Wie die Deutsche Bahn vom Walchenseekraftwerk profitiert

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Das Walchenseekraftwerk produziert seit 100 Jahren Strom. © Arp/Archiv

Seit Inbetriebnahme des Kraftwerks 1924 sind mindestens zehn Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom für die Deutsche Bahn produziert worden. Die Inbetriebnahme schrieb vor 100 Jahren Eisenbahngeschichte.

Kochel am See/München – Welche Bedeutung das Walchenseekraftwerk für die Deutsche Bahn (DB) hat, darauf weist nun der Konzern in einer Pressemitteilung im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Kraftwerk“ hin. Seit Inbetriebnahme des Kraftwerks 1924 – es lieferte von Beginn ein Drittel seines Stroms an die Bahn – seien mindestens zehn Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom für die Deutsche Bahn produziert worden. „Das entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch der Stadt Hamburg“, heißt es in der Mitteilung. In den vergangenen 100 Jahren konnte die DB somit rund fünf Millionen Tonnen CO2 einsparen. Neben dem Walchenseekraftwerk produzieren auch das DB-eigene Wasserkraftwerk Bad Reichenhall und das Wasserkraftwerk Kammerl Ökostrom für die Bahn.

Bis 2038 will die Bahn vollständig „grün“ sein

Schon heute sei die DB Deutschlands größte Ökostromnutzerin, heißt es in der Mitteilung weiter. Mit mehr als 65 Prozent Erneuerbaren im DB-Bahnstrom liege sie deutlich über dem öffentlichen Grünstrommix, mit einem Anteil von derzeit 56 Prozent. Bis 2038 soll der gesamte DB-Bahnstrom – zehn Terawattstunden pro Jahr – vollständig grün sein. Dafür baue die Konzerntochter DB Energie das Portfolio von Vertragskraftwerken und Lieferverträgen grundlegend um.

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Im Fernverkehr seien die Reisenden bereits seit 2018 mit erneuerbaren Energien unterwegs, heißt es in der Mitteilung weiter. „Ab 2025 werden auch alle Bahnhöfe, Instandhaltungswerke und Bürogebäude in Deutschland vollständig mit Ökostrom versorgt.“ Das Wasserkraftwerk am Walchensee liefere seit 100 Jahren „zuverlässig grünen Strom für die Deutsche Bahn, lange bevor es das Wort Ökostrom überhaupt gab“, wird Torsten Schein, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Energie, in der Mitteilung zitiert.

Blick in die Geschichte: So wurde damals Bayern mit der Bahn erschlossen

In der Pressemitteilung gibt es auch interessante Details zur bayerischen Eisenbahngeschichte. Einen dauerhaften Probebetrieb mit Wasserkraft und Strom für die Bahn habe es bereits 1903 auf der Strecke nach Oberammergau gegeben. Mit der Eröffnung des Walchenseekraftwerks konnte vor allem in Bayern das Streckennetz rund um München elektrifiziert werden. Nicht nur auf klassischen Gebirgsstrecken im Werdenfelser Land und nach Berchtesgaden, auch die Fernstrecken von München nach Salzburg und Kufstein profitierten von der neuen Stromversorgung, schildert Pressesprecherin Sonja Stötzel. „Die Reisezeit auf der oberbayerischen Ost-West-Tangente verkürzte sich von vier Stunden auf drei Stunden und 15 Minuten.“ Gegenüber dem Dampfbetrieb konnte die 1922 gegründete Reichsbahn bei Schnellzügen rund 13 Prozent, bei Regionalzügen 18 Prozent und bei Güterzügen sogar 29 Prozent an Fahrzeit einsparen, was sich am Ende auch wirtschaftlich auszahlte, schreibt Stötzel. „Das Walchenseekraftwerk gab damit den Impuls für eine breite Modernisierung des Eisenbahnsystems.“

Waren Ende 1925 etwa 1000 Kilometer bei der Reichsbahn im elektrischen Betrieb, waren es zwei Jahre später knapp über 1200 und Ende 1929 etwa 1500 Kilometer. „Dabei war das Netz in Bayern mit 700 Kilometern am umfangreichsten – dank der natürlichen Ressource Strom aus Wasser der vielen Flüsse und Stauseen.“  

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