„Königin des Bergwalds“: Stadtrat fällt Entscheidung zu maroder Freilichtbühne

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Die seit gut vier Jahren ungenutzte Bergwaldbühne will der Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) wiederbeleben. Dazu trifft die Kommune mit der LAW eine Vereinbarung. © Archiv

Die seit Jahren sich selbst überlassene Bergwaldbühne soll wiederbelebt werden. Dazu trifft die Stadt mit dem Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen eine Vereinbarung.

Wolfratshausen – Ernst Gröbmair, Vorsitzender des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW), der Kulturreferent und die Jugendreferentin des Stadtrats, Sepp Schwarzenbach (CSU) und Jennifer Layton (Grüne), sowie Manfred Menke (SPD) wähnten sich im Juli am Ziel: Ihr Vorschlag, zwischen LAW und Kommune „eine Vereinbarung zum baulichen Erhalt der Bergwaldbühne“ zu treffen, passierte mit 6:3 Stimmen den Kulturausschuss. Doch Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) nahm wie berichtet sein Recht in Anspruch, diesen Beschluss vom Stadtrat nachprüfen zu lassen. Das Ergebnis: Mit 11:7 Stimmen entschied sich das Gremium am Dienstagabend für den Vertrag mit der LAW – trotz neuer Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. „Es gibt kein Risiko für die Stadt, das liegt bei der LAW“, meinte Dr. Hans Schmidt (Grüne).

Layton spricht von „Die Königin des Bergwalds“

Die Sitzung, die Vize-Bürgermeister Günther Eibl (CSU) in Vertretung von Rathauschef Heilinglechner leitete, begann mit 15 Minuten Verspätung. Der Grund: Es musste noch eine aktuelle Tischvorlage für die Mandatsträger ausgedruckt und verteilt werden. Der Inhalt: Die Baugenehmigung des Landratsamts vom 19. Januar 2007. Die gibt für die Nutzung der Bergwaldbühne zahlreiche Auflagen vor, insbesondere hinsichtlich Natur- und Lärmschutz sowie Fluchtwegen und des Charakters der Veranstaltungen, die stattfinden dürfen. Auflagen, die bis zur Außerdienststellung der Bühne vor gut vier Jahren mehr oder minder erfüllt wurden. Doch für die beabsichtigte Wiederbelebung sei eine neue Genehmigung erforderlich, die nach Vorgesprächen mit der Kreisbehörde „sehr, sehr fraglich erscheint“, berichtete Sebastian Sens vom Rathaus-Referat Planen und Umwelt. Schon 2007 habe sich das Landratsamt bei der Baugenehmigung „schwergetan“, der alte Bescheid beinhalte „Kompromisse“.

Tempi passati, die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur die Emissionsschutzbestimmungen seien in den vergangenen Jahren verschärft worden, sagte Eibl. „Ein neues Nutzungskonzept bedingt einen neuen Antrag“, erklärte der Vize-Bürgermeister. Unverzichtbar sei auf jeden Fall die Installation eines Blitzschutzes, da es sich um einen öffentlichen Veranstaltungsort handele.

Layton wollte die Flinte nicht vorschnell ins Korn werfen: „Neue Vorgaben brauchen ein neues Konzept“, so die Jugendreferentin. Die „Königin des Bergwalds“ müsse unbedingt erhalten werden. Die Stadt sei nicht in Zeitnot, betonte die Grünen-Vertreterin, die dafür plädierte, der LAW und ihren Mitstreitern die Möglichkeit zu geben, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Ins selbe Horn stieß Manfred Menke (SPD), der vorausschickte, die marode Bühne nicht „auf Biegen und Brechen“ wieder als Spielstätte herrichten zu wollen. Aber: „Wir vergeben uns nichts, ich möchte den Versuch unternehmen.“

„Stattliche Summe“ ist für Instandsetzung vonnöten

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Dr. Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) sah‘s pragmatisch: Die LAW sei bereit, Spenden für die nötigsten Reparaturarbeiten zu sammeln und müsse bei der Planung die Auflagen des Kreisbauamts berücksichtigen. „Der Verein muss eine stattliche Summe zusammenbringen“, prognostizierte Fleischer. Erst wenn die auf dem Tisch liege, gebe die Stadt 50 000 Euro dazu – so teuer würde der Rückbau der Bergwaldbühne. „Ich sehe da kein großes Risiko“, bilanzierte Fleischer.

