Well-Brüder schenken Tölz kräftig ein: „Alles, was net dem Duttler oder Hoefter gehört, des gehört dem Worbs“
Mit „Alpinismo Tropical“ bieten die Well-Brüder Christoph, Karl und Michael im Tölzer Kurhaus ein rasantes und humorvolles Programm dar - inklusive lokaler Spitzen.
Bad Tölz – Das machen nur die Well-Brüder: Bei ihrem Auftritt mit dem Programm „Alpinismo Tropical“ wird ganz nebenbei auch den Tölzern kräftig eingeschenkt.
„Über dem Abriss der alten Hauptpost hängt der Mantel des Schweigens“, so die ganz persönliche Einschätzung von Christoph, Karl und Michael Well. Sie freuen sich über den vollen Saal im Kurhaus, „denn ma woaß ja net, ob so alte Hüttn am nachsten Tag no steht“. Und die drei wissen auch über die Besitzverhältnisse in der Kurstadt bestens Bescheid: „Alles, was net dem Duttler oder Hoefter gehört, des gehört dem Worbs.“ Das Familienunternehmen hat bekanntlich große Pläne mit dem Post-Areal an der Hindenburgstraße.
Well-Brüder: „Tölz ist nicht Provinz, sondern Provence“
Einen Nachschlag zum Tölzer Lokalkolorit gibt es in der begeistert gefeierten Vorstellung am Sonntagabend noch in der Zugabe: „Tölz ist nicht Provinz, sondern Provence“, bescheinigen sie Veranstalter Wolfgang Ramadan. Seine „kulturelle Grundversorgung“ mit dem Abo Tölz läuft bereits seit fast 20 Jahren mit großem Erfolg.
Wo fängt man an, wenn man über den Auftritt der Anarcho-Brüder erzählen will? Da ist ihre Heimat in Hausen nahe bei Rupp-Rohre Rohrbach – mit kräftig gerolltem Rachen-Rrr. Dann das geschichtsträchtige Umfeld, das von Heimatpfleger Toni Drechsler wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Der Historiker kann demnach belegen, dass Georg Friedrich Händel durch die kleine niederbayerische Siedlung gezogen ist, und so kommt die „Große Feuerwehrmusik“ in vier Sätzen einmal mehr zu Gehör.
Well-Brüder belegen die Tölzer Kurhaus-Bühne mit zwei Dutzend Instrumenten
Stofferl Well brilliert mit der hohen Bachtrompete – ebenso wie bei der Zugabe: Die Variationen über das Lied „Mei Huat, der hat drei Löcher“ (auch bekannt als „Karneval von Venedig“) gilt als eines der schwierigsten Bravourstücke für Trompete – wie selbstverständlich auch in Tölz auswendig geblasen.

Karl, Michael und Christoph, in der Geschwisterfolge die Nummern 12, 13 und 14 in der 15-köpfigen Musikanten-Großfamilie, belegen mit ihren gut zwei Dutzend Instrumenten die ganze Kurhausbühne. So lernen die Zuhörer nicht nur Akkordeon, Tuba und Trompete kennen, sondern auch Brummtopf, Leier und Alphorn. Das Trio tritt als Schuhplattler, Bauchtänzer und Highlander auf.
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Sticheleien gegen „Leberkäs-Trump“ Aiwanger
Die Brüder lassen kein gutes Haar an Andreas Gabalier. „Bei dem Gsangl taatn si sogar da Kraudn Sepp und Jimi Hendrix no im Graab umdrahn.“ Auch der „Leberkäs-Trump“ Hubert Ai-Ai-Aiwanger ist nicht ihr Freund. Und erst recht nicht die AfD. Das Kürzel bedeute „Asyl für Deppen“. In der Wählerschaft mache sich immer mehr „geistige Diarrhoe“ breit, und „an diesem Virus ist schon mal die halbe Menschheit gestorben“.
Ans Eingemachte geht es bei „Alpinismo Tropical“, denn der Klimawandel „ist uns scheißegal“. Die Wells feuern aus allen Rohren gegen Schneekanonen: „Das Sudelfeld ist schon versudelt worden.“ Und sie kämpfen gegen die bayerische Fortschrittsdevise: „Soll die Heimat sich rentieren, so muaßt du’s zubetonieren“. Ein weiterer Höhepunkt ist das Lied vom „Seniorenglück“. Mit drei Mandolinen begleitet besingen sie „Wochenend’ und Sonnenschein im Altersheim“. Im Tölzer Kurhaus sitzt ihrer Meinung nach ja das Zielpublikum für Lieder wie „Veronika, der Arzt ist da, die Erben singen trallala“.
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Keiner bleibt ungeschoren in dem rasanten Zwei-Stunden-Programm. In der „Lesung aus dem Buche Bayerns“ bekommt auch Markus Söder sein Fett weg: „Ein gestandenes Mannsbild von de Füaß bis zum Hals, nur der Kopf verdirbt wieder all’s.“ Die Wellbrüder spielen, singen, stänkern in bewährter Tradition der vormaligen Biermösl Blosn – auf Neudeutsch: well played. (ao)