„Erschreckend und ekelhaft“: Klagen über Schandfleck in „Hubert-ohne-Staller“-Stadt

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Ankommen in der internationalen Flößerstadt Wolfratshausen: Das Gleisbett am S-Bahnhof ist mit Müll übersät. Für die Sauberkeit sorgen müsste der Grundstückseigentümer, die Deutsche Bahn. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Endhaltepunkt der S7 in Wolfratshausen ist für Reisende kein schöner Anblick. Eine Königsdorferin beklagt die „Verwahrlosung“ des S-Bahnhofs – der Stadt sind laut Rathauschef die Hände gebunden.

Wolfratshausen – Der S-Bahnhof zählt wahrlich nicht zu den Sehenswürdigkeiten der internationalen Flößerstadt. In einer E-Mail an unsere Redaktion beklagt Christiane Rauert die in ihren Augen zunehmende „Verwahrlosung“ des Endbahnhofs. Die Königsdorferin, die nach eigenen Worten seit 15 Jahren die S7 nutzt, appelliert nicht nur an die Deutsche Bahn (DB), sondern auch an die Stadt, den Bahnhof zu pflegen. Rathauschef Klaus Heilinglechner erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Stadt die Hände gebunden seien – aber man dennoch alles unternehme, um die DB dazu zu bewegen, ihre Liegenschaft nicht länger links liegen zu lassen.

„Erschreckend und ekelhaft“: Heftige Kritik an „vermülltem“ S-Bahnhof in Oberbayern

Der Anblick der „stark vermüllten Gleisanlagen“, so Rauert, „schockt mich“. Wie könne es sein, dass in einer Stadt, die Drehort der ARD-Vorabendserie „Hubert ohne Staller“ ist und die in einer „beliebten Urlaubsregion“ liegt, „sich offenkundig niemand um die Verwahrlosung kümmert?“ Die Situation sei „erschreckend und ekelhaft“, schreibt die Königsdorferin. Dass Bahnhöfe „gepflegt und sauber sein können“, davon zeugen laut Rauert beispielsweise die Lutherstadt Wittenberg und Leipzig.

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„Unser Problem ist, dass der S-Bahnhof kein städtisches Gelände ist“, erklärt der Wolfratshauser Bürgermeister. De jure dürfe die Stadt nicht den Saubermann spielen – „obwohl die Bahn das vermutlich wohlwollend zur Kenntnis nehmen würde“. Zudem würde in dem Fall der Bürger die Aufräumarbeiten bezahlen – und nicht der dafür verantwortliche Grundstückseigentümer.

Nein, ein Vorzeigeobjekt ist der S-Bahnhof nicht.

Die Beschwerden sind Heilinglechner, der selbst häufig mit dem Zug reist, bekannt. Wenn er mit der S7 in seine Heimatstadt zurückkehrt, denke er sich am wenig idyllischen Endehaltepunkt häufig: „Hoffentlich erkennt mich keiner.“ Immer wieder poche die Stadtverwaltung bei der DB auf eine Verbesserung der Situation, aber im dichten Geflecht des bundeseigenen Riesenkonzerns sei es ein „sehr schwieriges Unterfangen“, den zuständigen Ansprechpartner zu finden. „Und wenn wir den endlich ausgemacht haben, geht’s ein paar Wochen später wieder von vorne los, weil der bisher Zuständige intern auf einen anderen Posten gewechselt hat.“ Er, Heilinglechner, sei davon ausgegangen, dass die DB einzelne Bereiche aus dem Unternehmen ausgegliedert habe, um unter anderem „für eine bessere Erreichbarkeit“ der jeweiligen Fachabteilung zu sorgen. Das allerdings sei ein Trugschluss gewesen.

Öffentliche Toilettenanlagen sind seit November 2023 versperrt

Die Kommunikation zwischen DB und Rathaus ist suboptimal. Ein Beispiel: Vor der Schließung der McDonald’s-Filiale am 23. November vergangenen Jahres „haben wir nicht mal einen Hinweis erhalten“, bedauert der Bürgermeister. Nicht zu vergessen: Seit dem Aus für die Schnellimbiss-Filiale ist die einzige öffentliche WC-Anlage am Bahnhof verriegelt. „Wir prüfen, ob wir die Toilette wieder öffnen können“, hatte ein Sprecher der Deutschen Bahn im November auf Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt. Offenkundig ist die Prüfung immens zeitaufwendig. Auch in Sachen WC-Anlage bohrt die Stadt laut Rathauschef ein dickes Brett.

Ein Wolfratshauser, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist der Meinung: „Früher, als McDonald’s noch hier war, war alles großflächig vermüllt. Jetzt sind die Abfälle eher auf dem Nebengleis zu finden.“ Ohne jemandem „zu nahe treten zu wollen“, so der 60-Jährige: „Es sieht so aus, als ob der Müll aus dem Zug auf die Gleise gefegt wird. Schön ist das jedenfalls nicht.“ Der erste Eindruck, den S7-Passagiere von Wolfratshausen bekommen würden, sei leider kein positiver.

Bahn bittet auf Nachfrage unserer Zeitung um Geduld

„Nein, ein Vorzeigeobjekt ist der S-Bahnhof nicht“, räumt Bürgermeister Klaus Heilinglechner ein. Er beteuert, dass die Stadt „alles unternimmt, was sie unternehmen kann“. Mutmaßlich wäre es hilfreich, „wenn sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Beschwerden direkt an den Eigentümer der Liegenschaft wenden“.

Auf die aktuelle Anfrage unserer Zeitung reagiert die Bahn mit der Bitte um Geduld. Die gewünschten Infos „müssen zunächst bei den zuständigen Kollegen recherchiert werden“, so ein Sprecher der DB. „Urlaubsbedingt kann dies etwas länger dauern als üblich.“ (cce)

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