungesicherte Bauten, überstehende Gegenstände mit nicht unerheblicher Verletzungsgefahr, mehrere ungesicherte Wasserflächen mit nicht unerheblicher Tiefen, in einem Fall mit einer Überbauung, die einsturzgefährdet ist sowie Veränderungen und Einbringungen am Boden des Walds, die eine Unfallgefahr darstellen können“.

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Nachdem sie bei der Erstellung des Umweltberichts aufgefallen waren, haben sich Bau- und Umweltamt sowie das Ordnungsamt bei zwei weiteren Begehungen ein Bild von der Lage gemacht. „Da gab es schon erste Absperrmaßnahmen“, erläutert der Pressesprecher. Außerdem habe das Ordnungsamt das Ganze dokumentiert.

Anwohner sprechen von „Retourkutsche“ für Widerstand gegen das Sportgymnasium

Inzwischen erreichten die Stadt aber weitere Hinweise von Bürgern auf die Situation in besagtem Waldstück. Auch in den Sozialen Netzwerken wurden die Zustände thematisiert. Der Verwaltung war klar: „Jetzt besteht Handlungsbedarf, da Gefahr im Verzug ist“, so Loibl. In der Allgemeinverfügung, die die Stadt erlassen hat, heißt es: „Die Sperrzonen dürfen nicht betreten werden. Jeglicher Aufenthalt ist in diesem Sperrbereich ganztägig untersagt. Die verbindliche Festlegung erfolgt durch Absperrmaßnahmen der Sicherheitskräfte vor Ort.“

Holzhütte im Wald
Kaum von der Straße zu sehen ist dieser Holzbau. Auch er ist derzeit abgesperrt. © Dominik Stallein

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„Wir werden eingesperrt“: Anwohner verärgert über Sperrzonee

Eine Anwohnerin schüttelt den Kopf, als sie Dienstagnachmittag über ihren Gartenzaun in den Wald schaut. Vor sich sieht sie Grünfläche, Bäume und ein Flatterband. Das flattert dort seit Montagmittag. Erst am Nachmittag wurde ihr erklärt, wieso: Mitarbeiter der Stadt drückten ihrer Nachbarin eine Information in die Hand, in der die Maßnahme auf mehreren Seiten in höchst formalem Duktus erklärt wird. An der Gartentür der Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hängt das Absperrband auch. „Wir werden im Garten eingesperrt“, sagt sie. Den Stadtwald dürfen sie nicht mehr betreten. Den Grund dafür sieht sie von ihrem Garten aus: Dort steht eine große Holzhütte. „Vermutlich wurde dort Brennholz gelagert. Aber ich weiß es nicht, das Haus, zu dem sie gehört, steht schon seit Jahren leer.“ Die Hütte stehe seit den späten 1970er-Jahren dort, behauptet die Geretsriederin. „Da sind wir eingezogen. Gestört hat's damals niemanden, und bis heute hat sich das nicht geändert.“

Jetzt, wo politisch um die Zukunft des Waldstücks gerungen werde, da seien die Holzhütten auf einmal ein Problem. „Ich glaube, das ist eine Retourkutsche, weil wir uns so für den Stadtwald einsetzen“, sagt die Anwohnerin. Wie berichtet möchte ein privater Träger auf dem Grund eine Sportschule bauen, dagegen regt sich Widerstand.

Wer hat Schwarzbauten im Stadtwald errichtet? Die Stadt ermittelt

Der abgesperrte Bereich zieht sich über viele Meter durch den Wald, ist aber relativ schmal. Vom Flatterband aus kann man vier Holzhütten sehen, eine davon ist fast Wohnhaus-hoch, liegt allerdings sehr versteckt. An einer Stelle liegen zwei gelbe Holzplatten auf einer Wasserfläche, die kaum mehr zu erkennen ist. „Natürlich geht das nicht, dass die Leute da einfach Schwarzbauten hinstellen“, sagt die Anwohnerin. „Und dass die wegmüssen, ist verständlich.“ Dass dafür ohne Vorabinfo eine Sperrzone eingerichtet wird, die Gartentüren abgesperrt werden und auch – wie in ihrem Fall – entlang von Grundstücken gesperrt wird, vor denen nicht einmal ein einzelnes Holzscheit illegal abgelegt wurde, das kann sie nicht verstehen. „Wir hatten dort mal Holz gelagert“, sagt sie und deutet auf einen Abschnitt in der Sperrzone. Vor acht Jahren sei das aber weggeräumt worden.

Wer für die Bauten im Wald verantwortlich ist, das verrät der Pressesprecher der Stadt nicht. „Das ist ein laufendes Verfahren. Dazu werden wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“ Im Augenblick würde dort noch alles überprüft. Auf die Verantwortlichen könnten laut Loibl am Ende hohe Strafen zukommen. Die ungesicherten Gebäude stehen auch in einem Stück Bannwald. „Hier sind die Strafen durchaus empfindlich“, stellt der Pressesprecher fest. Was mit den Hütten passiert, ist noch unklar.

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