„Tragischste Geschichte“: Geretsrieder (76) tötete wohl seine Frau - zum Mordprozess kommt es nicht
Der Fall hat viele Menschen erschüttert. Jetzt nimmt das ganze Geschehen eine weitere traurige Wendung. Der Geretsrieder, der seine Frau getötet haben soll, ist tot.
Vor einem Jahr erschütterte ein Todesfall die Stadt Geretsried. Damals brachte ein 74-Jähriger seine zwei Jahre ältere Frau um. Sein anschließender Suizidversuch misslang. Am nächsten Tag rief er lautstark um Hilfe. Nachbarn alarmierten die Polizei. Der Mann kam ins Krankenhaus und anschließend in U-Haft. Kommenden Freitag hätte sein Prozess am Landgericht München II stattfinden sollen. Die Anklage lautete auf Mord. Doch am Dienstag sagte Richter Thomas Bott das Verfahren ab. Der Angeklagte war am Montagmorgen tot in seiner Zelle aufgefunden worden.
Sein Verteidiger Roland Autenrieth zeigt sich erschüttert. „Das ist eine der tragischsten Geschichten zum Ende meiner Laufbahn“, sagt der 73-jährige Anwalt, der seine Tätigkeiten so langsam ausklingen lässt. Gerne hätte er versucht, für seinen Mandanten den Vorwurf des Mordes abzuwenden und eine Verurteilung wegen Totschlags zu erreichen.
Kein Motiv, keine Heimtücke
„Für mich galt in meinem Arbeitsleben immer die Devise, dass es nicht nur vom rechtlichen, sondern auch von der Situation oder vom Gefühl her passen muss“, betont er. Im vorliegenden Fall konnte der Jurist weder Heimtücke noch andere Mordmotive erkennen.
Denn die Eheleute, die sich seit ihrer Jugend kannten, waren stets ein Herz und eine Seele gewesen. Ende der 1960er-Jahre heirateten sie. Zuletzt wohnten sie in einer Eigentumswohnung in Geretsried, im Stadtteil Gartenberg. Dort geschah im Herbst 2023 auch die tödliche Attacke. Dass sich der 74-Jährige zu der Gewalttat hinreißen ließ, hing mit der schweren Krebserkrankung seiner Frau zusammen. Angeblich hatten die beiden in den vergangenen Jahren immer wieder darüber gesprochen, ihrem Leben ein Ende zu setzen, und zwar durch ihn. Doch es gab keine konkrete Planung.
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Am Tatabend des 25. September 2023 hatte das Paar noch einmal ein sehr schönes Gespräch. Beide lagen zusammen im Ehebett. Danach stach er zu. Sich selbst vermochte er nicht mehr zu töten. „Die beiden, das war die ganz große Liebe“, sagt der Verteidiger.
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76-Jähriger nahm sich in Haftzelle das Leben
„Ich habe den alten Herrn im vergangenen Jahr ins Herz geschlossen“, berichtet er. Das Geschehen sei sehr schrecklich. „Ich bin geplättet“, gibt er zu. Vor einer Woche hatte er seinen Mandanten noch im Gefängnis besucht. Alles sei in Ordnung gewesen. Als ihn am Montag der Anruf erreichte, konnte er kaum glauben, was geschehen war. „Aber vielleicht ist ihm einiges erspart geblieben“, versucht Autenrieth, noch etwas Positives aus der schrecklichen Situation zu ziehen.
Denn das Bild, das sich den Polizeibeamten am Mittag des Folgetages bot, nachdem die Geretsrieder Feuerwehr die Wohnungstür geöffnet hatte, muss verheerend gewesen sein. Offenbar hatte der 74-Jährige sehr tief in den Hals seiner gebrechlichen Frau gestochen. Am Bericht des Rechtsmediziners zu den tödlichen Verletzungsfolgen wäre er wahrscheinlich zerbrochen. Der mittlerweile 76-Jährige nahm sich in der Nacht zum Montag in seiner Zelle das Leben.
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