„Moralisch bedenklich“: Streit um Sportgymnasium spitzt sich zu - Umweltschützer kritisieren Rathaus

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Hatten zum Pressegespräch geladen: (v. li.) Thomas Sichert, Thomas Laumont, Elke Müller von der IG Wald © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Bürgermeister will ein Ratsbegehren, die Umweltschützer finden deutliche Worte: Die Standortdiskussion ums Sportgymnasium wird immer rauher.

„Moralisch bedenklich“, findet Thomas Laumont die Absicht von Bürgermeister Michael Müller (CSU), dem Bürgerbegehren „Rettet den Stadtwald“ ein Ratsbegehren gegenüberzustellen. Das hat Müller wie berichtet in einer Presseerklärung angekündigt. Über den Vorschlag sowie die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden wird am kommenden Dienstag, 8. Oktober, der Stadtrat in einer Sondersitzung. Die Interessengemeinschaft (IG) Wald mit den Sprechern Thomas Laumont, Elke Müller und Michael Sichert lud am Mittwoch ihrerseits zu einer Pressekonferenz in die Flößerei in Wolfratshausen ein.

„Moralisch bedenklich“: Streit um Sportgymnasiums spitzt sich zu - Umweltschützer kritisieren Rathaus

4561 Unterschriften hat die IG Wald gegen die Rodung von rund 20 000 Quadratmetern Stadtwald zu Gunsten eines privaten Sportgymnasiums südlich des Hallenbads gesammelt. Die Investoren von der München Süd Sportschule GmbH sprechen zwar nur von 10 000 Quadratmetern versiegelter Fläche, doch diese Zahl bezweifelt Laumont zum einen, zum anderen hält er „auch 12 000 oder 13 000 Quadratmeter für schlimm“. Der Geretsrieder, der kein Anwohner des Stadtwalds ist, bezeichnet das Ratsbegehren, das schon länger im Raum stand, als „taktisches Manöver“. Die Stadt wolle es den Bürgern unnötig schwer machen, wenn diese in einigen Wochen gleich drei Wahlzettel auszufüllen hätten: das Bürger- und das Ratsbegehren sowie eine Stichfrage.

Verkehrsbericht: IG-Wald kritisiert veraltete Daten - die Situation „ist absolut gefährlich“

Elke Müller – sie ist Anwohnerin – kritisiert, dass die seit vergangenem Donnerstag öffentlich ausliegende Pläne und Gutachten zum Sportgymnasium unvollständig seien. „In erster Linie sind schöne Bildchen von der Schule zu sehen“, meint sie. Thomas Sichert sagt, der Verkehrsbericht basiere auf Analysen von 2020. Eine aktuelle Verkehrszählung fehle ebenso wie eine Einschätzung der Situation. Sichert hält diese für „absolut gefährlich“, wenn von den Gutachtern geschätzte 890 Fahrten täglich durch das Sportgymnasium hinzukämen.

Ein Dialog mit Herrn Müller fand nie statt.

Das wichtigste Argument gegen das Sportgymnasium an dieser Stelle bleibt für die drei IG-Verantwortlichen der Schaden für die Umwelt. Laumont weist darauf hin, dass im veröffentlichten Umweltbericht von „mittleren bis hohen“ negativen Auswirkungen auf Flora, Fauna, biologische Vielfalt und Klima die Rede sei. Er ist der Meinung, angesichts dieser Prognosen hätte der Stadtrat auch zu dem Schluss kommen können: „Um Gottes willen, wir gehen an einen anderen Standort.“

Platzverweise für Unterschriftensammler? Es gibt verschiedene Perspektiven

Was die drei Hauptinitiatoren des Bürgerbegehrens zudem stört, ist die Art und Weise, wie man ihnen seitens der Stadt begegne. Zweimal sei ihre Mitstreiterin Resi Harth beim Unterschriftensammeln des Platzes verwiesen worden – einmal auf dem Waldsommer (wo allerdings der Festwirt Hausherr war) und einmal bei einem Konzert auf dem Karl-Lederer-Platz (was laut Zweiter Bürgermeisterin Sonja Frank jedoch kein Platzverweis war). „Ein Dialog mit Herrn Müller fand nie statt“, klagt Thomas Laumont. Stattdessen habe die IG von Anfang an mit „Gegenwind“ aus dem Rathaus zu kämpfen gehabt. So sei sie zum Beispiel schlecht mit Informationen zum nötigen Quorum versorgt worden.

Entscheidung noch offen: Bürgerversammlung mit Spannung erwartet

In der Bürgerversammlung am Donnerstag, 10. Oktober, bei der laut Stadtverwaltung auch die IG Wald zu Wort kommen soll, wollen die Sprecher eventuell weitere Punkte neben dem Umweltaspekt beleuchten. Sie sehen das Privatgymnasium direkt am Schulzentrum im Hinblick auf die Sozialstruktur als problematisch. „Das ist aber nicht unser Fokus“, betont Laumont.

TANJA LÜHR

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