Landrat rät dem Bürgermeister von Jachenau: „Hör nicht auf zu nörgeln“
Die sanierungsbedürftige Staatsstraße 2072, die Zukunft des Walchenseekraftwerks und Vandalismus-Probleme am Südufer waren Themen in der Bürgerversammlung in der Jachenau.
Jachenau – Am Walchensee gibt es zunehmend Probleme mit Vandalismus. Das berichtete Bürgermeister Klaus Rauchenberger am Sonntag in der Jachenauer Bürgerversammlung vor rund 80 Interessierten im „Schützenhaus“. Die Parkautomaten am Südufer würden immer wieder Opfer von Zerstörungswut, sagte der Rathauschef. Auch komme es häufiger vor, dass die Mobiltoiletten umgeworfen werden. „Haltet die Augen offen“, rief Rauchenberger die Bürger auf. „Sachbeschädigungen sind keine Gaudi, sondern Straftaten. Also ruft sofort die Polizei, wenn Ihr was beobachtet.“
Jachenau nahm am Walchensee 138.000 Euro Parkgebühr ein
An Parkgebühren nahm die Gemeinde 2023 am Walchenseesüdufer rund 138.000 Euro ein, wie aus dem Bericht vom Gemeindekämmerer Felix Kellner hervorging. Dem stünden aber Ausgaben für Toiletten, Parkplatzpflege, Müllbeseitigung sowie die Wartung der Automaten gegenüber, an denen es „brutal viele Störungen“ gebe, erklärte Rauchenberger.
Zuvor hatte der Bürgermeister einen Abriss über die wichtigsten Punkte der gemeindlichen Arbeit im vergangenen Jahr vorgetragen. Er erinnerte daran, dass der Anbau am Wertstoffhof fertig geworden sei, ebenso wie ein Pavillon an der Schule. Die Friedhofsmauer bekam ein neues Schindeldach, in Petern wurde ein neues Bushäuschen aufgestellt. Am Kindergarten ist ein Spielzeug-Unterstand in Bau. Der Sportplatz bekam eine neue Flutlichtanlage.
Vorplatz am Dorfladen Jachenau umgestaltet
Im Dorf wurde in Zusammenarbeit mit Inhaber Peter Krauß der Dorfladen-Vorplatz umgestaltet. Rauchenberger freute sich, dass Krauß das Dorfladen-Gebäude gekauft und somit die Zukunft des Geschäfts gesichert hat. Heuer wird das 25-jährige Bestehen gefeiert.
Größter Ausgabenposten im Jachenauer Haushalt 2024 werden laut Rauchenberger Investitionen in die Wasserversorgung sein. Hier sind Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an Tiefbrunnen und Hochspeicher unumgänglich.
Auch den Sachstand beim Dauerthema Radweg fasste der Bürgermeister zusammen. Hier habe der Bund nun zugesagt, an der Engstelle zwischen Sportplatz und Friedelweide die teure Variante zu bezahlen, die Staatsstraße in den Hang des Brunnenbergs zu verlegen, um Platz für den Radweg zu schaffen. Damit könne der nächste Teilabschnitt von Höfen bis zur Schule voraussichtlich 2025 gebaut werden.
Meine news
Für den Bauabschnitt zwischen Raut und Höfen habe die Gemeinde die Planung in Auftrag gegeben. Beim letzten Stück von der Schule bis ins Dorf „haben wir weiter keinen Zugriff auf die nötigen Tauschflächen“, so Rauchenberger. „Es ist traurig, aber da geht nichts weiter.“
Auf der Staatsstraße 2072 werden jetzt Löcher zugeschüttet
Beim Hochwasserschutz an der Großen Laine sei der Baubeginn wahrscheinlich ebenfalls 2025. Der Planfeststellungsbeschluss – also die Baugenehmigung – liege nun vor, so der Bürgermeister.
Nichts Neues konnte das Gemeindeoberhaupt zur Staatsstraße 2072 berichten, deren Sanierung er seit Jahren vehement vom Staatlichen Bauamt einfordert. Nach dem jüngsten Bericht in unserer Zeitung rücke die Straßenmeisterei zwar regelmäßig „mit fünf Sackl Kaltteer an und schüttet die Löcher zu“, so der Bürgermeister. Doch wenn es um eine nachhaltige Sanierung gehe, „hört man immer nur, es ist kein Geld da“. Landrat Josef Niedermaier, der in der Bürgerversammlung zu Gast war, sah bei dem Thema mittelfristig „ein bisschen Hoffnung“. Er riet dem Jachenauer Bürgermeister: „Hör nicht auf zu nörgeln.“
Bürger fordert: Interessen der Jachenau bei Walchenseekraftwerk durchsetzen
In einer der wenigen Bürger-Wortmeldungen sprach Stefan Rinner die Wasserrechte am Walchensee an. Weil für den Betrieb des Kraftwerkssystems Wasser umgeleitet werde, „sinkt bei uns der Grundwasserpegel immer weiter“. Die Gemeinde müsse „dahinter sein, dass die Jachenau in Zukunft mehr Vorteile und Entschädigungen bekommt“.
Niedermaier sagte, es deute alles darauf hin, dass der Uniper-Konzern demnächst den Antrag auf erneute Erteilung der Wasserrechte stelle, die 2030 auslaufen. In dem Verfahren hätten dann die Träger öffentlicher Belange – auch die Gemeinde Jachenau – Gelegenheit, ihre Position einzubringen. Um die Interessen des Landkreises auszuloten, habe der Kreistag bereits eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet.
Landratsamt wegen Bedrohungen ein „Hochsicherheitstrakt“
Direkt an den Landrat wandte sich Anton Lippert. „Das Landratsamt ist wie ein Hochsicherheitstrakt“, sagte er. „Früher konnte man vieles auf dem kleinen Diensteg erledigen, jetzt geht nichts mehr ohne Termin. Das nervt gewaltig.“
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Das Landratsamt wolle zwar gern ein offenes Haus sein, antwortete Niedermaier. Allerdings seien auch Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter nötig. „Wir hatten massive Vorfälle, es finden deswegen regelmäßig Polizeieinsätze statt“, sagte er. Insbesondere gegen Mitarbeiter des Jugendamts gebe es Gewaltandrohungen. Deswegen seien Sicherheitsmaßnahmen unverzichtbar. Um den Zugang zum Landratsamt zu verbessern, werde der Eingangsbereich umgebaut, sodass die Rezeption aus dem Inneren des Hauses direkt nach vorne wandere.
Das Thema „Bann- und Wuhrhölzer“ sprach Jost Gudelius an. Der Ortschronist hatte es schon vor vielen Jahren als historisches Unrecht bezeichnet, dass die Gemeinde nie die ihr zustehenden Waldflächen zurückbekam, die dem Staat einst durch sie Säkularisation zugefallen waren. „Wird dieses Thema noch mal aufgegriffen?“ Rauchenberger antwortete: „Es gibt noch eine andere Seite zu deiner Darstellung.“ Er werde den Punkt aber im Gemeinderat noch einmal ansprechen. (ast)