Zukunft der Kreisklinik Wolfratshausen: Bürgermeister rechnet mit „Diskussion im Kreistag“
Rathauschef Klaus Heilinglechner äußerte sich bei einer Info-Veranstaltung der Bürgervereinigung zur Kreisklinik Wolfratshausen. Heilinglechner geht davon aus, „dass da noch eine Diskussion im Kreistag zu erwarten ist“.
Wolfratshausen – Wie die Zukunft der Kreisklinik Wolfratshausen konkret aussieht, kann derzeit niemand sagen. Der wesentliche Grund: Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebrachte Krankenhausreform ist noch immer nicht in trockenen Tüchern. Derzeit ist geplant, dass der Gesetzesentwurf am 24. April vom Bundeskabinett beschlossen werden soll. Fest steht: Die Reform wird die Krankenhauslandschaft in Deutschland gravierend verändern. Lauterbachs Konzept sieht unter anderem vor, dass das Personal auf größere Kliniken konzentriert wird und in ländlichen Gesundheitseinrichtungen eine Qualitätssteigerung durch Spezialisierungen stattfindet.
Die Kreisklinik Wolfratshausen stehe derzeit nach seiner Meinung „gut da“, sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) kürzlich bei einem Info-Abend der Bürgervereinigung im Wirtshaus Flößerei. Heuer benötige der Betrieb einen Investitionszuschuss von acht Millionen Euro, darin enthalten sind 1,5 Millionen Euro für die geburtshilfliche Abteilung am Moosbauerweg. Seit Juli 2019 betreibt das Krankenhaus Starnberg dort eine Außenstelle seiner Geburtshilfestation, der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat sich im Jahr 2018 verpflichtet, am Standort Wolfratshausen entstehende Defizite bis jährlich maximal 1,5 Millionen Euro zu übernehmen.
Alle Nachrichten aus Wolfratshausen lesen Sie hier.
Erst vor wenigen Tagen gab die Regierung von Oberbayern bekannt, dass der Landkreis rückwirkend für 2022 als Defizitausgleich eine Million Euro bekommt. Das Geld stammt aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege – es stehe dem Landkreis zu, weil im Jahr 2022 „die Kriterien der bayerischen Geburtshilferichtlinien erfüllt wurden“, erklärt die Pressesprecherin der Kreisbehörde, Marlis Peischer.
Im operativen Geschäft kann sich Klinik „nicht aus eigener Kraft über Wasser halten“
Mit Blick auf die Bilanzen kommunaler Kliniken in den Landkreisen Starnberg, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen stellt Bürgermeister Heilinglechner fest, dass die Kreisklinik Wolfratshausen „ein sehr niedriges Defizit“ ausweise. Er machte bei dem Diskussionsabend aber kein Hehl aus der Tatsache, dass sich Kliniken wie die in der Loisachstadt „im operativen Geschäft nicht aus eigener Kraft über Wasser halten können“. Heilinglechner geht davon aus, „dass da noch eine Diskussion im Kreistag zu erwarten ist“.
Wir brauchen mit Blick auf die Notfallversorgung zwei Kliniken.
Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), in Personalunion Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kreisklinik Wolfratshausen gGmbH, hatte in jüngster Vergangenheit immer wieder „Veränderungsbereitschaft“ angemahnt. Er plädiert für eine „saubere, ehrliche Diskussion“ über die Gesundheitsversorgung im Landkreis. Niedermaier hält es für dringend notwendig, einen „strategischen Partner“ für die Einrichtung am Moosbauerweg zu finden. Das Gesundheitswesen stehe vor einem kompletten Umbruch, rechtliche Bestimmungen und qualitative Anforderungen an Kliniken würden zunehmen. Auf der anderen Seite werde die Finanzierung von sogenannten Alleinkrankenhäusern wie der Kreisklinik Wolfratshausen immer schwieriger.
Meine news
Gesundheitssystem „ein Paradebeispiel für die deutsche Bürokratie“
Es sei wichtiger denn je, dass beide Kliniken im Landkreis – die in Wolfratshausen und die Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz – „besser zusammenarbeiten“, so Heilinglechner. „Wir brauchen mit Blick auf die Notfallversorgung zwei Kliniken“, konstatierte der Bürgermeister. Die Bürgerinnen und Bürger nahm Heilinglechner in die Pflicht, denn „die Patienten stimmen mit den Füßen ab“, das heiße: „Wo lasse ich mich behandeln?“ Nicht selten werde der Kreisklinik die räumliche Nähe zu den Maximalversorgern in München „zum Verhängnis“.
„Das Gesundheitssystem ist in den vergangenen Jahren extrem verkompliziert worden“, bilanzierte der Bürgermeister. Es sei „ein Paradebeispiel für die deutsche Bürokratie“. Bei dem Bemühen um den Erhalt der Kreisklinik fehle ihm „manchmal“ die Unterstützung „von anderen Kommunen im Nordlandkreis“, bedauerte er. Die Stadt Geretsried nahm Heilinglechner explizit aus: „Mein Amtskollege Michael Müller ist mit mir in einer Spur.“ (cce)
Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.