Der Verein könne selbst entscheiden, ob er angesichts der neuen Herausforderungen an dem Projekt festhalte, sagte Kulturreferent Schwarzenbach. „Ich vertraue der LAW.“ Ihn wundere es, dass die Baugenehmigung aus dem Jahr 2007 „nicht vorher aufgetaucht ist“, merkte Dr. Patrick Lechner (FDP) an. Auch er war der Meinung, dass man den Antragstellern die Option einräumen sollte, ihr Konzept mit Blick auf die Genehmigungsbestimmungen „zu korrigieren“. Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) erkannte im Konzept der LAW „nicht total viel“, was der Baugenehmigung widerspreche und war aus diesem Grund bereit, dem Beschlussvorschlag zuzustimmen.

Bedarfsabfrage bei örtlichen Vereinen

Das Nutzungskonzept für die geplanten „Bürgerbühne“ stammt von Sepp Schwarzenbach (CSU), Kulturreferent des Stadtrats. Ende Mai wurden nach seinen Angaben 70 örtliche Vereine und Institutionen gefragt, ob die Bühne im Bergwald für sie als Veranstaltungsort in Frage kommt. Neun Befragte bekundeten Interesse, sechs gaben an, die Bühne nicht nutzen zu wollen. Aus den Rückmeldungen erfuhr der Kulturreferent, dass sich Vereine/Institutionen unter anderem Gottesdienste, Tanzvorführungen, Yoga-Workshops, Lesungen, Konzerte und private Geburtstagsfeiern über den Dächern der Loisachstadt vorstellen können. „Die Bergwaldbühne muss als Freizeitgestaltungsfläche mit Eventoption gesehen werden“, so Schwarzenbach. „Kleine, wiederkehrende Events, die nur einen geringen Organisationsaufwand mit sich bringen.“ Größere Veranstaltungen mit bis zu 120 Besucher „erfordern aufgrund von Technik und Toiletten einen höheren, aber noch vertretbaren logistischen Aufwand.“ Der Ticketverkauf von nicht städtische Veranstaltungen könne über die Tourist-Info erfolgen, eine Nutzungsgebühr für die Bühne „ist nicht zu empfehlen“.

Anders Gerlinde Berchtold (SPD). „Damals“ sei die Bergwaldbühne in Kombination mit dem angrenzenden alten Wasserreservoir ein Alleinstellungsmerkmal gewesen. Doch längst habe die Kommune den Fokus „auf die Innenstadt verlagert“ und habe mit der alten Floßlände, der Loisachhalle und dem Rathaus-Innenhof attraktive Spielstätten geschaffen: „Wir brauchen die Bergwaldbühne nicht, um Kultur in der Stadt zu haben.“ Berchtold gab zu bedenken, dass unter anderem Dixi-Toiletten „den Berg hochgefahren werden müssen“. Die Kosten für die Logistik „kann kein Verein stemmen“. Und: „Das Geld, das die LAW braucht, kommt von der Stadt“, sprich dem Steuerzahler.

Definiert wird auch ein Zeitplan

Gegen die Stimmen von Berchtold (SPD), Josef Praller, Michael Baindl, Helmuth Holzheu (alle Bürgervereinigung), Helmut Forster (Wolfratshauser Liste), Eibl und Wolfgang Weichlein (beide CSU) wurde Bürgermeister Heilinglechner beauftragt, „eine bauliche Vereinbarung zum Erhalt der Bergwaldbühne“ zu treffen. Definiert werden müssen in der Vereinbarung unter anderem ein verbindlicher Zeitplan für die Spendensammlung und die Umsetzung der Maßnahmen. Die LAW bekommt Einsicht in alle baurechtlich relevanten Genehmigungsunterlagen. Gelingt es der LAW nicht, die notwendige Summe aufzubringen, kann der Verein einen Zuschuss bei der Stadt beantragen – in maximaler Höhe der Abbruchkosten. cce

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