„Leuchtturm“ für Geretsried – Pläne für umstrittenes Sportgymnasium öffentlich ausgelegt
Der Stadtrat beschließt mit großer Mehrheit die öffentliche Auslegung der Pläne. So kann sich jeder ein Bild von der Situation machen.
Geretsried – Nachdem das geplante Sportgymnasium im Stadtwald hohe Wellen schlägt, setzen die Stadt und die Investoren von der München Süd (MS) Sportschule GmbH auf größtmögliche Transparenz. Am Dienstag stellte Prokuristin Ute Hennekes dem Stadtrat die Entwürfe des Star-Architekten Daniel Libeskind vor. Der Bauausschuss hat sie wie berichtet bereits vergangene Woche zu sehen bekommen.
Um auch die interessierten Bürger auf den aktuellen Stand zu bringen, beschloss das Gremium gegen die Stimmen von Josefine Hopfes und Gabriele Riegel von den Grünen, den sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Projekt sowie den geänderten Flächennutzungsplan (FNP) für das Areal ab diesem Donnerstag für sechs Wochen öffentlich auszulegen. Damit kann sich jeder vor einem eventuellen Bürgerbegehren und vor der Bürgerversammlung (siehe Kasten) ein Bild von der Situation machen.
Sondersitzung des Stadtrats
Am Dienstag, 8. Oktober, wird der Stadtrat in einer Sondersitzung beschließen, ob er das Bürgerbegehren gegen ein Sportgymnasium im Stadtwald zulässt oder nicht. Die notwendigen rund 4500 Unterschriften dafür wurden wie berichtet von den Initiatoren, der Interessengemeinschaft (IG) Wald, gesammelt. Es hängt nun unter anderem von der Fragestellung ab, ob das Begehren rechtlich korrekt und somit zulässig ist. Auch die Möglichkeit, dem Bürgerbegehren ein Ratsbegehren pro Sportgymnasium gegenüberzustellen, wird in der Sitzung diskutiert.
Ganz im Zeichen der umstrittenen Sportschule wird auch die Bürgerversammlung am Donnerstag, 10. Oktober, in der Karl-Lederer-Grundschule stehen. Die Uhrzeit steht noch nicht fest. Nach einem Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters sollen Vertreter der München Süd Sportschule und der IG Wald ihre Argumente darlegen, bevor die Bürger zu Wort kommen.
Flächennutzungsplan wurde überarbeitet
„Der Flächennutzungsplan ist der große Bruder des Bebauungsplans“, erklärte Stadtbaurat Rainer Goldstein. Dieser lege grob fest, wo, was gebaut oder erhalten werde – also, ob Grundstücke für Wohnen, Gewerbe, Sport und Freizeit, als Grünanlage oder für andere Zwecke reserviert werden. Hilke Jäger vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hat den Plan, der aus dem Jahr 1995 stammt, im Auftrag der Stadt im Hinblick auf die Sportschule überarbeitet. Ihr Fazit lautet, dass der Standort südlich des interkommunalen Hallenbads der geeignetste für das Sportgymnasium mit rund 7000 Quadratmetern Grundfläche und einem Umgriff von rund 10 000 Quadratmetern wäre.
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Auch im städtischen Leitbild heißt es, man wolle in dem Gebiet an der Adalbert-Stifter-Straße wegen der Synergieeffekte einen „übergreifenden Schulcampus“ etablieren, ergänzte Goldstein. Das bedeutet, auch eine mittelfristig notwendige dritte Grundschule könnte dort entstehen. Unternehmen müsse man in dem Waldstück ohnehin etwas, weil dort seit Jahrzehnten Altlasten aus der Rüstungszeit in der Erde lagern. Ebenso, sagte Goldstein, könne man sich eine Grundschule dort vorstellen, wo jetzt die Bibliothek und das Jugendzentrum stehen. Man müsste dann allerdings für diese beiden Einrichtungen Ersatzräume finden.
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Weitere Sportstätten wolle die Stadt an Stelle des alten Hallenbads ansiedeln. Eine weitere Kindertagesstätte, die etwa ab 2030 gebraucht werde, biete sich am Isardamm an. Den Festplatz am Eisstadion würde man ungern als Fläche für den Gemeinbedarf festsetzen, so der Stadtbaurat, da er teils von geschütztem Bannwald umgeben sei. „Wir wollen eine Stadt der kurzen Wege“, fasste Goldstein zusammen. Weil in den Stadtteilen Geretsried und Gartenberg der größte Bevölkerungszuwachs erwartet werde, plane man dort Schulen, Sportstätten und Kitas.
Schulkonzept mit Leistungs- und Breitensportklassen
Ute Hennekes hob in ihrer Präsentation noch einmal die Vorteile des Sportgymnasiums aus Sicht der Investoren hervor. Die nachhaltige und außergewöhnliche Architektur mit den runden Baukörpern und der Turnhalle in der Mitte, mit dem ans Olympiastadion erinnernden Dach, würde die Schule zu einem „Leuchtturm“ für Geretsried machen. Zu den Wohnhäusern am Ahornweg hin seien die ruhigeren Unterrichtsräume geplant.
Der Zugang zum Campus solle als eine Art öffentlicher Park dienen. Nicht nur die Turnhalle, auch weitere Gymnastikräume und das Atrium könnten von Vereinen oder der Volkshochschule und für Versammlungen genutzt werden. Die Schulküche könnte eventuell die umliegenden Senioren mitversorgen. Das Schulkonzept des staatlich genehmigten Gymnasiums mit Möglichkeit zu extern abgelegtem Abitur und Mittlerer Reife sehe sowohl Leistungs- als auch Breitensportklassen vor. Kinder aus Geretsried und dem Landkreis würden bei der Aufnahme bevorzugt. Ein Verkehrskonzept mit „Kiss and ride“-Zone sei in Bearbeitung.
„Alles, was der Stadtrat anfasst, wird nicht zu Gold, sondern zu Beton“
Josefine Hopfes (parteifrei für die Grünen) sagte in der Diskussion, sie vermisse Anlagen im Freien für den Sport. Laut Hennekes arbeitet die Schule hier mit den Vereinen zusammen. Die Schüler würden in und von den Vereinen in den jeweiligen Sportarten trainiert. Dr. Elmar Immertreu (Geretsrieder Liste) zeigte sich skeptisch angesichts der in seinen Augen „beschönigenden“ Libeskind-Skizzen: „Alles, was der Stadtrat anfasst, wird nicht zu Gold, sondern zu Beton“, meinte er als Seitenhieb auf die Neue Mitte.
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Felix Leipold (Freie Wähler) entgegnete, er vertraue dem Architekten, der immerhin das One World Trade Center in New York erschaffen habe. Er sehe in der Sportschule außerdem einen „großen Mehrwert für alle Bürger der Stadt“. Gabriele Riegel (Grüne) fragte, warum man das Grundstück nicht lieber für eine dritte Grundschule verwende, wenn es keinen optimalen anderen Standort gebe. Volker Reeh (Geretsrieder Liste) sagte, als Wirtschaftsreferent finde er das Sportgymnasium „toll“. Es sei ein weicher Standortfaktor für Geretsried. Dr. Detlev Ringer (Grüne) hätte mit dem Beschluss zur Auslegung der Pläne lieber bis nach der Bürgerversammlung gewartet. Von Tanja Lühr