Ein Blick in die neue Lenggrieser Asylunterkunft
Die neue Asyl-Unterkunft an der Scharfreiterstraße in Lenggries ist fertig. Ab der kommenden Woche wird mit der Belegung der knapp 100 Plätze begonnen.
Lenggries – Nach nur wenigen Monaten Bauzeit ist die Asylunterkunft an der Lenggrieser Scharfreiterstraße fertig. Bevor in der kommenden Woche die ersten Bewohner einziehen werden, durften Nachbarn, Vertreter der Gemeinde und Kommunalpolitiker am Dienstag einen Blick in die Container werfen.
Zwei Stockbetten, ein Bad und eine Küchenzeile
Knapp 100 Betten bieten die Container auf zwei Etagen. Die Zimmer sind einfach, aber funktional eingerichtet. Auf gut 30 Quadratmetern finden sich ein Bad mit Dusche, Waschbecken und WC, zwei Stockbetten, ein Tisch mit Stühlen, eine kleine Küchenzeile mit Kühlschrank, Spüle und zwei Kochplatten, gegenüber stehen Spinde. „Die sind nicht absperrbar, aber die Zimmertür“, sagt Andreas Baumann, Sachgebietsleiter Asyl im Landratsamt. Noch auf Gestaltung warten die Außenflächen, das sei bislang aus Witterungsgründen nicht möglich gewesen. Aufgestellt werden dort einige Spielgeräte für die Kinder. Am Rand gibt es zudem noch einen Unterstand aus Holz mit einigen Bänken.
Zutritt zum Areal haben nur Bewohner und angemeldete Besucher
Das gesamte Areal ist umzäunt. Rein kommen nur Bewohner oder angemeldete Besucher, die ihren Ausweis hinterlegen müssen. Der Sicherheitsdienst hat die Tür genau im Blick, weil sich dessen Büro unmittelbar daneben in den Räumen des ehemaligen Autohauses befindet. Nur wenn einer der Mitarbeiter auf den großen roten Knopf in der Zentrale drückt, öffnet sich die Tür. „Der Sicherheitsdienst ist sieben Tage die Woche rund um die Uhr mit zwei Leuten vor Ort“, sagt Baumann.
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Gleich nebenan gibt es Gemeinschaftsräume mit einigen Tischen und eine große Küche, in der gemeinsam gekocht werden kann. Im hinteren Bereich ist das Büro des Vereins „Hilfe von Mensch zu Mensch“ untergebracht, der die Flüchtlings- und Integrationsberatung übernimmt.
Bewohner von der Geiersteinstraße ziehen um
Als erstes werden einige der jetzigen Bewohner der Container an der Geiersteinstraße in die neue Unterkunft umziehen – darunter Familien mit Kindern. „Wir belegen die Unterkunft natürlich auch nicht gleich voll“, sagt Baumann. „Auch wir müssen schließlich erst einmal checken, ob alle Abläufe funktionieren.“
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Dazu beitragen werden die Mitarbeiter von Peter Frechs Sicherheitsfirma. Seit Jahren kümmert sich das Unternehmen um zahlreiche Asylunterkünfte in mehreren Landkreisen. An der Scharfreiterstraße würden Leute im Sicherheitsdienst eingesetzt, die schon lange dabei sind, sagt Frech. Auch er ist am Dienstag mit vor Ort, spricht mit Anwohnern.
Einige bringen noch einmal ihre Besorgnis über die künftigen Nachbarn vor. „An wen kann ich mich wenden, wenn die Müll zu mir rüberwerfen oder meine Scheiben einschmeißen?“, fragt einer. Frech drückt ihm eine Visitenkarte in die Hand. Natürlich könnten sich die Nachbarn an den Sicherheitsdienst wenden, wenn etwas vorfalle. „Dafür sind wir auch da“, so Frech. Aus der großen Erfahrung, die sein Unternehmen seit der ersten Flüchtlingswelle 2015 gesammelt hat, weiß er aber auch: Wenn der Sicherheitsdienst eingreifen muss, geht es eigentlich immer um Streitigkeiten unter den Bewohnern innerhalb der Unterkunft.
Firmen wurden in der Bauphase eingeschüchtert
Der Bau der Container an der Scharfreiterstraße hatte einiges an Kritik ausgelöst – nicht nur bei den Nachbarn. Auch der Gemeinderat hatte den Antrag mit Blick auf die Größe abgelehnt. Da es dafür baurechtlich aber keinen Grund gab, genehmigte das Kreisbauamt das Projekt. Umgesetzt wurde es mit Hilfe von Handwerkern aus der Region. Aber auch in der Bauphase zeigte sich, dass der Bau umstritten ist. Es habe Einschüchterungen gegeben. Einige Firmen hätten sich daraufhin aus dem Projekt zurückgezogen, sagt der Grundstückseigentümer. Bürgermeister Stefan Klaffenbacher bestätigt das. In einem Fall wurde damit gedroht, eine Baumaschine in Brand zu stecken. Auch deshalb gab es auf der Baustelle eine Videoüberwachung.
Weitere Unterkunft in der Lenggrieser Kaserne geplant
Glücklich ist die Gemeinde immer noch nicht über die Unterkunft – auch mit Blick auf die Sorgen und Ängste der Nachbarn. Aber man sehe schon auch die Notwendigkeit, die Menschen unterbringen zu müssen, sagt Klaffenbacher. Mittelfristig geht die Gemeinde zudem davon aus, dass die Container mit rund 70 Plätzen, die seit knapp zehn Jahren an der Geiersteinstraße stehen, verschwinden werden. Das ist auch notwendig, denn die Gemeinde braucht Platz für die Ganztagsbetreuung der benachbarten Grundschule.
Die Auflösung funktioniert aber nur mit einer weiteren größeren Unterkunft in Lenggries. Im Fokus steht hier auf dem Kasernenareal das ehemalige Lehrsaalgebäude, das sich in Privatbesitz befindet. Auch dort sind knapp 100 Plätze vorgesehen, auch diesen Antrag hatte der Gemeinderat im November abgelehnt. Das letzte Wort hat aber wie immer das Landratsamt. Eine Baugenehmigung sei in diesem Fall aber noch nicht erteilt worden, sagt die Pressestelle der Kreisbehörde auf Anfrage.