Lenggrieser Gemeinderat sagt Nein zu Asylunterkunft in der Kaserne
Ein privater Bauherr möchte im ehemaligen Leersaalgebäude der Lenggrieser Kaserne eine Asylunterkunft schaffen. Der Gemeinderat hat den Bauantrag abgelehnt.
Lenggries – Es war ein Bauantrag, der im Lenggrieser Gemeinderat alles andere als gut ankam. Daher lehnte das Gremium das Ansinnen, aus dem ehemaligen Leersaalgebäude der Kaserne eine Asylbewerberunterkunft zu machen, am Montagabend auch ab. Das letzte Wort hat aber wie immer das Landratsamt.
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Das Gebäude befindet sich zwischen zwei u-förmigen Unterkunftsgebäuden und ist nicht Eigentum der Gemeinde. Bislang gebe es einen genehmigten Vorbescheid für einen Handwerkerhof mit fünf Einheiten, erläuterte Bauamtsleiter Ronny Bousseljot. Dieser Plan soll nun aber offensichtlich nicht weiterverfolgt werden. Stattdessen möchte der Antragsteller das Gebäude in eine Unterkunft für 95 Geflüchtete umbauen.
Keine Freiflächen geplant, kein Anschluss an Wasserleitung
Ober- und Erdgeschoss seien „relativ kleinparzelliert, um die Anzahl unterzubekommen“, sagte der Bauamtsleiter. Kleine Aufenthaltsräume seien im Untergeschoss vorgesehen. „Da ist die Belichtung natürlich nicht so optimal.“ Überhaupt nicht vorgesehen seien Spiel- oder Freizeitflächen im Freien, ergänzte Bousseljot. Nicht das einzige Problem. Es gebe nur eine unzureichende Straßen- und Außenbeleuchtung des Areals. „Das ist bei einer Gewerbenutzung bislang nicht so ins Gewicht gefallen.“ Zudem sei die Erschließung nicht gesichert. Es gebe lediglich den Anschluss an eine Notwasserleitung. „Der Bauherr sagt aber, dass hier Planungen laufen“, sagte Bousseljot. Kein Hinderungsgrund sei dagegen die Tatsache, dass das Gebäude innerhalb eines Bebauungsplans liegt, der dort eigentlich Gewerbe vorsieht. Hier habe der Gesetzgeber Möglichkeiten geschaffen, Aufnahmeeinrichtungen dennoch zu ermöglichen. „Baurechtlich ist das ziemlich ausgehebelt worden“, sagte Bousseljot.
Baugenehmigung für Scharfreiterstraße liegt vor
Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) konnte dem Antrag „unter keinen Umständen zustimmen“. Er gehe davon aus, dass eine Unterkunft mit knapp 100 Plätzen an der Scharfreiterstraße entstehe. Dafür liegt seit Kurzem – trotz des ablehnenden Beschlusses der Gemeinde – die Baugenehmigung vor. „Da brauchen wir keine zweite.“ Zudem sei die Planung im Fall der Kaserne „auf ein Maximum an Unterbringung ausgelegt“. Es gebe kaum Aufenthaltsbereiche im Inneren, und gar keine im Freien. „Das kann sich zu einem sozialen Brennpunkt entwickeln“, sagte Klaffenbacher. Zudem führe man seit zwei Jahren mit dem Eigentümer Gespräche, damit die wassermäßige Erschließung auf sichere Beine gestellt wird. „Passiert ist aber nichts.“
CSU-Gemeinderätin fragt nach Schadstoffen im Untergeschoss
Die Bedenken teilte Christine Rinner (CSU). Es gebe zu wenig Platz und deutlich zu wenig sanitäre Einrichtungen. Sie wunderte sich zudem, dass die Pläne auch eine Nutzung des Untergeschosses vorsehen. „Es hieß doch immer, dass die Keller auch kontaminiert sind und versiegelt werden müssen“, wandte sie ein. Den Hinweis, dass es Schadstoffe in den Räumen geben könnte, werde man auf jeden Fall aufnehmen, sagte Klaffenbacher. Ob die Sanitäranlagen ausreichend sind, „prüft aber das Kreisbauamt“.
Franz Baumgärtel (FWG) wollte wissen, ob es bei dieser Größenordnung einen Sicherheitsdienst gebe. „Ja, das ist uns zugesagt“, antwortete Klaffenbacher. Zudem werde das Anwesen eingezäunt, ergänzte er auf Nachfrage von Thomas Murböck (CSU), der befürchtete, dass sich das leer stehende Kasernenareal sonst schnell „zum Abenteuerspielplatz entwickeln“ könnte.
So oder so möchte der Gemeinderat die Umnutzung des Gebäudes nicht haben. Die Ablehnung des Bauantrags erfolgte einstimmig.
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