Fleischsorte unter Verdacht: Italienische Forscher warnen vor erhöhtem Krebsrisiko
Hähnchen gilt als eine der gesündesten Fleischsorten. Eine Studie stellt das jetzt infrage: Das Sterberisiko könnte höher sein als gedacht.
Bari (Italien) – Weißes Fleisch wie Hähnchen galten bisher als gesunde Alternative zu rotem Fleisch und Wurst, die seit langem als Risikofaktoren für Krebs feststehen. Italienische Forschende vom Nationalem Institut für Gastroenterologie fanden jetzt jedoch heraus, dass der Konsum von mehr als 300 Gramm Geflügel pro Woche das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, erheblich steigern kann.

Studie warnt: Bereits 300 Gramm Geflügel pro Woche kann Krebsrisiko erhöhen
Die Untersuchung, die im Fachjournal Nutrients veröffentlicht wurde, beobachtete über 4800 Personen in Süditalien über durchschnittlich 19 Jahre. Die Ergebnisse zeigen, dass Personen, die mehr als 300 Gramm Hähnchen oder anderes Geflügel pro Woche aßen, ein um 27 Prozent höheres Sterberisiko hatten als jene, die weniger als 100 Gramm konsumierten. Besonders alarmierend sind die Zahlen für Magen-Darm-Krebs: Hier erhöhte sich das Sterberisiko um 127 Prozent, was einem 2,27-fachen Risiko entspricht.
Männer sind den Studienergebnissen nach besonders betroffen: Bei ihnen stieg das Risiko, an Magen-Darm-Krebs zu sterben, um das 2,6-Fache im Vergleich zu Männern mit geringem Geflügelkonsum.
Experten mahnen vor voreiligen Schlüssen und kritisieren Studienmethodik
Die Studie stößt in Fachkreisen jedoch auf Kritik. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop warnt auf focus.de vor voreiligen Schlüssen, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Die Teilnehmer gaben ihren Fleischkonsum selbst an, was zu Ungenauigkeiten führen kann. Zudem zeigt die Studie lediglich eine statistische Verbindung, aber keine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung.
Theresa Gentile, Sprecherin der Academy of Nutrition and Dietetics, hebt außerdem hervor, dass die Zubereitungsart des Fleisches in der Studie nicht berücksichtigt wurde. „Bei Hähnchenfleisch, das bei hohen Temperaturen gegrillt oder gebraten wird, können heterozyklische Amine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen. Verbindungen, die bekanntermaßen das Krebsrisiko erhöhen“, erklärt Gentile gegenüber realsimple.
Zudem wurden andere Risikofaktoren wie körperliche Aktivität nicht erfasst, obwohl diese die Sterblichkeit beeinflussen können. Die Ernährungsexpertin empfiehlt, auf die Fleischqualität zu achten und schonende Zubereitungsmethoden zu wählen.
Wie viel Fleisch darf es sein? Das empehlen Ernährungsexperten
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, den Fleischkonsum auf maximal 300 Gramm pro Woche zu begrenzen. Fachgesellschaften empfehlen zudem, den Anteil pflanzlicher Lebensmittel zu erhöhen und Fleisch, einschließlich Hähnchen, nur in Maßen zu genießen. Andere Ernährungsmediziner kritisieren jedoch die DGE-Empfehlung. (pk)